Neuer Yahoo-CEO könnte Patentstreit mit Facebook beilegen

Mit der Trennung von CEO Scott Thompson verbindet sich die Hoffnung, dass der neue Interim-Chef Ross Levinsohn Yahoos unbewältigte Probleme angeht und lösen kann. Branchenbeobachter erwarten insbesondere, dass er den von seinem Vorgänger begonnenen Patentstreit mit Facebook so schnell wie möglich beilegt. Levinsohn war zuvor überwiegend für Medienunternehmen tätig und verantwortete bei Yahoo zuletzt das globale Mediengeschäft. Eine neue strategische Ausrichtung des Unternehmens wäre daher ebenfalls denkbar.


Ross Levinsohn, neuer CEO von Yahoo

Yahoo hatte sich am Sonntag von Thompson getrennt, nachdem sein falscher Lebenslauf für zunehmende Unruhe innerhalb des Unternehmens und bei Investoren sorgte. Investor Daniel Loeb, Chef des mit 5,8 Prozent an Yahoo beteiligten Hedgefonds Third Point, hatte die Falschangabe aufgedeckt. Der CEO rühmte sich offenbar längere Zeit eines zusätzlichen College-Abschlusses in Informatik, obwohl er nur einen Abschluss in Rechnungswesen besaß.

Niemand sprang Thompson bei, der sich zuvor in der ganzen Branche durch die Patentklage gegen Facebook unbeliebt gemacht hatte. Er wollte damit offenbar wiederholen, was Yahoo schon einmal gelungen war – eine Patentklage vor Googles Börsengang im Jahr 2004 brachte Yahoo Millionen ein. Im Silicon Valley kam die nun vor Facebooks Börsengang eingereichte Klage aber als ein Versuch an, die Innovation anderer zu behindern, statt selbst erfolgreiche neue Strategien umzusetzen.

Facebook setzte sich zudem aggressiv zur Wehr. Das Social Network reichte nicht nur Gegenklage ein, sondern rüstete sein eigenes Patentportfolio mit zugekauften Schutzrechten von IBM und Microsoft auf. Yahoo fand sich in US-Medien zunehmend als „Patent-Troll“ beschrieben. Das schlechte öffentliche Bild Yahoos und die anhaltende Krise verunsicherte auch die eigenen Mitarbeiter, die sich scharenweise abwerben ließen.

Obwohl Ross Levinsohn zunächst nur als vorübergehender CEO vorgesehen ist, erwarten viele von ihm nun ein schnelles Durchgreifen, zumal er als erfolgreicher „Deal-Macher“ gilt. Forbes fordert ihn auf, umgehend drei Telefonanrufe zu tätigen – mit Alibaba-CEO Jack Ma, Microsoft-Chef Steve Ballmer sowie Facebook-CEO Mark Zuckerberg. „Eine Einigung mit Facebook wäre ein weiterer potenzieller Gewinn für Levinsohn, selbst wenn kein Geld die Hände wechseln sollte“, formuliert das US-Wirtschaftsmagazin.

Ähnlich argumentiert Ben Parr in einem bei News.com veröffentlichten offenen Brief an Levinsohn. Eine Beendigung des Patentstreits würde zwar nicht alle Probleme Yahoos lösen, könnte aber verhindern helfen, dass sich die Dinge noch schlimmer entwickeln. „Die Yahoo-Klage zu beenden, kann dem Unternehmen nur helfen, die Fehler Ihres Vorgängers hinter sich zu lassen“, mahnt er. „Es ist an Ihnen, Mr. Levinsohn, den Patentstreit mit Facebook zu beenden, um Yahoo vor dem Untergang zu retten. Bitte setzen Sie das als eine Ihrer ersten Maßnahmen als CEO um.“

[mit Material von Emil Protalinski, ZDNet.com]

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ZDNet.de Redaktion

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