Categories: SoftwareUnternehmen

Oracle gegen Google: Die IT-Branche schüttelt den Kopf

Der ehemalige Sun-Mitarbeiter Charles Nutter beschreibt in seinem Blog die verzwickte Situation der zahlreichen Java Virtual Machines und auch die Probleme die Google wegen Android bereits mit Sun hatte, ausführlich. Außerdem prüft er, was jedes einzelne Patent tatsächlich schützt und ob es überhaupt berührt wird. Daraufhin kommt Nutter zu dem Schluss: „Die Sammlung von Patenten, die in der Klageschrift genannt wird, erscheint mir recht lächerlich. Wenn ich Google wäre, wäre ich nicht besonders besorgt.“

Nutter hat den Eindruck, dass sich eine Gruppe von Sun-Ingenieuren mit einer Gruppe von Anwälten zusammengesetzt und auf Teufel-komm-raus ein paar Patente herausgesucht haben, die von Google möglicherweise verletzt worden sein könnten – allerdings ohne viel über Android oder Dalvik zu wissen. Java-Entwicklern, die sich nicht mit Android befassen, empfiehlt Nutter, sich durch die Klage nicht den Schlaf rauben zu lassen. Bis die Details auf dem Tisch liegen dauere es sicher Monate und sie seien aller Voraussicht nach nicht davon betroffen.

Java-Vater James Gosling, der Oracle im Frühjahr verlassen hat, führt die Klage teilweise darauf zurück, dass man sich bei Sun anfänglich gar nicht um Patente gekümmert, nach dem ersten Streit mit Microsoft aber nahezu alles patentieren habe lassen – selbst die trivialsten Dinge.

Weiter schreibt Gosling in seinem Blog ebenso wie Nutter, dass schon Sun und Google über Zahlungen verhandelt haben. „Wir wollten eine gewisse Kompensation für die enormen Beträge, die wir für Entwicklung aufbringen mussten. Google hatte ein Geschäftsmodell, von dem sie selbst profitierten (über das sie aber nichts verraten wollten). Teilweise planten sie Einnahmen durch Werbung zu erzielen, aber in erster Linie wollten sie Apples Pläne durchkreuzen und Apples bevorstehenden Eintritt in den Werbemarkt abwehren.“

Der Grund dafür sei folgender gewesen: Wenn mobile Geräte tatsächlich die meistgenutzte Computing-Plattform für Verbraucher werden funktionieren Googles Werbemodell und damit seine Haupteinnahmequelle nicht mehr. „Man braucht nicht unbedingt eine Kristallkugel um zu sehen, wohin sich Apple entwickelt, und die Aussichten sind weder für Google oder irgendjemand anderen besonders schön“, so Gosling weiter.

„Dieses Scharmützel geht eigentlich nicht um Patente oder Prinzipien oder Programmiersprachen. Die Klage hat vielmehr vor allem mit Ego, Geld und Macht zu tun“, so Gosling. Und wo jetzt schon einmal schmutzige Wäsche gewaschen wird: Insider berichten, dass Steve Jobs vor einigen Jahren bei der Hochzeit von Larry Ellison die Fotos geschossen hat – die beiden sich also wesentlich näher stehen, als gemeinhin bekannt ist. So gesehen, wäre die Klage gegen Google nicht mehr als eine kleine Gefälligkeit unter Freunden.

Page: 1 2 3 4 5 6

ZDNet.de Redaktion

Recent Posts

V-NAND: Samsung steigert Bit-Dichte um 50 Prozent

Die neue V-NAND-Generation bietet die derzeit höchste verfügbare Bit-Dichte. Samsung steigert auch die Geschwindigkeit und…

2 Wochen ago

Bericht: Google entwickelt App-Quarantäne für Android

Die Sicherheitsfunktion taucht in einer Beta eines kommenden Android-Updates auf. Die Quarantäne beendet unter anderem…

2 Wochen ago

Kostenloser Kurs zum Ausbau von Low-Code-Programmierung

Die OutSystems Developer School hilft Entwicklern, in 2 Wochen komplexe reaktive Anwendungen mit der Low-Code-Plattform…

2 Wochen ago

Cloudflare: DNS-basierte DDoS-Angriffe steigen im ersten Quartal um 80 Prozent

Das Jahr 2024 beginnt laut Cloudflare mit einem Paukenschlag. Die automatischen Systeme des Unternehmens wehren…

2 Wochen ago

Roblox: 34 Millionen Zugangsdaten im Darknet

Laut Kaspersky nehmen Infostealer gerade auch Spieleplattformen ins Visier. Neue Studie untersucht Angriffe zwischen 2021…

2 Wochen ago

EU-Datenschützer kritisieren Facebooks „Zustimmung oder Bezahlung“-Modell

Ohne eine kostenlose Alternative, die ohne Zustimmung zur Verarbeitung personenbezogener Daten zu Werbezwecken auskommt, ist…

2 Wochen ago