Microsoft wirft Google in einer aggressiven „Kampagne zur Verbraucheraufklärung“ in den USA erneut vor, mit seinem E-Mail-Dienst Gmail die Privatsphäre der Nutzer zu verletzen. Mit dem Slogan „Don’t Get Scroogled by Gmail“ wirbt das Unternehmen in Fernsehen, Printmedien sowie online dafür, stattdessen seinen E-Mail-Dienst Outlook.com zu nutzen.

Der Softwarekonzern moniert mit der Negativ-Kampagne „Googles Praxis, die persönlichen Inhalte von E-Mails zu durchforsten und damit sein Gewinnstreben vor die Interessen der Nutzer zu stellen“. Outlook.com hingegen sei ein E-Mail-Dienst, bei dem die Privatsphäre der Verbraucher an erster Stelle stehe. Schon Ende 2012 fuhr Microsoft eine ganz ähnliche „Scroogled“-Kampagne gegen Google Shopping. Mit dem Video Gmail Man versuchte Microsoft, seine Vertriebspartner gegen den konkurrierenden Dienst aufzubringen.

Mit der Negativ-Kampagne will Microsoft zum Umstieg auf seinen E-Mail-Dienst bewegen (Screenshot: ZDNet.de)

Ähnlich hatte Microsoft auch schon vor einem Jahr in ganzseitigen Zeitungsanzeigen argumentiert, was zu einem Streit über „Datenschutzmythen“ zwischen Google und Microsoft führte. „Niemand liest Ihre E-Mail außer Ihnen“, wehrte sich Google gegen die Vorwürfe. „Wie bei den meisten bedeutenden E-Mail-Providern üblich, scannen unsere Computer die Nachrichten, um Spam sowie Malware fernzuhalten und zugleich für Sie relevante Werbung anzuzeigen.“

„E-Mails sind persönlich – und die Menschen empfinden es als ungehörig, wenn ihre E-Mails gelesen werden, um Inserate zu verkaufen“, begründet Microsoft-Manager Stefan Weitz die neu aufgelegte Kampagne. Er führte dazu die Ergebnisse einer von Microsoft beauftragten Studie an, derzufolge 70 Prozent der Verbraucher nicht darüber informiert seien, dass E-Mail-Provider „routinemäßig“ persönliche E-Mails lesen, um zielgerichtete Werbung schalten zu können. 88 Prozent der Verbraucher sollen dies „missbilligen“, wenn sie darüber Bescheid wissen.

Wie das Wall Street Journal anmerkt, führt aber auch Microsofts Outlook.com automatische Scans von E-Mails durch, um gegen Spam und andere unerwünschte Aktivitäten vorzugehen. Es nutze zudem den jeweiligen Betreff, vom Nutzer preisgegebene persönliche Informationen sowie seine Websuche, um ähnlich wie Google maßgeschneiderte Inserate einzublenden.

Im Rahmen seiner Kampagne hat Microsoft außerdem eine Petition gestartet, mit der Unterzeichner Google auffordern sollen, ihre E-Mails nicht mehr zu durchforsten, um gezielte Werbung anzuzeigen. Mit derzeit rund 240 Unterschriften ist sie allerdings noch weit vom vorgegebenen Ziel von 25.000 Unterschriften entfernt.

[mit Material von Charlie Osborne, ZDNet.com]

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ZDNet.de Redaktion

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