Alle Welt regt sich über die Schnüffelei von Unternehmen wie der Bahn, den Datenmissbrauch bei Callcentern oder die Datenbevorratung für Ermittlungsbehörden auf. Warum aber verbietet eigentlich keiner die Rasterfahndung im Netz, das Zusammenführen von Informationen zu namentlichen User-Profilen, zu Dossiers?

Die Antwort liegt auf der Hand: Die User stellen ihre Daten freiwillig ein und gestatten den sozialen Netzwerken und anderen Sammlern per Klick auf die meist ungelesenen Geschäftsbedingungen oft auch noch die Verwertungsrechte für diese Informationen. Es ist bezeichnend, dass schon tausende von Facebook-Mitgliedern die neuen Geschäftsbedingungen akzeptiert hatten, die der Web-Company auch noch die Verwertung selbst aller vom User (aus möglicherweise guten Gründen) getilgten Informationen auf alle Zeit garantieren sollte.

Die amerikanische Personensuchmaschine Spokeo wirbt explizit um die Aufmerksamkeit von Personalabteilungen: „HR Recruiters click here“ (Bild: ZDNet.de).

Warum tun Menschen so etwas? Zum einen sind es die oft zitierten vertrauensseligen, naiven und jungen Menschen, die die sozialen Netze nutzen, um mit ihren Freunden so zu kommunizieren, wie sie es auch auf einer Party tun würden. Zum anderen werben die Medien für soziale Netze, in denen sie den absolut angesagten Lifestyle sehen.

„Ist für mich alles kein Problem“, argumentieren die ganz Cleveren. Sie hätten das im Griff und sich zudem nichts vorzuwerfen und auch nie auf eine Porno-Site geschaut, Software oder Musik raubkopiert beziehungsweise Nacktbilder oder solche von Trinkgelagen in YouTube eingestellt. Mag sein. Aber wie sieht es mit Bekannten oder dem Ex-Freund aus, oder wer immer sonst den Fotoauslöser am Handy bedienen kann?

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ZDNet.de Redaktion

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