Mozilla experimentiert mit Web-Personalisierung

Mozilla schlägt eine Schnittstelle für eine personalisierte Webnutzung mit seinem Browser Firefox vor. Sie soll besuchten Websites die Interessen der Surfer mitteilen, während die Anwender die volle Kontrolle behalten. Der Firefox-Hersteller strebt damit einen Personalisierungsstandard als bessere Alternative zum vielfach praktizierten „unsichtbaren“ Tracking durch Websites und Werbenetzwerke an.

Eine „Personalisierung mit Respekt“ nennt es die nicht gewinnorientierte Organisation. „Unser Ziel mit UP (User Personalization) und anderen Innovationen auf diesem Gebiet ist es, die Qualität der Nutzererfahrung zu verbessern“, schreibt Mozilla-Manager Harvey Anderson. „Um das zu erreichen, sind Interaktionen erforderlich – mit Optionen, wie viele und welche Informationen offenbart werden, um die relevantesten Inhalte und Dienste im Web zu erhalten.“ Als ein kürzliches Beispiel dafür nennt er eine vom britischen Guardian bereitgestellte Option, mit der die Leser jegliche Berichterstattung über das „Royal Baby“ auf seiner Website ausblenden konnten.

Die vorgesehene API soll die Interessen der Nutzer automatisch erfassen, ihnen aber die Entscheidung über ihre mögliche Offenlegung überlassen. „Nehmen wir an, Firefox erkennt im Browser-Client, ohne dass die Browserhistorie meinen Computer verlässt, dass ich an Gadgets, Komödienfilmen, Eishockey und Kochen interessiert bin“, führt in einem gleichzeitig veröffentlichten Blogeintrag Mozilla-Labs-Produktmanager Justin Scott aus. „Während ich durch das Web surfe, kann ich wählen, ob ich diese Interessen bestimmten Websites für eine personalisierte Erfahrung mitteile. Diese Websites könnten dann Artikel über die aktuellsten Gadgets bevorzugt präsentieren und Eishockey-Ergebnisse herausstellen. Sites wie Firefox Marketplace könnten Rezepte und Spielfilm-Apps empfehlen, selbst wenn ich sie zum ersten Mal besuche.“

Eine solche Personalisierung lässt natürlich nicht zuletzt die Werbebranche aufhorchen, die ständig nach neuen Wegen sucht, um gezieltere Inserate zu schalten. „Geht Mozilla, Verteidiger des Webs gegen Tracking-Cookies von Drittanbietern, ins Werbegeschäft?“ fragte sich das Fachblatt AdAge verblüfft. Es bezieht sich damit auf eine für Firefox 22 angekündigte Funktion, die alle Werbe-Cookies von Drittanbietern blockieren sollte, aber doch nicht aktiviert wurde.

Laut Anderson spricht Mozilla über seinen Personalisierungsvorschlag mit interessierten Gruppen, zu denen Nutzer, Website-Betreiber, Marken, Ad-Tech-Provider, Entwickler und Datenschützer gehören. Als besonders interessiert erwiesen sich dabei Hearst Publications und die deutsche Burda-Verlagsgruppe, die als Partner schon in der Testphase dabei sein wollen.

„Die von Mozilla vorgeschlagene Interessen-API vermittelt uns ein klares Signal der Nutzerinteressen in einer Weise, die ihre Privatsphäre und Wahlmöglichkeiten respektiert“, erklärte Jean-Paul Schmetz, Chief Scientist von Hubert Burda Media. „Wir freuen uns darauf, sie mit den Websites des Burda-Netzwerks zu testen.“

[mit Material von Stephen Shankland, News.com]

ZDNet.de Redaktion

Recent Posts

Gefahren im Foxit PDF-Reader

Check Point warnt vor offener Schwachstelle, die derzeit von Hackern für Phishing ausgenutzt wird.

2 Stunden ago

Bitdefender entdeckt Sicherheitslücken in Überwachungskameras

Video-Babyphones sind ebenfalls betroffen. Cyberkriminelle nehmen vermehrt IoT-Hardware ins Visier.

2 Stunden ago

Top-Malware in Deutschland: CloudEye zurück an der Spitze

Der Downloader hat hierzulande im April einen Anteil von 18,58 Prozent. Im Bereich Ransomware ist…

2 Stunden ago

Podcast: „Die Zero Trust-Architektur ist gekommen, um zu bleiben“

Unternehmen greifen von überall aus auf die Cloud und Applikationen zu. Dementsprechend reicht das Burg-Prinzip…

17 Stunden ago

Google schließt weitere Zero-Day-Lücke in Chrome

Hacker nutzen eine jetzt gepatchte Schwachstelle im Google-Browser bereits aktiv aus. Die neue Chrome-Version stopft…

19 Stunden ago

Hacker greifen Zero-Day-Lücke in Windows mit Banking-Trojaner QakBot an

Microsoft bietet seit Anfang der Woche einen Patch für die Lücke. Kaspersky-Forscher gehen davon aus,…

20 Stunden ago