Windows Phone 7: keine Chance gegen Android und iOS

Als Entwicklerplattform wird nur Silverlight auf Basis von C# und der .NET-Plattform angeboten. Hinzu kommt das von der Xbox bekannte Toolset XNA. Eine Entwicklungsumgebung für native Anwendungen gibt es zunächst nicht. Apple und Google bieten hingegen auch Entwicklungskits für native Anwendungen an. Deren Entwicklung dauert zwar in der Regel länger und die Programme sind naturgemäß fehleranfälliger für Memory-Leaks und Buffer-Overflows, wenn es jedoch wirklich auf Geschwindigkeit ankommt, benötigt man Anwendungen, in denen zumindest performancekritische Routinen nativ entwickelt wurden.

Hinzu kommt, das für Silverlight-Anwendungen auf der Basis von .NET ein leistungsfähiger JIT-Compiler benötigt wird, der schnellen und effizienten ARM-Code erzeugt. Für die x86-Plattform hat Microsoft bewiesen, dass es einen solchen Compiler bauen kann. Die Performance des vom JIT-Compiler erzeugten Codes für die ARM-Plattform ist jedoch nicht berauschend.

Konkurrent Google hat mit Android 2.2 einen überzeugenden Java-JIT-Compiler für seine Java-VM Dalvik vorgestellt. Grundsätzlich benötigt man für ARM-Prozessoren gar keinen Java-Compiler, denn ab ARMv6 unterstützen die CPUs mit dem Befehlssatz Jazelle die Ausführung von Java-Bytecode. Allerdings beinhalten neuere ARM-Modelle nur eine triviale Implementierung von Jazelle, um die Spezifikation zu erfüllen. Eine Beschleunigung ist damit nicht zu erzielen.

Um Java-Code schnell ablaufen zu lassen, nutzt Dalvik den ThumbEE-Befehlssatz neuerer ARM-Prozessoren, der speziell für Bytecode-Befehlssätze wie Java oder .NET entwickelt wurde. Die Bytecodes lassen sich damit effizient in native ARM-Prozessorbefehle übersetzen, wobei ein Teil der Arbeit von der CPU zur Laufzeit übernommen wird. Ob Windows Phone 7 in seinem JIT-Compiler von dieser Technologie Gebrauch macht, ist bisher nicht bekannt.

Den Browser für Windows Phone 7 will Microsoft auf der Basis von Internet Explorer 7 entwickeln.  Der überzeugt nicht gerade mit hoher Kompatibilität zu den W3C-Standards und schneller Javascript-Perfomance. Programmierer von kleineren Anwendungen, etwa Widgets, nutzen häufig Javascript, da sich viele Dinge mit geringem Aufwand realisieren lassen. Daher wird die Performance von Javascript immer wichtiger.

Bisher hat Microsoft keinen überzeugenden Mobilbrowser vorstellen können. Reaktionsverhalten und Darstellung von Webseiten, die für Desktop-Rechner konzipiert sind, enttäuschen. Hier muss sich Microsoft die Adaptionen von Chrome und Safari auf mobile Geräte zum Vorbild nehmen. Ob das bis zum Erscheinen von Windows Phone 7 gelingt, bleibt bei der Codebasis IE7 fraglich.

Unklar bleibt auch, ob und welche Datenbank Microsoft dem neuen Handy-Betriebssystem mitgeben will. Die eigene Entwicklung SQL Server Compact Edition hat langfristig wegen schlechter Performance ausgedient. Sie wird unter anderem bei ActiveSync eingesetzt. Die Datenbank ist so langsam, dass die Synchronisation mit HSDPA kaum schneller verläuft als mit GPRS. Die meiste Zeit wird damit verbracht, die heruntergeladenen Mails und Kontakte in die Datenbank einzusortieren.

Der aktuelle Stand der Dinge für Windows Phone 7 ist, dass sich die hauseigene Datenbank nur noch von Microsoft vorinstallierten Anwendungen wie ActiveSync nutzen lässt. Anwendungsprogrammierer können sie jedoch nicht verwenden. Eine Silverlight-Schnittstelle wird nicht angeboten. Sie müssen auf Alternativen wie Perst ausweichen, das bereits für Windows Phone 7 portiert wurde.

Die genannten Probleme muss Microsoft bis zum Erscheinen von Windows Phone 7 in den Griff kriegen. Es hat drei Jahre verstreichen lassen, um auf der Basis von Windows CE 6.0 eine vernünftige Mobilplattform aufzubauen. Nun muss innerhalb eines Jahres alles nachgeholt werden. Ob dem träge gewordenen Softwareriesen das gelingt, bleibt fraglich.

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ZDNet.de Redaktion

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