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Galaxy S10+ ausprobiert

Das Galaxy S10+ ist Samsungs aktuelles Top-Modell der S10-Reihe. Im Unterschied zu den USA, wo das Modell mit 128 GByte Speicher und einer Rückseite aus Glas ab 1000 Dollar verfügbar ist, bietet Samsung hierzulande nur Varianten mit Keramikrückseite und 512 GByte Speicher an. Für zusätzlichen Speicherbedarf steht außerdem ein microSD-Card-Slot zur Verfügung. In dieser Ausstattung kostet das Galaxy S10+ 1249 Euro. Mit 1 Terabyte Speicher erhöht sich der Preis um 350 Euro auf 1599 Euro. Das ist recht viel Geld für ein Smartphone, aber noch immer günstiger als ein Apple iPhone XS Max, das mit 512 GByte Speicher 400 Euro teurer als das Galaxy S10+ ist.

Spitzenmäßig verarbeitetes Smartphone mit hervorragender Haptik

Der Erstkontakt mit dem Galaxy S10+ hinterlässt einen hochwertigen Eindruck. Dazu tragen der im Kuperfarbton gehaltene Edelstahlrahmen sowie die Keramikrückseite in Weiß bei. Die weiße Rückseite fühlt sich dabei nicht nach Plastik, sondern eher nach einer Marmorfliese an.

Wenn man auf die Rückseite des S10+ tippt, erhält man als Feedback einen satten Sound. Im Unterschied dazu klingt das Mi MIX 3, das wie das Galaxy S10+ ebenfalls über eine Keramikrückseite besteht, eher hohl.

Im Vergleich zum Standardmodell mit Glasrückseite erhöht sich das Gewicht durch die Verwendung von Keramik um 23 auf 198 Gramm. Trotzdem liegt das S10+ noch angenehm in der Hand, anders als das Mi MIX 3 von Xiaomi, dessen Gewicht von 218 Gramm einem in manchen Situationen als zu schwer erscheint.

Neben einer hervorragenden Haptik ist die Rückseite aus Keramik auch besonders unempfindlich gegenüber Kratzern. Nicht jedoch gegenüber Fingerabdrücken. Die zieht es an wie ein Magnet, was allerdings optisch aufgrund der in Weiß gehaltenen Oberfläche so gut wie nicht stört.

Mit einer Tiefe von 7,8 mm ist das Galaxy S10+ nur um 0,1 mm dicker als das iPhone XS Max. Dank der abgerundeten seitlichen Displaykanten erscheint das Galaxy S10+ im Vergleich zum Mi MIX 3 deutlich dünner, obwohl das Xiaomi-Smartphone nur 0,76 mm dicker ist. Auch haptisch wird dieser Eindruck vermittelt. Dank einer Breite von zur 74,1 mm liegt es trotz der Display-Größe von 6,4 Zoll noch gut in der Hand. Das iPhone ist mit 77,4 mm hingegen deutlich breiter.

Triple-Kamera erweitert Einsatzmöglichkeiten

Für das Galaxy S10 und das Galaxy S10+ verwendet Samsung eine Hauptkamera mit drei Objektiven. Gegenüber dem S9+ befindet sich im S10+ zusätzlich ein Weitwinkelobjektiv mit einem Blickwinkel von 123 Grad und 16-Megapixel-Sensor. Dadurch wird der Einsatzbereich erheblich erweitert. Aber auch das 12-Megapixel-Objektiv mit einem Blickwinkel von 77 Grad und das Tele-Objektiv mit 45-Grad-Blickwinkel hat Samsung verbessert, sodass es mit den bisherigen Spitzenreitern von Huawei im DxOMark gleichzieht. Dank einer hervorragenden Selfie-Kamera markiert das S10+ in Sachen Kameraperformance derzeit die Spitze in Sachen Smartphone-Fotografie.

Cool sind auch die Hintergrundeffekte Unschärfe, Drehen, Vergrößern und Farbpunkt, die im Portraitmodudus (Live-Fokus) von Haupt- und Selfie-Kamera zur Verfügung stehen. Damit entstehen schöne Portraitaufnahmen, bei denen entsprechend der Funktionen, der Hintergrund verändert wird. Die Option Farbpunkt sorgt dafür, dass das fokussierte Objekt in Farbe und der Hintergrund in Schwarzweiß erscheint. Um Motive mit diesen Effekten einzufangen, reicht die Aufnahme eines einzigen Fotos mit einem bestimmten Effekt aus. Anschließend lässt sich dieses weiterverarbeiten. Andere Hersteller wie Xiaomi und Apple bieten lediglich die Möglichkeit, eine Portraitaufnahme mit weichgezeichnetem Hintergrund nachträglich etwa mit Studiolichteffekten zu veredeln. Die Aufnahme einer Portraitaufnahme mit einem bestimmten Effekt wird jedoch nicht unterstützt.

Display hervorragend, aber mit Loch

Die Darstellungsqualität des 6,4 Zoll großen Amoled-Displays im Galaxy S10+ ist hervorragend. Allerdings dürften viele Anwender die Displayaussparung für die Dual-Selfie-Kamera als störend empfinden. Andererseits könnte sie als interessantes Designmerkmal interpretiert werden. Schließlich finden viele Konsumenten aufgeschlitzte Jeans ebenfalls attraktiv.

Galaxy S10+ (oben) Das Loch im Display für die Selfie-Kameras stört bei der Anzeige bildschirmfüllender Bilder. Ohne Loch im Display sieht die Anzeige besser aus (Mi MIX 3, unten) (Bild: ZDNet.de).

Offenbar ist Samsung von dem Displayloch nicht 100-prozentig überzeugt und bietet unter Einstellungen – Anzeige – Vollbild-Apps, die Option „Frontkamera verbergen“. Dadurch wird der obere Rand so erweitert, dass die Frontkamera nicht mehr als Loch im Display wahrgenommen wird. Die nutzbare Displayfläche reduziert sich dadurch und der eigentliche Grund für die Integration der Kamera im Display, ein möglichst randloses Smartphone zu fertigen, wird ad absurdum geführt.

Vorteile im DeX-Modus

Seit dem Galaxy S8 bietet Samsung in seinen Premium-Smartphones einen Desktop-Modus, der aktiviert wird, sobald an das Smartphone ein Display angeschlossen wird. Anfangs war dafür eine Dockingstation wie DeX Station oder DeX Pad nötig. Seit Verwendung der Oberfläche Samsung Experience 9.0, die zum ersten Mal im Note 9 zum Einsatz kam, lässt sich der Desktop-Modus auch ohne Dockingstation nutzen. Ein kompatibles USB-C-Monitorkabel reicht schon aus, um ein Samsung-Smartphone als Basis für eine Desktop-Arbeitsstation zu nutzen.

Klar ist, dass diese Betriebsart größere Anforderungen an den Arbeitsspeicher stellt als die reine Nutzung als Smartphone. Vor allem dann, wenn man virtualisierte Betriebssysteme wie etwa Linux unter Samsung DeX nutzen möchte. Insofern bietet das Galaxy S10+ mit 8 GByte RAM und dem deutlich flotteren Exynos 9820 ideale Voraussetzungen für einen Einsatz als Desktop-Station.

Positiv ist auch, dass Samsung nun endlich einen USB-3-Anschluss im Galaxy S10 eingebaut hat (USB 3.1 Gen 1, 5 GBit/s). Damit gelingt der Datenaustausch deutlich schneller, sodass man beim Anschluss von mobilen SSDs keine Nachteile in Form langsamer Datentransfers in Kauf nehmen muss.

Dank USB-3-Schnittstelle verlaufen Transfers großer Datenmengen auf dem Galaxy S10+ deutlich schneller als noch mit früheren Galaxy-S-Smartphones (Screenshot: ZDNet.de).

Fingerabdrucksensor unter dem Display

Die neue Position des Fingerabdrucksensors unter dem Display bietet den Vorteil, dass man das Galaxy S10+ auch dann noch entsperren oder Autorisierungen per Fingerabdruck durchführen kann, wenn das Smartphone in einer Dockingstation steckt oder flach auf dem Tisch liegt.

Der Entsperrvorgang mit dem auf Ultraschall basierenden Fingerabdrucksensor dauert allerdings etwas länger als mit auf der Rückseite angebrachten Varianten. Samsung hat sich nach eigenen Aussagen für ein Ultraschallmodell entschieden, da dieses anders als optische Sensoren auch bei starker Sonneneinstrahlung zuverlässig funktioniert. Außerdem soll das Verfahren sicherer sein als bei optischen Scannnern, da der Fingerabdruck in 3D abgetastet wird, sodass man ihn mit einer einfachen 2D-Kopie nicht überlisten können soll.

Fazit

Der Erstkontakt mit dem Galaxy S10+ hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck. Einerseits ist das Smartphone hervorragend verarbeitet und überzeugt dank der Verwendung von Keramik als Material für die Rückseite und des kupferfarbenen Edelstahlrahmens auch in ästhetisch, haptischer Sicht. Auch die integrierten Technologien wie der unter dem Display positionierte Fingerabdrucksensor sind positiv zu bewerten.

Andererseits ist das Loch im Display sehr gewöhnungsbedürftig. Hier werden sich wohl die Geister scheiden. Wer sich daran nicht stört, erhält mit dem Galaxy S10+ ein Top-Smartphone, das in vielerlei Hinsicht überzeugen kann. Ob es bei einem Preis von 1249 Euro viele Abnehmer finden wird, bleibt abzuwarten. Apropos warten: Da Samsung-Smartphones bereits nach wenigen Monaten erfahrungsgemäß deutlich günstiger werden, dürfte man im Sommer das Galaxy S10+ bereits für unter 1000 Euro bekommen.

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Kai Schmerer

Kai ist seit 2000 Mitglied der ZDNet-Redaktion, wo er zunächst den Bereich TechExpert leitete und 2005 zum Stellvertretenden Chefredakteur befördert wurde. Als Chefredakteur von ZDNet.de ist er seit 2008 tätig.

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