Mt. Gox erhält Konkursschutz nach US-Recht

Eine US-Konkursrichterin hat einem Antrag der japanischen Bitcoin-Wechselbörse Mt. Gox stattgegeben, sein Konkursverfahren nach Chapter 15 des US-Rechts durchzuführen. Das berichtet Reuters. Damit erhöhen sich die Chancen, dass US-Kunden der Börse wenigstens einen Teil ihrer Einlagen zurückerhalten.

Richterin Stacey Jernigan vom Konkursgericht in Dallas hatte ursprünglich Mt.-Gox-CEO Mark Karpeles aufgefordert, in die USA zu reisen und persönlich vorzusprechen. Karpeles reiste nicht, die Anhörung fand nie statt. Jernigan hat ihre Genehmigung dennoch erteilt.

Chapter 15 hatten die USA erst 2009 speziell für ausländische Firmen eingeführt. Ein solches Verfahren ermöglicht Vertretern der bankrotten Firma, Rechtsprozesse zu führen und Mittel zu finden, um Gläubiger zu entschädigen. Gegen Mt. Gox läuft noch eine US-Sammelklage, aufgrund derer das Vermögen des Unternehmens eingefroren wurde.

Die Börse hatte Ende Februar zunächst gemeldet, ihr seien 750.000 Bitcoin von Kunden und 100.000 eigene Bitcoin abhanden gekommen oder gestohlen worden. Später fand sie 200.000 Bitcoin in einem unbenutzt geglaubten „Wallet nach dem alten System“ wieder. Die weiter fehlenden 650.000 Bitcoin entsprechen nach aktuellem Kurs noch fast 300 Millionen Euro.

Eine Mehrheit der früheren Kunden und jetzigen Gläubiger sitzt in den USA. Da der Konkurs jetzt dort abgehandelt wird, steigen ihre Chancen, zumindest einen Teil ihrer Einlagen zurückzuerhalten. Reuters zufolge sollen die wiedergefundenen 200.000 Bitcoin (90 Millionen Euro) unter kanadischen und US-amerikanischen Kunden aufgeteilt werden. Zudem werden diese einen Anteil von 16,5 Prozent des Unternehmenswerts erhalten, wenn sich ein Käufer finden sollte.

Bisher liegt ein Gebot von Sunlot vor, hinter dem der frühere Disney-Kinderstar Brock Pierce und der Investor William Quigley stehen. Sunlot bietet eine Bitcoin (450 Euro). Die Genehmigung für den Kauf muss das Bezirksgericht Tokio erteilen.

Karpeles zufolge gab es eine Sicherheitslücke im System von Mt. Gox, über die die dreistelligen Millionen-Euro-Summen gestohlen wurden. Wie das genau geschehen ist, hat Mt. Gox aber nie geschildert. So lag es auch an der fehlenden Transparenz, dass Hacker Mt. Gox Betrug unterstellten. Sie drangen in Karpeles‘ Reddit-Konto und seinen persönlichen Blog ein, wo sie ihm Bereicherung vorwarfen.

[mit Material von Dara Kerr, News.com]

Tipp: Kennen Sie die größten Technik-Flops der IT-Geschichte? Überprüfen Sie Ihr Wissen – mit 14 Fragen auf silicon.de.

Florian Kalenda

Seit dem Palm Vx mit Klapp-Tastatur war Florian mit keinem elektronischen Gerät mehr vollkommen zufrieden. Er nutzt derzeit privat Android, Blackberry, iOS, Ubuntu und Windows 7. Die Themen Internetpolitik und China interessieren ihn besonders.

Recent Posts

DSL oder Kabel – Welcher Anschluss passt zu Ihnen?

Internet in den eigenen vier Wänden ist heutzutage nicht mehr wegzudenken. Denn egal, ob Homeoffice…

2 Stunden ago

Gefahren im Foxit PDF-Reader

Check Point warnt vor offener Schwachstelle, die derzeit von Hackern für Phishing ausgenutzt wird.

7 Stunden ago

Bitdefender entdeckt Sicherheitslücken in Überwachungskameras

Video-Babyphones sind ebenfalls betroffen. Cyberkriminelle nehmen vermehrt IoT-Hardware ins Visier.

7 Stunden ago

Top-Malware in Deutschland: CloudEye zurück an der Spitze

Der Downloader hat hierzulande im April einen Anteil von 18,58 Prozent. Im Bereich Ransomware ist…

7 Stunden ago

Podcast: „Die Zero Trust-Architektur ist gekommen, um zu bleiben“

Unternehmen greifen von überall aus auf die Cloud und Applikationen zu. Dementsprechend reicht das Burg-Prinzip…

22 Stunden ago

Google schließt weitere Zero-Day-Lücke in Chrome

Hacker nutzen eine jetzt gepatchte Schwachstelle im Google-Browser bereits aktiv aus. Die neue Chrome-Version stopft…

24 Stunden ago