Bericht: NSA späht überwiegend gewöhnliche Internetnutzer aus

Der größte Teil der vom US-Auslandsgeheimdienst National Security Agency (NSA) abgehörten Internetkommunikation stammt von gewöhnlichen Nutzern. Wie die Washington Post unter Berufung auf Unterlagen aus dem Fundus des Whistleblowers Edward Snowden berichtet, handelt es sich bei 9 von 10 Kontoinhabern, „die sich im Netz des Geheimdiensts verfangen haben, nicht um die vorgesehenen Ziele“. Viele der grundlos überwachten Nutzer sind demnach US-Bürger.

Die Zahlen stammen aus einer NSA-Studie, für die 160.000 abgefangenen E-Mails und Messenger-Konversationen ausgewertet wurden. Mehr als die Hälfte der geprüften Dateien enthielten Namen, E-Mail-Adressen und andere Informationen über Einwohner und Bürger der Vereinigten Staaten. Die NSA habe zwar mehr als 65.000 Hinweise auf Personen verschleiert, die Washington Post fand nach eigenen Angaben jedoch 900 Bezüge zu US-Bürgern.

Die US-Zeitung nennt in ihrem Bericht keine Details zu den in der Studie erwähnten Konversationen. Sie sollen aber neue Informationen über „ein ausländisches Nuklearprojekt, betrügerisches Verhalten eines angeblichen Verbündeten, ein militärisches Unglück in einem feindlichen Staat und die Identität von Angreifern auf US-Computernetzwerke enthalten“.

Die Überwachung soll dem Geheimdienst auch bei der Verhaftung von Terrorverdächtigen geholfen haben, darunter Umar Patek, der 2002 an den Bombenanschlägen auf der indonesischen Insel Bali beteiligt gewesen sein soll. Viele der von den Geheimdienstanalysten als unnütz eingestuften Dateien beschreiben jedoch sehr persönliche Dinge wie Liebes- und sexuelle Beziehungen, politische und religiöse Diskussionen oder finanzielle Probleme der Abgehörten.

Legal darf die NSA nur Nicht-US-Bürger im Ausland ohne Gerichtsbeschluss abhören. Der 2008 eingeführte Absatz 702 des Foreign Intelligence Surveillance Act (FISA) ermöglicht es dem Geheimdienst, im Rahmen des PRISM-Programms auf E-Mails, Soziale Netzwerk und in der Cloud gespeicherte Daten von Ausländern zuzugreifen.

[mit Material von Steven Musil, News.com]

Tipp: Wie sicher sind Sie bei der Sicherheit? Überprüfen Sie Ihr Wissen – mit 15 Fragen auf silicon.de

Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die ZDNet-Redaktion. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

Recent Posts

Alphabet übertrifft die Erwartungen im ersten Quartal

Der Umsatz steigt um 15 Prozent, der Nettogewinn um 57 Prozent. Im nachbörslichen Handel kassiert…

1 Tag ago

Microsoft steigert Umsatz und Gewinn im dritten Fiskalquartal

Aus 61,9 Milliarden Dollar generiert das Unternehmen einen Nettoprofit von 21,9 Milliarden Dollar. Das größte…

1 Tag ago

Digitalisierung! Aber wie?

Mehr Digitalisierung wird von den Unternehmen gefordert. Für KMU ist die Umsetzung jedoch nicht trivial,…

1 Tag ago

Meta meldet Gewinnsprung im ersten Quartal

Der Nettoprofi wächst um 117 Prozent. Auch beim Umsatz erzielt die Facebook-Mutter ein deutliches Plus.…

2 Tagen ago

Maximieren Sie Kundenzufriedenheit mit strategischem, kundenorientiertem Marketing

Vom Standpunkt eines Verbrauchers aus betrachtet, stellt sich die Frage: Wie relevant und persönlich sind…

2 Tagen ago

Chatbot-Dienst checkt Nachrichteninhalte aus WhatsApp-Quellen

Scamio analysiert und bewertet die Gefahren und gibt Anwendern Ratschläge für den Umgang mit einer…

2 Tagen ago