Millionenzahlung: Google einigt sich mit französischen Verlegern

Google hat eine Einigung mit den französischen Zeitungsverlegern erzielt, die ähnlich wie deutsche Verleger für die Auflistung ihrer Artikel in Googles Suchdiensten bezahlt werden wollten. Der Suchkonzern bringt 60 Millionen Euro in einen Technologiefonds ein, der umgestaltende Innovationen im Digital Publishing fördern soll. Außerdem will Google den Verlegern zu steigenden Online-Werbeeinnahmen durch Nutzung seiner Dienste AdSense, AdMob und AdExchange verhelfen. Die Verleger verzichten dafür auf die von ihnen geforderte „Link-Steuer“.

„Heute habe ich mit dem französischen Staatspräsidenten Hollande zwei neue Initiativen vorgestellt, um Innovation zu fördern und die Einnahmen der französischen Verleger zu steigern“, schreibt Google-Chairman Eric Schmidt dazu in einem Blogeintrag. Der Vergleich wurde von Schmidt und François Hollande im Élysée-Palast unterschrieben und vom französischen Präsidenten als „historisches Abkommen im Interesse des französischen Volkes“ bezeichnet. Google vermeidet damit ein aus der französischen Politik angedrohtes Gesetz für den Fall, dass es zu keiner Einigung mit den Verlegern komme.

Die Einigung fällt ähnlich wie die zwischen Google und den belgischen Verlegern aus, die nach einem sechsjährigen Rechtsstreit um die Anzeige von Artikeln in Google News erfolgte. Beide Vergleiche könnten auch Modellcharakter für den Streit zwischen deutschen Verlagen und Google um das geplante Leistungsschutzrecht haben, das eine Bezahlung selbst für Snippets (kurze Anrisse, etwa Überschrift und Vorspann) zu verlinkten Pressemeldungen vorsieht. „Was hindert beide Seiten hierzulande an einer solchen Lösung?“ fragt sich beispielsweise Süddeutsche.de-Chef Stefan Plöchinger.

Die Kontrahenten in Sachen Leistungsschutzrecht interpretieren den Friedensschluss in Frankreich allerdings sehr unterschiedlich. Christoph Keese, der als Lobbyist der Axel Springer AG für das Leistungsschutzrecht argumentiert, unterstellt „Camouflage“ durch Google. Der Vergleich verhülle wie zuvor schon in Belgien sorgsam, dass Google für Inhalte zahle: „Er enthält eine einmalige Leistung in Höhe von 60 Millionen Euro sowie dauerhafte Zahlungen in unbekannter Größenordnung.“ Keese unterstellt außerdem, Google könnte Links und Snippets besser als bisher positionieren, sodass die Verlage „einen eingebauten Vorsprung bei der Suchmaschinen-Optimierung bekommen“. Damit habe Google Erfahrung, „denn alle eigenen Produkte werden ja ebenfalls bevorzugt“.

„In Wahrheit wird für Snippets gezahlt, um Gesetze zu vermeiden“, bringt der Springer-Lobbyist seine Argumente bei Twitter in Kurzform. „So ein Blödsinn!“ antwortet Google-Sprecher Kay Overbeck. „Google zahlt nicht für Snippets, weder in Frankreich noch in Belgien.“

ZDNet.de Redaktion

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