Mozilla macht Andreas Gal zum CTO

Mozilla hat Andreas Gal zum Technikchef berufen. Er gilt wie der frühere CTO und kurzzeitige CEO Brendan Eich als Spezialist für JavaScript und war maßgeblich an der Entwicklung des Betriebssystems Firefox OS beteiligt. Eich hatte ihn vor sechs Jahren auch ins Unternehmen gebracht.

Andreas Gal (Bild: Mozilla)

Interims-CEO Chris Beard kommentierte: „Andreas wird weithin als Autorität für Webtechnik und technisch versierte Führungskraft anerkannt. Er bleibt zugleich Vice President für Mobile, da wir weiter konzentriert an der Verbesserung und Skalierung von Firefox OS arbeiten.“

Gal selbst schreibt in seinem Blog, sein Ziel sei es, das bei der Webprogrammierung Erreichte auch auf Mobilgeräten verfügbar zu machen. „Für mich ist das offene Web ein einmaliges Ökosystem, da niemand es besitzt oder kontrolliert. Jeder Browseranbieter kann Prototypen neuer Webtechniken entwickeln. Einst hat Mozilla mit Firefox den Weg aufgezeigt: Der Druck des Markts und offene Standards zwangen Wettbewerber, die erfolgreiche Technik ebenfalls zu implementieren. Das Resultat ist ein bisher unerreichter Innovationsschub, der auf dem Desktop schon konkurrierende proprietäre Ökosysteme verdrängt hat.“

Mit Gal in der Position des Chief Technology Officer (CTO) versucht Mozilla, zu mehr Stabilität zurückzufinden. Gal ersetzt seinen Mentor, den angesehenen JavaScript-Erfinder Brendan Eich, der elf Tage lang auch als CEO diente, aber dann aufgrund öffentlichen Drucks zurücktrat: Im Jahr 2008 hatte Eich eine Kampagne gegen gleichgeschlechtliche Ehen mit einer Spende unterstützt.

Bevor Eich ihn zu Mozilla holte, befasste sich Gal an der University of California in Irvine mit einer Möglichkeit, JavaScript im Browser zu beschleunigen. Solche Techniken verhalfen später Browser-Apps – etwa Google Docs – zum Durchbruch. Bei Mozilla ging Gal aber weit über dieses Thema hinaus, arbeitet an Firefox für Android und begründete das Betriebssystem-Projekt Firefox OS mit. Beide Produkte rivalisieren mit Angeboten der Marktführer Apple und Google.

Diesen Monat hat Gal in einem Interview mit CNET aber schon betont: „Wir sind nicht darauf konzentriert, gegen iOS oder auch Android anzutreten. 17 Prozent des Markt verfügen über ein Smartphone. Die anderen 83 Prozent nutzen weiter irgendein Handy oder Feature Phone. Wir bedienen einen riesigen Markt, in dem sich die Menschen nach ihrer ersten Smartphone-Erfahrung sehnen.“

Gal wird sich aber auch außerhalb von Mozilla engagieren müssen. Ungewöhnlich an der Browser-Branche ist schließlich, dass alle Anbieter zur Zusammenarbeit mit ihren direkten Mitbewerbern gezwungen sind, um Kompatibilitätsprobleme wie in den Anfangszeiten des Internet Explorer zu vermeiden. Hier kann Gal von früheren Erfahrungen profitieren, denn schnellere Ausführung von JavaScript – etwa mit Just-in-Time-Kompilierung – zählt weiter zu den wichtigsten Anliegen der Browserhersteller.

Mozillas erster Ansatz in diese Richtung, TraceMonkey, wurde natürlich unter Leitung von Gal entwickelt. Sein Ansatz war es, zu beobachten, welche Teile eines JavaScript-Programms am aktivsten sind, und sie durch Kompilierung zu beschleunigen. Zwar erwies sich Firefox 3.1 mit TraceMonkey 2008 in einigen Bereichen als dem damals neuen Google-Browser Chrome unterlegen, Gal bezeichnet es aber heute noch als „Start meiner Karriere bei Mozilla“.

In der Folge legte Mozilla mit den JavaScript-Engines JaegerMonkey und IonMonkey nach. Durch schnelleres JavaScript konnte es Plug-ins durch Browserkomponenten wie pdf.js ersetzen. Und mit asm.js ist ein Projekt in Arbeit, das in C oder C++ geschriebene native Apps für die Ausführung im Browser konvertiert.

[mit Material von Stephen Shankland, News.com]

Tipp: Wie gut kennen Sie sich mit Browsern aus? Testen Sie Ihr Wissen – mit dem Quiz auf silicon.de.

Florian Kalenda

Seit dem Palm Vx mit Klapp-Tastatur war Florian mit keinem elektronischen Gerät mehr vollkommen zufrieden. Er nutzt derzeit privat Android, Blackberry, iOS, Ubuntu und Windows 7. Die Themen Internetpolitik und China interessieren ihn besonders.

Recent Posts

Alphabet übertrifft die Erwartungen im ersten Quartal

Der Umsatz steigt um 15 Prozent, der Nettogewinn um 57 Prozent. Im nachbörslichen Handel kassiert…

20 Stunden ago

Microsoft steigert Umsatz und Gewinn im dritten Fiskalquartal

Aus 61,9 Milliarden Dollar generiert das Unternehmen einen Nettoprofit von 21,9 Milliarden Dollar. Das größte…

21 Stunden ago

Digitalisierung! Aber wie?

Mehr Digitalisierung wird von den Unternehmen gefordert. Für KMU ist die Umsetzung jedoch nicht trivial,…

21 Stunden ago

Meta meldet Gewinnsprung im ersten Quartal

Der Nettoprofi wächst um 117 Prozent. Auch beim Umsatz erzielt die Facebook-Mutter ein deutliches Plus.…

2 Tagen ago

Maximieren Sie Kundenzufriedenheit mit strategischem, kundenorientiertem Marketing

Vom Standpunkt eines Verbrauchers aus betrachtet, stellt sich die Frage: Wie relevant und persönlich sind…

2 Tagen ago

Chatbot-Dienst checkt Nachrichteninhalte aus WhatsApp-Quellen

Scamio analysiert und bewertet die Gefahren und gibt Anwendern Ratschläge für den Umgang mit einer…

2 Tagen ago