iTunes-Kartellprozess: Klägerinnen disqualifiziert, Verfahren geht weiter

Der Kartellprozess um Apples in iTunes und iPods integrierte digitale Rechteverwaltung FairPlay wird fortgesetzt, obwohl die beiden bisherigen Klägerinnen als nicht betroffen ausscheiden. Das entschied US-Bundesbezirksrichterin Yvonne Gonzalez Rogers und verwies auf ihre Pflicht, die Rechte der in der Sammelklage vertretenen 8 Millionen iPod-Käufer zu schützen.

Schon in der letzten Woche fiel Melanie Tucker als Klägerin aus, da ihre iPod-Käufe nicht in die zulässige Zeitspanne zwischen dem 12. September 2006 und dem 31. März 2009 fielen. Die verbliebene Klägerin Marianna Rosen wiederum war im Besitz von zwei fraglichen iPods – aber Apples Anwälten gelang der Nachweis, dass die Geräte mit einer Kreditkarte gekauft wurden, die auf die Firma ihres Mannes ausgestellt war. Damit war sie nicht die eigentliche Käuferin und konnte nicht mehr als Klägerin auftreten. Eine Sammelklage setzt aber zwingend mindestens einen berechtigten Leitkläger („named plaintiff“) voraus.

Die Richterin wies die gegen Apple klagenden Anwälte an, neue Kläger zu präsentieren, die mindestens eines der fraglichen Modelle von Apples Medienplayer erworben hatten. Klagevertreterin Bonny Sweeney versicherte, weitere iPod-Kunden seien „bereit und willens“, sich der Sammelklage anzuschließen.

Der bereits 2005 eingereichten Sammelklage zufolge soll Apple seine „dominante Marktposition im Bereich Musikdownloads und tragbare Medienplayer“ benutzt haben, um „den Wettbewerb zu schwächen und sein Monopol zu stärken“. Mit FairPlay codierte Musik lässt sich nur auf iPods und keinen anderen Geräten abspielen. Es verhindert auch, dass bei anderen Anbietern gekaufte Musik auf iPods wiedergegeben werden kann.

Im laufenden Kartellprozess begründete iTunes-Chef Eddy Cue diese Maßnahmen mit dem Schutz vor Hackern. Sie seien auch notwendig gewesen, um das damals erst aufkeimende Musikgeschäft voranzubringen. Letztlich habe Apple nur auf den Druck der Musiklabels reagiert und deren Vorgaben für eine digitale Rechteverwaltung umgesetzt.

Die Kläger hingegen werfen dem iPhone-Hersteller vor, mithilfe von FairPlay gezielt Mitbewerber behindert zu haben. Tatsächlich habe Apple erst entschieden, nicht interoperabel mit den Systemen der Konkurrenz zu sein, nachdem es eine dominante Marktposition erreichte, erklärte Kläger-Anwältin Sweeney.

Am Montag rechnete Wirtschaftswissenschaftler Roger Noll von der Stanford University der achtköpfigen Jury vor, dass die iPod-Käufer aufgrund von Apples wettbewerbsfeindlichen Handlungen Mehrkosten von rund 350 Millionen Dollar zu tragen hatten. Apple habe zwei Märkte ohne Wettbewerb geschaffen, einen für portable Musikplayer und einen weiteren für Musik-Downloads. Die Kläger fordern daher Schadenersatz in Höhe von 350 Millionen Dollar – und im Kartellrecht wäre sogar eine verdreifachte Summe möglich.

Tipp: Wie gut kennen Sie Apple? Überprüfen Sie Ihr Wissen – mit 15 Fragen auf silicon.de.

ZDNet.de Redaktion

Recent Posts

BSI-Studie: Wie KI die Bedrohungslandschaft verändert

Der Bericht zeigt bereits nutzbare Angriffsanwendungen und bewertet die Risiken, die davon ausgehen.

10 Stunden ago

KI-Wandel: Welche Berufe sich am stärksten verändern

Deutsche sehen Finanzwesen und IT im Zentrum der KI-Transformation. Justiz und Militär hingegen werden deutlich…

11 Stunden ago

Wie ein Unternehmen, das Sie noch nicht kennen, eine Revolution in der Cloud-Speicherung anführt

Cubbit ist das weltweit erste Unternehmen, das Cloud-Objektspeicher anbietet. Es wurde 2016 gegründet und bedient…

16 Stunden ago

Dirty Stream: Microsoft entdeckt neuartige Angriffe auf Android-Apps

Unbefugte können Schadcode einschleusen und ausführen. Auslöser ist eine fehlerhafte Implementierung einer Android-Funktion.

20 Stunden ago

Apple meldet Umsatz- und Gewinnrückgang im zweiten Fiskalquartal

iPhones und iPads belasten das Ergebnis. Außerdem schwächelt Apple im gesamten asiatischen Raum inklusive China…

20 Stunden ago

MadMxShell: Hacker verbreiten neue Backdoor per Malvertising

Die Anzeigen richten sich an IT-Teams und Administratoren. Ziel ist der Zugriff auf IT-Systeme.

1 Tag ago