Neben Windows Mobile hat HTC dem Smartphone die selbst entwickelte Benutzeroberfläche Sense verpasst. Doch damit gelang es den Taiwanern nicht ganz, alle Altlasten von Microsofts mobilem Betriebssystem auszubügeln.

So gibt es häufig Überschneidungen zwischen von HTC zugelieferten Funktionen und ihren Microsoft-Pendants. Das verwirrt den Nutzer gelegentlich. Videos oder Musikdateien öffnen sich beispielsweise entweder im HTC-Mediaplayer oder im Standard-Mediaplayer von Windows Mobile. An anderen Stellen scheint es so, als gingen die Software-Tuningmaßahmen des Hardwareherstellers nicht weit genug. Auf dem Homescreen gibt es etwa einen attraktiven E-Mail-Reader, der dem Nutzer die ersten paar Zeilen neu eingegangener Nachrichten anzeigt. Ein kurzer Wisch mit dem Finger zeigt frühere Nachrichten. Das alles ist ansprechend und funktioniert flüssig, wie auf dem iPhone. Wer aber in die Nachricht eingebettete Bilder sehen, den kompletten Text lesen oder gar antworten will, öffnet mit einem weiteren Fingertipp die altertümlich anmutende E-Mail-Applikation von Windows Mobile. Die aber erinnert eher an Windows 3.1 als an iPhone oder Android.

Man könnte es sogar noch verzeihen, dass sich HTC nicht bis zum letzten Dialog von Windows Mobile vorangetastet hat – denn über die IP-Konfiguration des Internet-Zugangs oder die Einstellungen von Active Sync stolpert man nicht täglich. Doch leider hapert es schon an so alltäglichen Programmen wie dem E-Mail-Client.

Dazu kommen Unzulänglichkeiten bei der Bedienung, die sich bei Microsoft über die Jahre eingebürgert haben. Wer beispielsweise das Startmenü öffnet, schließt es wieder mit einem Tipp auf das X in der rechten oberen Bildschirmecke. Ein Beispiel aus dem Test: Schlägt beim Öffnen des Marketplace der Verbindungsaufbau mit den Microsoft-Servern fehl, findet sich der Cancel-Button unten rechts, und zum Beenden des Programms tippt man dann auf Exit unten links. Das X findet sich währenddessen gar nicht auf dem Display – das erzeugt Verwirrung. Für noch mehr Abwechslung sorgt der Mediaplayer, der seinen Zurück-Button oben in der Mitte präsentiert. Eine konsequentere Anordnung der wichtigen Schaltflächen wäre deutlich benutzerfreundlicher.

Gut für Social Networking

Das HD2 ist, was die Integration von Social Networks angeht, fast auf dem hohen Niveau des HTC Hero. Auf Deutsch: Das Gerät zieht sich Kontaktinformationen von Freunden und deren Bilder aus Facebook. Ein Homescreen-Tab dient als Twitter-Client, über den sich auch Status-Updates abgeben lassen und so weiter. Das funktioniert weitgehend problemlos. Allerdings müssen im Test mehrere Kontakte manuell zusammengeführt werden, da sie unterschiedliche E-Mail-Adressen im Adressbuch und beispielsweise bei Facebook nutzen.

Zusätzliche Anwendungen

Windows Mobile ist eine sehr gute Plattform für Anwendungsentwickler. Allerdings sind die vorinstallierten Programme nicht alle auf so hohem Niveau, wie man es erwartet. Der Youtube-Player arbeitet zwar flott und lässt sich leicht bedienen, die Facebook-App hingegen bietet nicht alle Funktionen, die man gerne sähe. Da kann man gleich die Facebook-Website besuchen.

Im Internet gibt es zwar viele recht gute Windows-Mobile-Programme, doch leider sind sie nicht leicht zu finden und zu installieren. Denn bislang gab es keine gemeinsame Plattform im Stil des Apple App Store, der direkt auf dem Gerät das Auffinden und Herunterladen von Anwendungen ermöglicht. Der von Microsoft gestartete Marketplace ist da schon ein Schritt in die richtige Richtung. Es gibt jedoch nur relativ wenige Einträge in den jeweiligen Kategorien, und fast alle Tools sind kostenpflichtig – abgesehen von einigen Microsoft-Tools und einer Facebook-Applikation. Wer auf der Suche nach konkreten Programmen wie Skype ist, wird derzeit innerhalb des Marketplace nicht fündig und muss Google bemühen, um den Instant Messenger direkt von der Herstellerwebseite in der richtigen Version herunterzuladen.

Besonders gut ist der Microsoft-Service MyPhone, der über das Internet ein Backup des Handys anlegt. Anders als MobileMe von Apple ist er sogar kostenlos.

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ZDNet.de Redaktion

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