Ecuador will offizielle virtuelle Währung schaffen

Ecuador ist auf dem Weg, eine offizielle virtuelle Währung zu schaffen, die von der Zentralbank verwaltet und einer neuen Aufsichtssbehörde reguliert wird. Der Gesetzentwurf sieht gleichzeitig ein Verbot für aller anderen Kryptowährungen einschließlich Bitcoin vor.

Im Jahr 2000 schuf das südamerikanische Land die Eigenwährung Sucre ab und führte den US-Dollar als offizielles Zahlungsmittel ein. Die „Dollarisierung“ hat allerdings auch den Nachteil, dass das Land keine eigene Geldpolitik mehr betreiben und beispielsweise nicht auf das Zinsniveau einwirken kann. In dieser Hinsicht könnte eine virtuelle Währung neue Spielräume bringen.

Wenn Präsident Rafael Correa das auch von der Opposition unterstützte Gesetz unterzeichnet, wird die virtuelle Währung neben dem Dollar bestehen. Die neue Währung könnte schon im Oktober kommen und soll durch „flüssige Mittel“ gedeckt werden, was sich offenbar auf Währungsreserven bezieht.

„Ich hoffe, das wird dem Land etwas mehr Ruhe geben“, sagte ein Oppositionsvertreter. „Mit dieser neuen Regelung hoffen wir zu erreichen, dass die Banken mit dem Volk zusammenarbeiten und nicht das Volk für die Banken da ist, wie es seit den 1990ern der Fall war“, erklärte Wirtschaftsminister Patricio Rivera.

Ecuador ist nach wie vor in einer angespannten wirtschaftlichen Lage. Seine Ölreserven schwinden, und es könnte durch seinen überschuldeten Staatshaushalt in Versuchung sein, die virtuelle Währung zur Geldschöpfung und Verminderung seiner finanziellen Verpflichtungen einzusetzen. Schwellenländer-Experte Lutz Röhmeyer von der Landesbank Berlin äußerte gegenüber Bloomberg die Besorgnis, dass Präsident Correa die Ausgaben weiter erhöhen und damit die Fähigkeit des Landes gefährden könnte, seine langfristigen Anleihen zurückzuzahlen. Sein Institut plant daher bereits, sich teilweise von ecuadorianischen Schuldverschreibungen zu trennen.

Virtuelle Währungen wurden bisher vor allem als Alternative zu offiziellen Staatswährungen erfolgreich. Ecuadorianische Bitcoin-Verfechter sind daher alles andere als begeistert über die Verbotspläne für alle virtuellen Währungen außer der offiziellen und staatlich regulierten. Sie appellierten in einem offenen Brief an die Parlamentsvertreter, dezentrale Kryptowährungen wie Bitcoin und Litecoin vom Verbot auszunehmen. Zum Schutz der Privatsphäre forderten sie außerdem, auch bei der offiziellen Währung persönliche Daten vom Transaktionssystem der Digitalwährung zu trennen.

„Ecuador als Pionier einer staatlich organisierten digitalen Währung muss Methoden einsetzen, die grundlegende Rechte respektieren“, heißt es in dem Appell. „Das digitale Währungssystem muss verifizierbar sein und sein Code als freie Software veröffentlicht werden. Die Algorithmen des Systems müssen die Privatsphäre sicherstellen.“

[mit Material von Leon Spencer, ZDNet.com]

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ZDNet.de Redaktion

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