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Porsche macht einen Bogen um Android Auto

Porsche unterstützt im neuen Porsche 911 nur Apple CarPlay und verzichtet auf Android Auto, weil Google angeblich zu viele Fahrzeugdaten übermittelt haben will. Das berichtet Motortrend – gut versteckt in einem ausführlichen Artikel über das neue Sportwagenmodell. Google hat den Aussagen inzwischen widersprochen.

Dem Bericht zufolge gab Porsche inoffiziell zu verstehen, dass Autohersteller einer Vereinbarung mit Google über umfangreiche Datenübertragung zustimmen müssen, wenn sie Android Auto integrieren wollen. Dazu gehörten etwa Fahrzeuggeschwindigkeit, Drosselklappenstellung, Motordrehzahl, Temperatur von Kühlmittel und Öl: „Im Prinzip erwartet Google einen kompletten OBD2-Dump.“

Android Auto (Screenshot: Google)

Porsche halte das für „nicht koscher“ und wolle keine Informationen darüber preisgeben, was seine Autos so besonders mache. Der Hersteller habe darüber hinaus Bedenken, solche Daten an einen Milliardenkonzern zu liefern, der selbst aktiv Fahrzeugtechnik entwickelt. Apple hingegen verhalte sich völlig gegensätzlich und wolle nur wissen, ob sich das Fahrzeug bewegt, während Apple Play in Benutzung ist.

„Wir nehmen Datenschutz sehr ernst und sammeln nicht die im Artikel von Motor Trend behaupteten Daten wie Drosselklappenstellung, Öltemperatur und Kühlertemperatur“, dementierte Google-Sprecherin Liz Markman. „Die Nutzer müssen ausdrücklich zustimmen, um Informationen mit Android Auto zu teilen, die ihre Erfahrung verbessern.“ Als Beispiel nannte sie präzisere Navigation durch das im Fahrzeug integrierte GPS, das genauere Werte als das GPS-Modul eines Smartphones liefert. Das System müsse außerdem erkennen, ob das Fahrzeug parkt oder in Fahrt ist, um wahlweise eine Bildschirmtastatur einzublenden oder die Sprachsteuerung zu aktivieren.

TechCrunch will außerdem erfahren haben, dass Google ursprünglich umfangreichere Daten als heute verlangte, als es sich erstmals an Fahrzeughersteller wandte. Porsches Entscheidung gegen Android Auto könne in dieser Zeit gefallen sein. Der Internetkonzern hatte Android Auto auf der Entwicklerkonferenz Google I/O im Juni 2014 vorgestellt.

Porsche trug nichts weiter zur Klärung bei, sondern beschränkte sich auf die erneute Feststellung, dass Android Auto derzeit nicht für dieses bestimmte Fahrzeugmodell verfügbar sei. Andere Konzernmarken wie VW und Audi hingegen integrieren sowohl Android Auto als auch Apples CarPlay. Weltweit haben sich über 35 Fahrzeughersteller für Android Auto entschieden.

Unterschiedliche Auffassungen darüber, wem die Fahrzeugdaten vernetzter Autos eigentlich gehören, gibt es schon länger. Bundesjustizminister Heiko Maas forderte die Autoindustrie vor über einem Jahr auf, die Privatsphäre ihrer Kunden zu respektieren: „Was wir nicht wollen, ist der gläserne Autofahrer, für den Bewegungsprofile erstellt und Daten über den Fahrstil gesammelt werden.“

„Die Daten gehören uns“, proklamierte der frühere VW-Konzernchef Martin Winterkorn. Das Auto bestehe schon heute aus Bits und Bytes, und die Autohersteller sollten die Daten schützen. Ihnen sei zu vertrauen, schützten sie doch ihre Kunden auch vor Verkehrsgefährdungen – und mit dem gleichen Pflichtbewusstsein würden sie ihre Kunden auch vor dem Missbrauch ihrer Daten schützen. „Ich fahre zwar einen VW, glaube aber nicht, dass meine Daten deshalb ohne Zustimmung VW gehören“, widersprach Arne Schönbohm vom Cyber-Sicherheitsrat.

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In vielen Unternehmen nutzen Mitarbeiter ihre privaten mobilen Geräte. Unternehmen, die dieser Szenario erlauben, sollten sich Gedanken über eine leistungsfähige Enterprise Mobility Management Suite machen. Nur damit lassen sich Unternehmensdaten gegen nicht autorisierten Zugriff absichern.

ZDNet.de Redaktion

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