Facebook führt mit „Freunde in der Nähe“ (Nearby Friends) ein neues Feature ein. Es informiert Smartphone-Nutzer über befreundete Mitglieder, die sich in der Nähe aufhalten. Wer diese Funktion einschaltet, aktiviert damit auch gleichzeitig einen Aufenthaltsverlauf, den das Unternehmen später zur Einblendung maßgeschneiderter Werbung nutzen will.

Das Feature ist auf Android und iPhone verfügbar, aber zunächst nur in einzelnen Regionen. „Wenn Sie Nearby Friends einschalten, dann werden sie gelegentlich benachrichtigt werden, wenn Freunde in der Nähe sind, damit Sie mit ihnen Kontakt aufnehmen und sie treffen können“, stellt Produktmanagerin Andrea Vaccari die möglichen Vorteile heraus. „Wenn Sie beispielsweise ins Kino unterwegs sind, lässt Nearby Friends Sie wissen, ob Freunde in der Nähe sind, so dass Sie den Film zusammen sehen oder sich danach treffen können.“

(Bild: Facebook)

Erst auf gezielte Nachfrage räumte das Social Network gegenüber TechCrunch Pläne für eine künftige werbliche Nutzung der gesammelten Standortdaten ein. „Derzeit wird es nicht für Werbung oder Marketing genutzt, aber das wird künftig der Fall sein“, sagte eine Sprecherin. Auch gegenüber News.com bestätigte Facebook diese vorgesehene Nutzung der Daten zu einem späteren Zeitpunkt.

Im Gegensatz zu früher eingeführten Features wappnete sich Facebook diesmal von vornherein gegen zu erwartende Bedenken von Datenschützern. Zum einen ist „Freunde in der Nähe“ nicht standardmäßig aktiviert, sondern muss bewusst eingeschaltet werden. Zum anderen fühlte das Unternehmen schon vorher bei US-Politikern, Regulierern und Datenschützern vor, um ihre Ansichten zu erkunden. Schon Mitte 2012 hatte Facebook eine solche Funktion getestet und aus ungeklärten Gründen wieder entfernt. Eine ähnliche Funktionalität bieten aber auch Google+ sowie iOS mit „Meine Freunde suchen“.

Die Tracking-Anwendung könnte sich als Goldmine für Facebook erweisen. Es könnte die damit gewonnenen Daten nutzen, um etwa gezielt Werbung auf Basis des Standorts und des Tagesablaufs seiner Mitglieder zu schalten. Lokale Händler wären wohl bereit, um einiges mehr für Inserate zu zahlen, die sich an Adressaten in unmittelbarer Nähe wenden.

„Wenn du den Aufenthaltsverlauf deaktivierst, dann wird Facebook keine weiteren Informationen zum Aufenthaltsverlauf deines Aktivitätenprotokolls mehr hinzufügen“, versichert das Unternehmen in seiner Desktop-Hilfe. Es weist außerdem darauf hin, dass die Nutzer einzelne gespeicherte Aufenthaltsorte oder auch ihren gesamten Aufenthaltsverlauf wieder löschen können. Wie TechCrunch auffiel, ist der Aufenthaltsverlauf mit seinen regelmäßig hinzugefügten Koordinaten jedoch gut versteckt – als scheine Facebook von seiner Löschung abhalten zu wollen.

[mit Material von Jennifer Van Grove, News.com]

ZDNet.de Redaktion

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