Mehr als die Hälfte der Facebook-Mitglieder weiß mit Timeline – das hierzulande „Chronik“ heißt – nichts anzufangen. Das hat eine von Sophos durchgeführte Befragung von 4110 Nutzern ergeben. Das Social Network wird die neue Profilansicht in den kommenden Wochen für alle verpflichtend einführen.
Knapp 8 Prozent sagen demnach, dass sie mit Timeline zufrieden sind; weitere 8,39 Prozent denken, dass sie sich daran gewöhnen werden. Die verbleibenden 83,65 Prozent äußerten sich negativ: 51,29 Prozent der Befragten gaben an, sie seien wegen Timeline besorgt, und ein Drittel (32,36 Prozent) der Nutzer stellte sich die Frage, warum es Facebook überhaupt noch verwendet.
Sophos weist darauf hin, dass seine Studie keinen wissenschaftlichen Ansprüchen genügt. Zudem merkt der Sicherheitsanbieter an, dass „die Leute, die bei unseren Umfragen mitmachen, sich vielleicht bewusster mit Datenschutz- und Sicherheitsthemen auseinandersetzen als der Durchschnittsnutzer“, schreibt Senior Technology Consultant Graham Cluley in einem Blogeintrag zur Studie.
Clueley selbst hat sein Facebook-Konto vergangenen Dezember dauerhaft gelöscht – aufgrund von Sicherheitsbedenken. Facebooks Veränderungen bei den Privatsphäreeinstellungen hätten ihn zunehmend beunruhigt, schreibt Clueley in einem Gastbeitrag für die BBC. „Weil ich darüber spreche und blogge, wie wichtig Privatsphäre und Online-Sicherheit sind, kam es mir unangebracht vor, einen Dienst zu nutzen, bei dem ich nicht das Gefühl habe, ich könnte ihn gebührend steuern.“
Auch hierzulande haben Datenschützer Facebooks Schritt kritisiert, die Chronik verpflichtend für alle Nutzer einzuführen. Das Verhalten des Social Network sei „ultradreist“, wetterte etwa der Datenschutzbeauftragte von Schleswig-Holstein, Thilo Weichert, vergangene Woche im Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
Der Hamburgische Datenschutzbeauftragte, Johannes Caspar, sieht die größte Gefahr der Profilumstellung indes darin, „dass der Nutzer angeregt oder angeleitet wird, aus seiner Vita Daten preiszugeben, die er zuvor nicht preisgegeben hätte“. Betroffene müssten die Risiken kennen, die mit einem interaktiven Lebenslauf einhergingen. „Es muss klar sein, dass noch deutlicher wird, welche Vorlieben, Eigenheiten, Freunde und Kontakte der Nutzer hat“, sagte Caspar gegenüber dem Hamburger Abendblatt. Insbesondere bei Kindern und Jugendlichen werde das zum Problem, wenn sie aufgrund von sozialem Druck immer mehr Daten ins Netz stellten.
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