Google: Wie die Übernahme von Motorola die gesamte Tech-Industrie beeinflusst

Google plant Motorola Mobility für einen netten kleinen Aufschlag von 12,5 Milliarden Dollar zu erwerben. Davon ausgehend, dass das Geschäft von den Regulierungsbehörden genehmigt wird, erwirbt die Firma für den Kaufpreis rund 15,000 Patente. Das Portfolio sollte es der Firma ermöglichen, sich und seine Android-Platform in Zukunft besser vor etwaigen Patent-Klagen zu schützen, obwohl einige Insider den Wert des Patentprotfolios als nicht so hoch einschätzen. Was steckt wirklich hinter dem Deal. Es muss um mehr gehen, richtig?

Der Kauf hat direkte Auswirkungen auf Googles Wettbewerbsfähigkeit, behördliche Regulierungen, das in seinen Kinderschuhen steckende Set-Top-Boxen-Geschäft, andere Konkurrenten in der Mobilfunk-Industrie sowie einen wenig beachteten Aspekt im Android-Umfeld. Folgend fünf Beispiele dafür, wie sich das Google-Motorola-Geschäft über den Smartphone-Bereich hinaus auswirken kann.

1. Es ist unwahrscheinlich, dass Google in naher Zukunft weitere große Firmen, wie zum Beispiel Hulu, übernimmt

Es ist hinreichend bekannt, dass Google sich in letzter Zeit für einige große Internet-Firmen interessiert hat. Hierzu zählen unter anderen Twitter, der Musik-Streaming-Service Spotify und das Videoportal Hulu. Allerdings ist die US-Wettbewerbsaufsicht FTC bereits jetzt damit beschäftigt Googles Wettbewerbsvorteile detailliert zu untersuchen und es ist davon auszugehen, dass nach dem spektakulären Googorola/Motoogle-Deal in Zukunft eher noch mehr Fragen der Behörde zu erwarten sind. All Things D weist zudem darauf hin, dass bereits heute Genehmigungen für Google-Übernahmen sehr lange dauern können. Lange Wartezeiten könnten jedoch ohne Zweifel potenzielle Verkäufer, wie zum Beispiel Hulus Investoren und Anteilseigner abschrecken. Zudem könnte der Kauf eines bedeutenden Inhalte-Anbieters wie Hulu den Verdacht erwecken, dass Google seine Marktmacht ausnutzen will, um eine derartige Übernahme zu erzwingen. Es ist daher davon auszugehen, dass Google so lange keine großen Akquisitionen angeht, bis die Übernahme von Motorola Mobility genehmigt und abgeschlossen ist.

2. Die Zukunft von Google TV sieht auf einen Schlag vielversprechender aus

Beschwert sich irgendjemand darüber, dass Google TV eine Apps-Plattform benötigt. Nicht wirklich? Kein Wunder! Google-TV verkauft sich so schlecht, dass wir außer Meldungen über massive Preissenkungen nicht viel von dem Gerät in der Presse hören oder lesen. Allerdings erwirbt Google mit dem Kauf von Motorola Mobility auch den Geschäftsbereich für Set-Top-Boxen (STB), mit dem die Firma in 2010 immerhin mehr Umsatz machte als mit dem Verkauf von Mobilfunkgeräten. Zudem ist diese Sparte auch der Marktführer für Kabel-Boxen, die es ermöglichen, Fernsehen und Applikationen über Hochgeschwindigkeitsnetze, wie Verizon FiOS, an Endkunden liefern. Mit Hilfe von Motorola kann Google-TV nun von einem Experiment, das nur von einigen wenigen Herstellern mitgetragen wurde, hin zu einer Plattform ausgebaut werden, welche beim Kampf um die Vorab-Installation auf Kabel-Boxen erfolgreich mithalten kann – eine Methode, mit der es Google viel einfacher haben sollte, Anwender für seine Google-TV-Plattform zu begeistern.

3. Windows Phone wird das unabhängige Smartphone-OS

Apple wird für sein iOS-Smartphone-System niemals Lizenzen vergeben und nun sieht es so aus, als ob Google trotz wortreicher, gegenteiliger Beteuerungen einen Favoriten in den Reihen seiner Android-Partner hat. Microsoft ist nun, seltsamerweise, der einzige große Smartphone-Anbieter, der keine eigene Hardware herstellt. Sicher, die Firma hat Nokia unter ihre Fittiche genommen, aber im Vergleich zu der Position in die Google sich nun eingekauft hat, fangen diese beide Firmen doch bei Null an und haben deshalb möglicherweise ein offenes Ohr für andere Hersteller, die nach etwas Neuem suchen.

4. Mindestens drei weitere Technologie-Firmen sind Berichten zufolge hungrig geblieben

Nach Angaben von Forbes war Google nicht die einzige große Firma, die sich Motorola Mobility und seine beachtliches Patent-Portfolio genauer angeschaut hat. HP, Dell und Microsoft haben offensichtlich aus den gleichen Gründen wie Google zumindest ein gewisses Interesse am Kauf der Firma gezeigt, wenn auch die Ziele mit Hinblick auf Android anders gesetzt waren, speziell im Falle Microsofts. Es gibt Gerüchte, wonach Google dazu bereit war, für den Kauf von Motorola Mobility eine Partnerschaft mit einer anderen Firma einzugehen und im Rahmen der Akquisition Patente und Herstellung untereinander aufzuteilen. Nun, da allerdings feststeht, dass Google die Firma komplett übernimmt, wird sich zeigen müssen, ob es anderen Firmen ebenso gelingt, einen solchen Marktanteil auf einen Schlag zu erwerben.

5. Tablets bekommen ernst zu nehmende Aufmerksamkeit

Motorola war die erste Firma, die ein Tablet auf den Markt brachte, das auf Googles Honeycomb (3.0) Android-Plattform basiert. Dieses Abenteuer wurde jedoch bisher nicht gerade üppig belohnt. Als Resultat der Übernahme dürfen wir zukünftig Android-Tablets von Motorola Mobility erwarten, die wesentlich konkurrenzfähiger zum iPad sind, als das, was wir gesehen hätten, wenn die Firme alleine weitergemacht hätte. Zudem könnten insbesondere Subventionen ein weiterer Anreiz dafür sein, ein G-Tablet zu kaufen.

ZDNet.de Redaktion

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