Samsung sah nach Steve Jobs‘ Tod die „beste Chance zum Angriff auf das iPhone“

Hochrangige US-Manager von Samsung befürchteten nach dem Tod von Steve Jobs, Apple profitiere von der umfangreichen Berichterstattung über seinen Gründer. Gleichzeitig sahen sie eine gute Gelegenheit, das iPhone mit einer Marketingkampagne anzugreifen. Das und mehr geht aus E-Mails hervor, die im laufenden Patentprozess zwischen Apple und Samsung enthüllt wurden.

„Unglücklicherweise hat Steve Jobs‘ Ableben zu einer großen Welle von Berichten über die ‚Überlegenheit‘ Apples und des iPhones geführt, geschaffen von dem ‚leidenschaftlichen, unermüdlichen, perfektionistischen …'“, schrieb Mike Pennington, Vizepräsident für Verkauf, an den damaligen CEO von Samsung Telecommunications America (STA). „Der Punkt ist hier, dass es Apple unbeabsichtigte Vorteile verschafft, da die Beschreibungen Dritter durchweg die Wahrnehmung von Verbrauchern hervorheben oder stützen, dass Apples Produkte überlegen sind, da Jobs ein solcher Visionär und Perfektionist war.“

Der 2011 verstorbene Apple-Gründer Steve Jobs bei einer seiner letzten Produktpräsentationen (Bild: Josh Lowensohn / CNET)

„Welcher Verbraucher wäre nicht begeistert, ein von einem solchen Mann entwickeltes Gerät zu kaufen?“ fragte sich der Vertriebsmanager. „Tut mir leid, in dieser Angelegenheit weiter zu drängen, aber ich habe viel zu lange zugesehen und weiß, dass dies unsere beste Chance zum Angriff auf das iPhone ist“, fügte er dann hinzu. Mike Pennington gehört zu den mindestens fünf Führungskräften von Samsung USA, die das Unternehmen in den letzten beiden Monaten aus unbekannten Gründen verließen.

Marketingchef Todd Pendleton beschrieb in einer weiteren Mail Vorbereitungen für eine „sehr aggressive Strategie, die unsere Vorzüge in Hardware und Software herausstellt“. Dabei gehe es darum, „den vermeintlichen Vorzug Apples (Ökosystem, Services) zu entmystifizieren, indem wir den Verbrauchern zeigen, wie sie leicht zu Android wechseln können und mehr Personalisierung sowie Auswahl erhalten, indem sie an Samsungs Ökosystem teilnehmen“.

Die E-Mails decken auch auf, dass Samsung grundsätzlich zögerte, Apple direkt anzugreifen, und das lieber Google überlassen hätte. „Wie früher besprochen, können wir sie mit unserem Marketing nicht direkt angreifen“, heißt es an anderer Stelle. „Wenn es weiterhin Samsungs Position ist, Angriffe auf Apple zu vermeiden aufgrund ihrer Bedeutung als großer Kunde – können wir zu Google gehen und sie bitten, eine Kampagne gegen Apple zu starten, die auf den vielen besseren Android-Optionen basiert, die im vierten Quartal im Markt verfügbar sind?“

Dokumente wie diese kommen im Patentprozess laufend ans Tageslicht, weil eine Besonderheit im US-Recht die Kontrahenten verpflichtet, sich gegenseitig angeforderte Unterlagen auszuhändigen. Zuvor wurden auf diese Weise auch für Apple weniger angenehme Schriftstücke öffentlich. Sie verrieten etwa, dass sich Apple um das iPhone-Wachstum sorgte. Steve Jobs schrieb von einem „heiligen Krieg“ gegen Google und wies die Mitarbeiter zur Verknüpfung aller Apple-Produkte an, um die Kunden an Apples Ökosystem zu fesseln.

Zeitlich passend zum Patentprozess hat Samsung jetzt außerdem eine Website veröffentlicht, die sein eigenes Produktdesign in den Mittelpunkt stellt. Neben Patentverletzungen warf der iPhone-Hersteller seinem Rivalen in den letzten Jahren auch vor, durch Kopieren seine Geschacksmuster („Design Patents“) zu verletzen. Samsung ist es vielleicht deshalb wichtig, die eigenständige Arbeit seiner Designer zu präsentieren. Die Site konzentriert sich aber nicht nur auf Smartphones und Tablets, sondern thematisiert auch die Gestaltung von Kühlschränken, Fernsehern und anderen Produkten.

[mit Material von Lance Whitney, News.com]

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ZDNet.de Redaktion

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