Windows Phone: Microsoft löscht Drittanbieter-Apps für Snapchat

Obwohl es weiter keine offizielle Windows-Phone-App für Snapchat gibt, hat Microsoft eine Reihe Fremdangebote aus seinem Software-Store entfernt. Das erklärte unter anderem Rudy Huyn, Entwickler des beliebten Programms 6snap, auf Twitter, wie Engadget aufgefallen ist.

Der Blog hat auch eine Bestätigung von Microsoft erhalten. Man folge damit einer Bitte von Snapchat, das Fremd-Apps keinen Zugriff auf seine APIs mehr geben wolle. Die Entscheidung dürfte Microsoft nicht leicht gefallen sein, sperrt es damit doch die eigenen Nutzer komplett von Snapchat aus – in Ermangelung einer offiziellen App. Huyn sagt, er und Microsoft versuchten nun, Snapchat zum Umdenken zu bewegen.

Seit Mitte November dürfte der Snapchat-Zugriff mit den Fremd-Apps nicht mehr reibungslos funktioniert haben. Damals begann Snapchat, sämtlichen Fremdanbieter-Apps für alle Plattformen den Zugriff auf sein Netzwerk zu blockieren. Nutzer erhalten seither Warnhinweise mit der Aufforderung, ihr Konto-Passwort zu ändern und zu Snapchats eigener App zu wechseln. „Wenn Sie solche Apps weiter nutzen, müssen wir vielleicht Ihr Konto sperren.“ Einmal gesperrte Konten lassen sich immerhin durch einen Passwortwechsel wieder entsperren.

Anfang letzten Jahres war eine Datenbank mit Usernamen und Telefonnummern von 4,6 Millionen Snapchat-Nutzern im Internet veröffentlicht worden. Im Oktober ereignete sich dann ein weiterer Sicherheitsvorfall, der wortspielerisch den Namen „The Snappening“ erhielt: Er führte zur Veröffentlichung von mindestens 100.000 über Snapchat versandten Fotos und Videos. Als Leck wurde eine Drittanbieter-Anwendung für den Dienst identifiziert, die nach der Installation bösartiger Software Bilder stahl. Für einen Dienst, der mit Schutz der Privatsphäre aufgrund der Flüchtigkeit der Bilder wirbt, ein besonders peinlicher Vorfall: Eigentlich sollten alle verschickten Texte und Medien nach dem Betrachten umgehend und endgültig gelöscht werden.

Irreführung in Sachen Privatsphäre hatte auch die US-Kommunikationsbehörde Federal Trade Commission (FTC) Snapchat vorgeworfen. Ihr zufolge sammelt der Dienst in einem Maße Anwenderdaten, das gegen die eigenen Richtlinien verstößt. Kürzlich kam es zu einer Einigung: Snapchat verpflichtete sich, seine Richtlinien zu revidieren, und willigte in 20 Jahre Überwachung seiner Aktivitäten durch einen unabhängigen Prüfer ein, um einer Verurteilung zu entgehen.

Snapchat wurde durch sein flüchtiges Instant Messaging insbesondere bei Teenagern beliebt. Es erlaubt den Versand von Fotos und Videos an Freunde, die nur bis zu zehn Sekunden lang sichtbar bleiben und sich dann selbst zerstören. Das Messaging-Programm eignet sich daher in der Theorie besonders für den Versand unterhaltsamer Aufnahmen, deren dauerhafte Speicherung und Weitergabe unerwünscht ist. Das können etwa weniger schmeichelhafte oder anzügliche Fotos sein, was Snapchat den Ruf einer „Sexting“-Anwendung einbrachte.

Das 2011 gegründete Unternehmen gehört inzwischen zu den wichtigsten Anbietern im Bereich Social Networking. ComScore stufte Snapchat im August als drittbeliebteste Social-Media-App in den USA ein, hinter Facebook und dem Bilderdienst Instagram. Facebook soll im vergangenen Jahr 3 Milliarden Dollar für Snapchat geboten haben. Im August wurde das Unternehmen sogar mit 10 Milliarden Dollar bewertet.

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Florian Kalenda

Seit dem Palm Vx mit Klapp-Tastatur war Florian mit keinem elektronischen Gerät mehr vollkommen zufrieden. Er nutzt derzeit privat Android, Blackberry, iOS, Ubuntu und Windows 7. Die Themen Internetpolitik und China interessieren ihn besonders.

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