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Oracle gegen Google: Die IT-Branche schüttelt den Kopf

Ein gehöriger Schrecken fuhr bei Bekanntwerden der Klage auch vielen Firmen in die Glieder, die ihre Unternehmenssoftware mit Hilfe und unter Nutzung von Java erstellen. Droht ihnen über kurz oder lang dasselbe Schicksal wie Google?

Die Antwort ist kurz und einfach: Man weiß es nicht. Und das stört. Die im Interessenverbund der Java User Groups e.V. (iJUG) zusammengeschlossenen deutschen Java-Anwender empfinden die Informationspolitik seitens Oracle sowieso seit der Sun-Übernahme schon als unbefriedigend. Auf den vergangenen Veranstaltungen sei von Oracle zum Thema „Java“ praktisch nichts zu erfahren gewesen und viele der bekannten Blogs und Twitter-Accounts veröffentlichten deutlich weniger Informationen. „Der Java-Community fehlt insbesondere eine klare Roadmap für die kommenden Jahre mit konkreten Fakten“, sagt Fried Saacke, Vorstandsvorsitzender des iJUG.

Für problematisch hält der Verbund auch, dass Aussagen von Oracle hinsichtlich der Trennung beziehungsweise dem Zusammenspiel von Open Source und den kommerziellen Varianten der Produkte wie GlassFish fehlen. „Es wird immer behauptet, es handele sich um die gleichen Produkte mit anderer Lizenz“, so Oliver Szymanski, Vorstandsmitglied des iJUG und Leiter der Java User Group Erlangen/Nürnberg. „Ein Beweis dafür steht allerdings noch aus.“ Auch der Umgang mit dem OpenJDK7 und die Zukunft vom JDK7 seien unklar.

Es wird sogar schon darüber nachgedacht, ob die Community das Schicksal der JVM selbst in die Hand nehmen sollte. „Man könnte sich zum Beispiel viel stärker auf eine Weiterentwicklung des OpenJDK einigen“, sagt Tobias Frech von der Java User Group Stuttgart. „Auch JavaFX will die Community ja als Open Source, um es weiterentwickeln zu können.

Ähnlich wie Frech denkt auch Kristian Rink von der Java User Group Saxony: Für JVM und JDK sollte nach seiner Meinung die bisherige Sun-Implementation als produktionstaugliche Implementation durch eine Oracle-externe, offene und firmenunabhängige Einheit wie Apache oder Eclipse erfolgen. Die könnte neben langfristiger Gewährleistung der Verfügbarkeit beider Technologien für Entwicklung und Produktivbetrieb auch die Interessen aller Beteiligten in technischen Details berücksichtigen und umsetzen, ohne allzu sehr durch die eigene Produkt- und Projektplanung belastet zu sein.

„Wir geben Oracle noch Zeit bis zur JavaOne im September“, so iJUG-Sprecher Fried Saacke. „Falls dort nichts Befriedigendes kommuniziert wird, werden wir alternative Strategien überlegen.“

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ZDNet.de Redaktion

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