Hohe Gebühren für Google Maps vertreiben Mash-up-Kunden

Bekannte Websites, die bislang Google Maps in ihre eigenen Angebote integrierten, klagen über die von Google eingeführten Gebühren und suchen nach Alternativen. Ende letzten Jahres hatte der Suchkonzern veränderte Lizenzbedingungen angekündigt, mit denen die kostenlose Nutzung von Google Maps durch kommerzielle Anbieter eingeschränkt wird. Eine Zahlungspflicht setzt demnach ein, wenn über 90 Tage hinweg täglich über 25.000 Kartenansichten abgerufen werden. Laut Google soll das nur eine Spitzengruppe von 0,35 Prozent aller Websites betreffen, die Google Maps einsetzen, und damit rund 4000 Kunden.

Viel zu teuer, fand Sebastian Delmont vom Immobiliensuchdienst StreetEasy und rechnete in einem Blogeintrag vor, dass es seinen Dienst jährlich bis zu 800.000 Dollar kosten könne. Zahlen, die ihn an die von Oracle im Jahr 1999 verlangten Lizenzgebühren erinnerten. Die freundlichen Google-Vertreter hätten zwar Nachlässe angeboten, aber die Forderung sei noch immer viel zu hoch gewesen.


Googles Angebot rund um Maps ist abhängig von der Zahl der Zugriffe kostenpflichtig (Screenshot: ZDNet).

StreetEasy entschied sich, seine eigenen Karten zu entwickeln und dabei auf Angebote wie OpenStreetMap und MapBox zurückzugreifen. Dabei gehe es nicht nur um das Geld, sondern auch um eine bessere Kontrolle über die Kartenansichten. Mit den nicht an Google abgeführten Gebühren lasse sich mehr als ein guter Entwickler bezahlen, um die Karten anzupassen, damit sie nicht aussehen wie alle anderen Kartendarstellungen online.

Ein noch prominenterer Abgang ist der Standortdienst Foursquare. Auch er will in Zukunft die Open-Source-Alternative OpenStreetMap (OSM) nutzen, die sich als die „freie Wiki-Weltkarte“ bezeichnet. Ihre Kartendaten entstehen aus der Mitarbeit zahlreicher freiwilliger Unterstützer, die sie auch laufend aktualisieren. Die OpenStreetMap Foundation kann inzwischen auf 500.000 registrierte Nutzer verweisen, obwohl ihr Dienst lange nicht die Abrufzahlen von Google Maps oder Bing Maps erreicht.

Steve Coast, der Gründer von OpenStreetMap, ließ sich vor rund 16 Monaten von Microsoft anwerben, das inzwischen OSM zu unterstützen scheint, um gegen Google Maps zu halten. Die New York Times hörte von Branchenquellen, er sei zwar bei Bing Maps tätig, arbeite aber an Open-Source-Software, die Entwicklern die Nutzung von OpenStreetMap erleichtern soll. Während Google Geldspenden für OSM tätigte, habe Microsoft dem Projekt weit wertvollere Kartendaten geschenkt.

Dem Beispiel von Foursquare und StreetEasy könnten zahlreiche weitere Nutzer von Google Maps folgen, da die neue Gebührenstruktur erst seit Anfang des Jahres gilt mit einer Schonfrist von 90 Tagen. Von Google Maps ein Stück weit entfernt hat sich auch Apple, das mit der neuen iOS-Version von iPhoto erstmals auf einen anderen Kartenanbieter setzt. Die Mobilvariante der Bildbearbeitung nutzt anders als das Desktop-Pendant OpenStreetMap.

[mit Material von Lance Whitney, News.com]

ZDNet.de Redaktion

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