Bericht: Samsung plant angeblich Übernahme von Blackberry

Samsung hat angeblich ein Übernahmeangebot für den angeschlagenen kanadischen Handyhersteller Blackberry unterbreitet. Das berichtet die Agentur Reuters unter Berufung auf nicht näher genannte Quellen und Dokumente. Demnach bietet Samsung zwischen 13,35 und 15,49 Dollar pro Aktie, was einem Kaufpreis von etwa 7,5 Milliarden Dollar sowie einem Aufschlag zwischen 38 und 60 Prozent gegenüber dem zu dem Zeitpunkt aktuellen Kurs entspricht. Blackberry hat Gespräche mit Samsung inzwischen dementiert.

„Blackberry sind bestimmte Presseberichte in Bezug auf ein mögliches Kaufangebot von Samsung bekannt“, heißt es in einer Stellungnahme des kanadischen Unternehmens. „Blackberry hat in Bezug auf ein Kaufangebot keine Gespräche mit Samsung geführt.“ Ob es dennoch ein Übernahmeangebot erhalten hat, lässt Blackberry offen.

Reuters zufolge haben sich Manager der beiden Firmen in der vergangenen Woche getroffen, um eine mögliche Transaktion zu erörtern. Zudem berichtete die kanadische Zeitung Globe and Mail, Blackberry habe in den vergangenen Monaten mehrere Übernahmeangebote ausgeschlagen. Der Verwaltungsrat und auch der größte Investor von Blackberry seien davon überzeugt, dass die laufende Restrukturierung einen höheren Mehrwert für die Aktionäre bringe als ein Verkauf zum jetzigen Zeitpunkt.

Die Berichte über den möglichen Verkauf lösten gestern einen deutlich Kursanstieg der Blackberry-Aktie aus. Im Lauf des Tages legte das Papier um 29,71 Prozent oder 2,89 Dollar auf 12,60 Dollar zu, was einem neuen 52-Wochen-Hoch entspricht. Das nach Börsenschluss veröffentlichte Dementi fanden offenbar nicht alle Anleger überzeugend. Im nachbörslichen Handel gab der Kurs zwar wieder nach, er sank aber nur um 14,41 Prozent auf 10,78 Dollar, was klar über den 9,62 Dollar liegt, mit denen die Blackberry-Aktie in den gestrigen Handelstag gestartet war.

Schon 2012 waren Gerüchte über einen Zusammenschluss beider Unternehmen aufgetaucht – Blackberry hieß zu dem Zeitpunkt noch Research In Motion –, die Samsung jedoch schnell zurückgewiesen hatte. Im Jahr darauf prüfte Blackberry verschiedene strategische Alternativen, darunter neben einem Verkauf auch Joint Ventures und den Rückzug von der Börse. Als mögliche Käufer wurden damals auch Lenovo, Microsoft und Facebook gehandelt.

Schließlich erhielt Blackberry eine Finanzspritze von einer Milliarde Dollar von seinem Investor Fairfax Financial. Zudem wurde der damalige CEO Thorsten Heins durch John Chen ersetzt, der den Handyhersteller seitdem stärker auf Business-Software ausgerichtet und Blackberry Messenger sowie Blackberry Enterprise Service 12 in den Mittelpunkt gestellt hat.

Im dritten Fiskalquartal (bis Ende November) zeigten Chens Bemühungen auch erste Erfolge. Blackberry erwirtschaftete in dem Zeitraum nach mehreren Quartalen mit zum Teil erheblichen Verlusten nicht nur einen Non-GAAP-Gewinn von 0,01 Dollar je Aktie, sondern auch einen positiven Cash Flow. Die Hardwaresparte konnte eine positive Bruttomarge vorweisen. „Wir haben keine finanziellen Probleme; wir werden bleiben“, betonte Chen erst vergangene Woche auf einer Pressekonferenz im Rahmen der Consumer Electronics Show in Las Vegas.

Samsung könnte durch einem Zusammenschluss von Blackberrys gutem Ruf im Enterprise-Segment sowie dessen sicherer Netzwerk-Infrastruktur profitieren. Das koreanische Unternehmen steht vor allem in aufstrebenden Märkten durch chinesische Anbieter wie Huawei und Xiaomi unter Druck. Das Segment High-End-Smartphones hingegen dominiert Apple, dessen iPhone-6-Generation zuletzt Geräten mit dem auch von Samsung favorisierten Android Marktanteile abgenommen hat. Laut Reuters ist Samsung ebenfalls an Blackberrys geistigem Eigentum interessiert, um sich unter anderem gegen Patentklagen von Apple zu wehren.

[mit Material von Rachel King, ZDNet.com]

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Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die ZDNet-Redaktion. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

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