Musikindustrie nennt Googles Löschstatistiken irreführend

Die Recording Industry Association of America (RIAA) hat Googles Report zu wegen Urheberrechtsverletzungen gelöschten URLs irreführend genannt. Die Zahl der Löschanfragen, die ein Unternehmen stellen könne, werde beschränkt. Insofern sei die Aussage, zwischen Juli und Dezember 2011 habe man 97 Prozent aller bemängelten URLs auch gelöscht, nicht die ganze Wahrheit.

Google hatte in seinem Transparency Report für den genannten Zeitraum 2.544.209 Anfragen ausgewiesen. Sie bezogen sich auf Links etwa bei Bittorrent, die auf urheberrechtlich geschütztes Material verweisen. Die drittmeisten Löschaufforderungen – nämlich 439.546 URLs – kamen von der RIAA. An der Spitze steht Microsoft mit 2.544.209 Anfragen vor NBC Universal mit 1.054.843 eingereichten URLs.

„Um Google über einen Verstoß zu informieren, müssen Sie den Verstoß erst einmal finden. Google gibt aber eine künstliche Beschränkung der Suchanfragen vor, die ein Urheberrechtseigentümer durchführen kann, um Verstöße festzustellen“, schreibt der Executive Vice President der Vereinigung, Brad Buckles, in einem Blogbeitrag. „Diese Beschränkung limitiert die Nützlichkeit von Googles Meldewerkzeug signifikant, wenn man das heutige Ausmaß des Piraterieproblems bedenkt und die Zahl der Titel, deren Urheberrecht wir schützen.“

Die Zahl der möglichen Anfragen liegt Buckles zufolge schon unter der Zahl der Verstöße. „Google hat angeblich in einem Monat Anfragen von 1000 Firmen erhalten, um 1,2 Millionen Links zu entfernen. Aber bedenken Sie, dass Google letzten Monat fast 5 Millionen neue Links identifiziert hat, die sich allein auf MP3-Downloads der Top 10 der US-Charts beziehen.“

Seiner Meinung nach könnte sich Google wesentlich stärker für das Urheberrecht einsetzen: „Google hat die Ressourcen, um mehr Löschungen zu ermöglichen.“ Dennoch bleibe die Beschränkung bestehen. Statt einzelner URLs könnte es alle Resultate auf Websites entfernen, die nachweislich einen Verstoß begehen. „Google müsste mehrere Dateien mit ein und derselben Aufnahme entfernen, wenn ihm ein ‚repräsentatives Beispiel‘ genannt wird.“ Außerdem vermisst der RIAA-Manager gegen Wiederholungstäter gerichtete Maßnahmen.

Google veröffentlicht den Transparency Report seit zwei Jahren regelmäßig. Bisher enthielt er allerdings nur Daten zu Löschanfragen von Regierungen. Die Ausrichtung auf Piraterie und das Urheberrecht ist neu.


Die Zahl der Anfragen zur Löschung von URLs aus Googles Suchergebnissen hat in den vergangenen Monaten deutlich zugenommen (Bild: Google).

[mit Material von Josh Taylor, ZDNet Australia]

Tipp: Wie gut kennen Sie Google? Testen Sie Ihr Wissen – mit dem Quiz auf silicon.de.

Hinweis: Artikel von ZDNet.de stehen auch in Google Currents zur Verfügung. Jetzt abonnieren.

ZDNet.de Redaktion

Recent Posts

Gefahren im Foxit PDF-Reader

Check Point warnt vor offener Schwachstelle, die derzeit von Hackern für Phishing ausgenutzt wird.

2 Tagen ago

Bitdefender entdeckt Sicherheitslücken in Überwachungskameras

Video-Babyphones sind ebenfalls betroffen. Cyberkriminelle nehmen vermehrt IoT-Hardware ins Visier.

2 Tagen ago

Top-Malware in Deutschland: CloudEye zurück an der Spitze

Der Downloader hat hierzulande im April einen Anteil von 18,58 Prozent. Im Bereich Ransomware ist…

2 Tagen ago

Podcast: „Die Zero Trust-Architektur ist gekommen, um zu bleiben“

Unternehmen greifen von überall aus auf die Cloud und Applikationen zu. Dementsprechend reicht das Burg-Prinzip…

3 Tagen ago

Google schließt weitere Zero-Day-Lücke in Chrome

Hacker nutzen eine jetzt gepatchte Schwachstelle im Google-Browser bereits aktiv aus. Die neue Chrome-Version stopft…

3 Tagen ago

Hacker greifen Zero-Day-Lücke in Windows mit Banking-Trojaner QakBot an

Microsoft bietet seit Anfang der Woche einen Patch für die Lücke. Kaspersky-Forscher gehen davon aus,…

3 Tagen ago