Darüber hinaus drohe Java in letzter Zeit gegenüber .Net an Image zu verlieren: „Die Java Virtual Machine hat ein Qualitätsproblem“, so Bodemann. „Die JVM kann derzeit mit der Entwicklung im Hardwarebereich nicht ausreichend mithalten, zum Beispiel gibt es Probleme mit der Speicherverwaltung bei vielen Prozessoren und mit viel RAM. Bei .Net wird dagegen vergleichsweise massiv investiert, um den Veränderungen bei der Hardware stärker Rechnung zu tragen.“
Eine Zunahme der Qualitätsprobleme sieht Michael Wiedeking, Geschäftsführer des Erlanger IT-Dienstleisters Mathema seit der Übernahme von Sun durch Oracle nicht. Der Leiter der Java User Group der Metropolregion Nürnberg hält eines der in der Klageschrift erwähnten Patente für besonders wichtig: Das, in dem es um einen Mechanismus für die Just-in-Time-Kompilierung geht, ohne den der Nachbau einer effizienten virtuellen Maschine für Java praktisch unmöglich ist.
„So ein Patent wäre in Europa wahrscheinlich gar nicht durchsetzbar“, meint Wiedeking. Aber diese Frage stehe eigentlich erst an zweiter Stelle. Wie einige der anderen Beobachter hält auch er ein langwieriges Verfahren, das erhebliche Unsicherheit schafft, für das eigentliche Problem. Denkbar wäre etwa, dass sich Mobilfunkprovider in Zukunft gut überlegen, ob sie Android-Smartphones ausliefern und sich damit vielleicht der Gefahr aussetzen, irgendwann eine Klage von Oracle einzuhandeln.
Als Programmierer schätzt Wiedeking Java wegen der vielfältigen Möglichkeiten zwar, er hält es aber nicht für unersetzbar. „Wenn Oracle irgendwann tatsächlich Geld für weitere Java-Komponenten verlangt, ist es beispielsweise für Linux-Implementierungen nicht mehr tragbar. Es gibt aber inzwischen viele neue Programmiersprachen und -Umgebungen, die sich durchaus dafür eignen, Java abzulösen. Dass sich diese zunehmender Beliebtheit erfreuen zeigt vielleicht schon, dass die Zeit dafür reif ist und Java seinen Zenith überschritten hat.“
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