Bericht: Amerika investiert Millionen in Anti-Zensur-Maßnahmen

Die USA stellen laut einem Bericht der New York Times Mittel für Schattennetzwerke bereit, mit denen man Zensurmaßnahmen von Diktaturen gegen das Internet und Mobilfunknetzwerke umgehen kann. Dazu gehört zum Beispiel ein drahtloses Peer-to-Peer-Netzwerk (P2P), das sich mit einer Reihe von Rechnern in unauffälligen Koffern aufbauen lässt. Nach Informationen der Zeitung wird das amerikanische Außenministerium unter Hillary Clinton bis Ende 2011 70 Millionen Dollar (49 Millionen Euro) in solche Vorhaben investieren.

Das erwähnte Koffernetzwerk aus Mobiltelefonen und Notebooks bezuschussen die USA beispielsweise mit zwei Millionen Dollar (1,4 Millionen Euro). Die Techniker der New America Open Technology Initiative entwickeln dagegen ein selbstkonfigurierendes vermaschtes Netz ohne zentralen Server, bei dem jedes Gerät Kontakt mit mehreren anderen Geräten hat. Die Koffer sind mit kleinen Antennen ausgestattet, um die Funkreichweite zu erhöhen. Administriert wird das Netz von einem Notebook aus. Ein Prototyp des Koffernetzes sei bereits erfolgreich in Wien getestet worden, heißt es.

Ein zweites Projekt, das nach Angaben der New York Times 50 Millionen Dollar (35 Millionen Euro) verschlingt, heißt „Palisades“ (Palisaden). In seinem Rahmen sollen Sendemasten für Mobilfunknetzwerke in amerikanischen Militärstützpunkten in Afghanistan aufgestellt werden. Es habe sich herausgestellt, dass Sendemasten außerhalb der Stützpunkte zu verwundbar gegenüber Angriffen der Taliban seien.

In einem dritten Vorhaben werden Mobiltelefone an der Grenze zwischen Nordkorea und China vergraben, die von nordkoreanischen Dissidenten benutzt werden sollen, schreibt die Times. Die Dissidenten könnten die Geräte bei Nacht ausgraben und dann für ihre Kommunikation benutzen. Diese Telefone seien unauffällig und könnten sich mit chinesischen Mobilfunknetzwerken verbinden. Radio Free Asia, ein von den Vereinigten Staaten finanzierter Rundfunksender, setze die Technik als Hilfe für seine Radiosendungen ein.

Außenministerin Hillary Clinton sagte in einer Stellungnahme zur New York Times: „Wir beobachten, wie mehr und mehr Menschen auf der gesamten Welt das Internet, Mobiltelefone und andere Technologien einsetzen, um ihrer Stimme beim Protest gegen Ungerechtigkeiten und bei der Verwirklichung ihrer Vorstellungen Gehör zu verschaffen. Wir haben eine historische Gelegenheit, positive Veränderungen einzuleiten. Veränderungen, die Amerika unterstützt. Deshalb konzentrieren wir uns darauf, den Menschen dabei zu helfen, genau das zu tun. Wir helfen ihnen beim Dialog untereinander, beim Dialog mit ihren Gemeinschaften, ihren Regierungen und der ganzen Welt.“

Die Idee entstand offensichtlich mit einem Blick auf die Rolle, die das Internet bei den jüngsten Aufständen in Ägypten und anderen Ländern spielte. Die Regierungen versuchten dort, den Austausch von Informationen zu behindern oder – im Fall von Ägypten – komplett zu blockieren.


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ZDNet.de Redaktion

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