Von 2009 auf 2010 hat sich die Zahl neu registrierter Verstöße gegen den Jugendschutz im Internet um sieben Prozent erhöht. Sie liegt jetzt bei 2582, wie Jugendschutz.net in seinem Jahresbericht (PDF) festhält.

Die Organisation kontrollierte 2010 nach eigenen Angaben rund 11.800 Websites, 8000 Videoclips und 16.500 Profile in Web-2.0-Diensten. Zahlenmäßig sei nach wie vor Pornografie das größte Problem; die Tendenz sei allerdings rückläufig. Dagegen gebe es immer mehr deutschsprachige Angebote, die Magersucht verherrlichten. Am meisten Beschwerden gingen mit 21 Prozent wegen Darstellungen von sexuellem Missbrauch von Kindern bei Jugenschutz.net ein; 2009 hatte der Anteil 16 Prozent betragen.

Vergleichsweise neue Phänomene seien Sites, die selbstverletzendes Verhalten (SVV) oder exzessiven Alkoholmissbrauch glorifizierten. „Die Verbreitung im Netz trägt dazu bei, dass Hemmschwellen abgebaut und Reglementierungen des Alkoholkonsums ausgehebelt werden“, schreiben die Autoren.

Verstöße lassen sich der Organisation zufolge hierzulande in vier von fünf Fällen schnell beseitigen. Im Ausland bestünden fast immer Handlungsmöglichkeiten über Kontakte zu Providern und internationalen Partnern. Der Rechercheaufwand habe allerdings zugenommen: 2010 sei das Vierfache an Beiträgen, Kommentaren und Profilen überprüft worden, als im Jahr zuvor. Jugendschutz.net beobachtete nach eigenen Angaben die wichtigsten Suchmaschinen, Videoportale, Chats, Messenger, Communitys, Spieleportale und Kinderangebote.

Filtersysteme stufen die Jugendschützer als verbesserungswürdig ein: Sie bewerten demnach jede fünfte Website falsch. „Nur bei Angeboten im Bereich Sex und Pornografie ist die Wirksamkeit befriedigend, in anderen Bereichen kann jede zweite problematische Seite die Filter passieren“, heißt es im Jahresbericht. Kein System sei jedoch bisher in der Lage, Web-2.0-Angebote korrekt zu filtern: Sie würden entweder zur Gänze blockiert oder vollständig angezeigt.

Jugendschutz.net war 1997 von den Jugendministern der Bundesländer gegründet worden. Die Organisation durchforstet das Internet nach jugendgefährdenden Inhalten und drängt auf die Einhaltung von Jugendschutzbestimmungen im Web. Ziel ist ein vergleichbarer Schutz von Minderjährigen, wie es ihn bei traditionellen Medien seit längerem gibt. Zu den Unterstützern gehören unter anderem das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), die Bundeszentrale für politische Bildung (BPB), die Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK), das Medienkompetenzforum Südwest (MKFS) und die Europäische Union. Jugenschutz.net arbeitet auch mit Inhope zusammen, dem Dachverband von Beschwerdestellen über illegale Netzinhalte.

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ZDNet.de Redaktion

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