FBI schließt Drogenhandelsplattform „Silk Road“

Das FBI hat nach langen Ermittlungen die Drogenhandelsplattform „Silk Road“ geschlossen und ihren mutmaßlichen Betreiber in San Francisco verhaftet. Das im „Darknet“ versteckte Portal galt als „Ebay für Drogen“ und nutzte das Anonymisierungsnetzwerk Tor sowie die digitale Währung Bitcoin, um anonyme Transaktionen zu ermöglichen. Die Ermittlungsbehörden gaben an, mit Bitcoins im Wert von rund 3,6 Millionen Dollar die bislang größte Beschlagnahmung in dieser Währung durchgeführt zu haben. Auf die Nachricht hin fiel der Wert eines Bitcoin von zuvor 140 Dollar auf 129 Dollar.

„Die Website Silk Road diente als ausgedehnter Schwarzmarkt für illegale Drogen und andere verbotene Güter, die von den Nutzern der Site regelmäßig gekauft und verkauft wurden“, bezeugt FBI-Agent Christopher Tarbell in der bei einem US-Bundesgericht eingereichen Strafanzeige (PDF). Den Ermittlern zufolge wurden über Silk Road Hunderte Kilo illegaler Drogen an über 100.000 Käufer verkauft, was dem Betreiber selbst Provisionen in Höhe von rund 80 Millionen Dollar eingebracht habe. Darüber hinaus gehen sie von Geldwäsche in Höhe von einigen Hundert Millionen Dollar aus. Sie werfen dem Beschuldigten außerdem einen Mordauftrag vor, weil ein Silk-Road-Mitglied die Identität anderer Nutzer enthüllen wollte. Es gibt aber offenbar keinen Beleg dafür, dass die Tat tatsächlich ausgeführt wurde.

Beim Aufruf der versteckten Website Silk Road wird ihre Beschlagnahmung gemeldet.

Im letzten Monat waren auf der Platform 13.000 Angebote für Betäubungsmittel gelistet, darunter Marihuana, LSD, Heroin, Kokain, Metamphetamin und Ecstasy. Laut FBI waren darüber hinaus auch „digitale Güter“ im Angebot, zu denen Banktrojaner und gehackte Amazon-Konten gehörten. In der Sparte „Fälschungen“ boten Verkäufer gefälschte Führerscheine, Reisepässe und andere Identätsnachweise an. Unter „Dienstleistungen“ offerierten Hacker das gezielte Kapern von Twitter- und Facebook-Konten.

Als Betreiber, der bei Silk Road unter dem Namen „Dread Pirate Roberts“ auftrat, wird der 29-jährige Ross William Ulbricht beschuldigt. Er studierte Physik an der University of Texas und erwarb danach ein Master’s Degree an der Penn State University. Später wandte er sich libertären Wirtschaftstheorien zu und trat für den US-Politiker Ron Paul ein, der die Legalisierung von Drogen befürwortet. In einem erst kürzlich anonym geführten Interview mit Forbes führte „Dread Pirate Roberts“ philosophische und politische Motive für Silk Road an. Die Plattform sei ein Vehikel für die Botschaft, alles andere weniger wichtig. „Wir haben den vom Staat angesagten Kampf gegen Drogen dank Bitcoin gewonnen“, sagte er unter anderem. Es gebe eine Verschiebung der weltweiten Machtstrukturen. „Die Menschen können den Fluss und die Verteilung von Informationen sowie den Geldfluss kontrollieren“, postulierte er. „Sektor um Sektor spielt der Staat keine Rolle mehr, und die Macht gehört wieder dem Individuum.“

Wie das FBI-Dokument ausführt, hinterließ der Silk-Road-Betreiber trotz aufwendiger technischer Verschleierung digitale Spuren, die schließlich zusammengesetzt werden konnten und seine Identität enthüllten. Zu diesen Spuren gehörten auch identische Interessen von Ross William Ulbricht und „Dread Pirate Roberts“ – so hatte er unter beiden Namen immer wieder auf das österreichische Ludwig von Mises Institute und dessen libertäre Agenda hingewiesen. Letztlich führten aber offenbar eigene Fehler zu seiner Enttarnung. Die FBI-Agenten stießen auf Forumpostings, bei denen Ulbricht versehentlich seine echte anstelle einer anonymen E-Mail-Adresse angegeben hatte, und bekamen damit den entscheidenden Ansatz für ihre weiteren Ermittlungen.

ZDNet.de Redaktion

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