Hispalinux, eine Vereinigung spanischer Linux-Nutzer, hat bei der EU-Kommission eine Kartellbeschwerde gegen Microsoft eingereicht. Hintergrund ist einem Bericht der Agentur Reuters zufolge die Implementierung von UEFI Secure Boot in von Microsoft zertifizierte Hardware für Windows 8.
Erste Bedenken gegenüber UEFI (Unified Extensible Firmware Interface) Secure Boot kamen schon 2011 auf. Linux-Nutzer befürchteten, dass die Funktion das Booten von Linux-Betriebssystemen auf Windows-8-Rechnern unmöglich macht.
Der Red-Hat-Mitarbeiter Matthew Garrett kommentierte zu dem Zeitpunkt in seinem Blog, Secure Boot nehme Endnutzern die Kontrolle über ihre Hardware und lege sie in die Hände von Microsoft und den Hardware-Anbietern. „Die Wahrheit ist, dass es dadurch deutlich schwieriger wird, etwas anderes als Windows laufen zu lassen.“
Die Linux-Community sucht seit einiger Zeit nach einer optimalen Methode, um Linux auf Windows-8-PCs mit Secure Boot zu installieren. Den Vorschlag, von Microsoft signierte Schlüssel in den Linux-Kernel einzufügen, bezeichnete Linux-Gründer Linus Torvalds als „idiotisch“. Microsoft könne jederzeit diese Schlüssel deaktivieren und damit eine Linux-Installation auf einem Windows-8-PC unbrauchbar machen.
Hispalinux-Anwalt Jose Maria Lancho erklärte gegenüber Reuters, dass UEFI Secure Boot „de facto ein technologisches Gefängnis“ für Computer-Systeme sei und „definitiv wettbewerbsfeindlich“. Windows 8 behindere den Wettbewerb, weil es die direkte Ausführung konkurrierender Betriebssysteme auf der Hardware verhindere, heißt es weiter in einem Blogeintrag von Hispalinux. Die Auswahl des vorinstallierten Betriebssystems basiere nur auf einer Vereinbarung zwischen dem Hardwarehersteller und Microsoft, und nicht mit dem Verbraucher.
Darin sieht Hispalinux einen Verstoß gegen europäische Wettbewerbs- und Verbrauchergesetze. Unter anderem beruft sich der Verband auf die Artikel 81.1 und 82 des EU-Vertrags.
Die EU-Kommission muss jede Beschwerde, die an sie herangetragen wird, prüfen. Sollte sie wettbewerbsfeindliches Verhalten feststellen, wird sie angemessene Gegenmaßnahmen ergreifen.
Wie solche Maßnahmen aussehen können, ist Microsoft sehr wohl bekannt. Anfang März verdonnerte Brüssel den Softwarekonzern zur Zahlung von 561 Millionen Dollar. Er hatte nach Einführung des Service Pack 1 für Windows 7 aufgrund eines „technischen Fehlers“ Verbrauchern in Europa monatelang keine Browserauswahl mehr angeboten und damit gegen eine frühere Absprache mit der EU verstoßen.
[mit Material von Liam Tung, ZDNet.com]
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