Studie: Google mindert das Erinnerungsvermögen für Fakten


Bild: Wikimedia Commons

Suchmaschinen wie Google beeinflussen die Art und Weise, wie das Gehirn Informationen speichert. Zu diesem Ergebnis kommt die Psychologin Betsy Sparrow, die an der Columbia University in New York forscht. Ihre Studie hat sie kürzlich im Magazin Science vorgestellt.

„Unser Gehirn verlässt sich auf das Internet, wie es sich auf das Gedächtnis eines Freundes, Familienmitglieds oder Arbeitskollegen verlässt“, erklärt Sparrow. „Wir erinnern uns nicht, indem wir etwas Bestimmtes wissen, sondern indem wir wissen, wo wir eine bestimmte Information finden.“

Sparrow kommt zu dem Schluss, dass Menschen Dinge vergessen, bei denen sie davon ausgehen, sie im Internet zu finden. Sie erinnern sich leichter an Informationen, die nicht online verfügbar sind. Und sie merken sich, wo sie eine Antwort finden, anstatt sich die Antwort selbst ins Gedächtnis zu rufen.

Ihre Studie gliederte Sparrow in vier Untersuchungen. Zunächst stellte sie den Teilnehmern eine Reihe schwieriger Fragen aus dem Bereich Trivia. Es stellte sich heraus, dass die Propanden als erstes an Suchmaschinen dachten, um Antworten zu finden.

Als zweites verpackte Sparrow die Trivia-Fragen in Aussagen. Die Studienteilnehmer wurden auf ihre Merkfähigkeit hin getestet – und daraufhin, ob sie davon ausgingen, dass eine Information auch später noch auffindbar sein würde. Es stellte sich heraus, dass sich die Probanden eine Information deutlich besser merkten, wenn sie dachten, sie sei sonst unwiederbringlich verloren.

Dieselben Trivia-Aussagen zog Sparrow dazu heran, zu testen, unter welchen Bedingungen sich ihre Testpersonen an einen Ort erinnerten, an dem sich eine bestimmte Information befand – etwa in einem Explorer-Ordner. Die Studie förderte zu Tage, dass sich Menschen keineswegs zwangsläufig den Ort merken, an dem eine Information abgespeichert ist. Kennen sie die Antwort auf die Frage, benötigen sie ihn nicht. Erinnern sie sich nicht an die Information selbst, greift stattdessen der Google-Mechanismus – und sie wissen, wo die entsprechende Datei zu finden ist.

Das Ergebnis ihrer Studie bedeute keineswegs eine Absage an Technik und Internet, sagt Sparrow. Vielmehr lasse sich daraus ablesen, wie Lehrkräfte ihren Unterreicht umstrukturieren könnten, um ihn wertvoller zu gestalten. „Wer anderen etwas beibringt – seien es Lehrer, Professoren oder Geschäftsführer – dürfte sich künftig stärker darauf konzentrieren, seinen Fokus auf das Verständnis von Ideen und Denkweisen zu legen, anstatt auf die Erinnerung.“

ZDNet.de Redaktion

Recent Posts

MadMxShell: Hacker verbreiten neue Backdoor per Malvertising

Die Anzeigen richten sich an IT-Teams und Administratoren. Ziel ist der Zugriff auf IT-Systeme.

2 Stunden ago

April-Patches für Windows legen VPN-Verbindungen lahm

Betroffen sind Windows 10 und Windows 11. Laut Microsoft treten unter Umständen VPN-Verbindungsfehler auf. Eine…

2 Stunden ago

AMD steigert Umsatz und Gewinn im ersten Quartal

Server-CPUs und Server-GPUs legen deutlich zu. Das Gaming-Segment schwächelt indes.

11 Stunden ago

Google stopft schwerwiegende Sicherheitslöcher in Chrome 124

Zwei Use-after-free-Bugs stecken in Picture In Picture und der WebGPU-Implementierung Dawn. Betroffen sind Chrome für…

2 Tagen ago

Studie: 91 Prozent der Ransomware-Opfer zahlen Lösegeld

Die durchschnittliche Lösegeldzahlung liegt bei 2,5 Millionen Dollar. Acht Prozent der Befragten zählten 2023 mehr…

2 Tagen ago

DMA: EU stuft auch Apples iPadOS als Gatekeeper ein

Eine neue Analyse der EU-Kommission sieht vor allem eine hohe Verbreitung von iPadOS bei Business-Nutzern.…

2 Tagen ago