Google weiß den Rest – ach was Google. Google perfektioniert nur, was es im Netz längst gibt: Über viele von uns sind dort Dossiers angelegt und veröffentlicht, obwohl das nur mit ausdrücklicher Zustimmung der Betroffen erlaubt ist. Wer das bezweifelt, sollte etwa bei 123people oder bei Yasni seinen Namen – oder besser den Namen seines Lieblingsfeindes – eingeben.

Dort erfährt er alles über Wohnorte, den Arbeitgeber, sieht sein Foto, wo seine Kinder zur Schule gehen, welche peinlichen Fotos oder Videos es über ihn – von wem auch immer aufgenommen und veröffentlicht – im Netz gibt. Auch seine Freunde werden offen gelegt, wie auch die Begriffe, die am häufigsten mit ihm assoziiert werden.

Einer der Online-Services der Polizei von Chicago: Ein blaues „A“ bedeutet, dass hier jemand wohnt, der wegen Missbrauchs von Erwachsenen verurteilt wurde, ein rotes „C“ zeigt den Wohnort einer Person an, die schon einmal wegen des Missbrauchs von Minderjährigen vor Gericht stand (Bild: ZDNet.de).

Hierzulande wird gerne betont, man wolle keine amerikanischen Verhältnisse – sieht aber offensichtlich keine Probleme darin, seine privaten Daten – oder die von mehr oder weniger Bekannten – auf internationale Online-Server zu legen, die weit weniger strengen Datenschutzrichtlinien unterliegen als in Deutschland.

In Kalifornien wurde etwa gerade ein Online-Pranger eingerichtet, auf dem Menschen mit Foto, Namen, Adresse und Arbeitgeber ausgestellt werden. Möglich wurde das, weil sie ihre Daten irgendwo, irgendwie freiwillig eingegeben haben. Auch bei uns hat man solche Pranger schon diskutiert – etwa für Unternehmen, die keine Lehrlinge einstellen.

Die lokalisierten Services von Internet-Handys versprechen dank Google Maps und ähnlicher Techniken Informationen über die Pizza um die Ecke, die historische Bedeutung des Gebäudes vor uns – oder auch eine Liste der Schwulen, Kommunisten, Open-Source-Gegner in dieser Funkzelle. Will die moderne Weltgesellschaft sich tatsächlich derart entblößen, nur damit die Werbeindustrie zielgenau potenzielle Kunden belästigen kann oder die Mobilfunkindustrie ein tragfähiges Geschäftsmodell für Einnahmen aus Datenverkehr bekommt?

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ZDNet.de Redaktion

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