Cisco wegen Beihilfe zur Zensur angeklagt

Cisco Systems hat allem Anschein nach ein System entwickelt, um China bei der Überwachung seiner Bürger zu helfen. Das geht aus einer Klage hervor, die elf Mitglieder einer spirituellen Bewegung namens Falun Gong vor einem Bezirksgericht in Kalifornien eingereicht haben. Sie fordern Schadenersatz in nicht genannter Höhe sowie die Einstellung unrechtmäßiger Aktivitäten.

Cisco soll der chinesischen Regierung ein Überwachungssystem namens „Goldener Schild“ zur Verfügung gestellt und gewartet haben. Der Klageschrift zufolge ermöglicht es unter anderem, die Internetaktivitäten der Bewegung zu verfolgen und zu zensieren. Aufgrund von Ciscos Technologie seien Mitglieder von Falun Gong unrechtmäßig verhaftet, gefoltert und getötet worden.

Eingereicht wurde die Beschwerde von der Human Rights Law Foundation. Acht der elf Kläger werden darin nicht mit Namen genannt – „um Vergeltung und weitere Verstöße gegen die Menschenrechte“ zu vermeiden. Charles Lee, ebenfalls ein Kläger und amerikanischer Staatsbürger, wurde demnach 2003 auf einer Reise nach China am Flughafen verhaftet und bis zu seiner Freilassung 2006 immer wieder gefoltert.

Ein Cisco-Sprecher erklärte gegenüber ZDNet, es gebe „keine Basis“ für die Anschuldigungen. Sein Unternehmen werde die Klage „energisch“ anfechten. „Cisco unterhält keine Netzwerke in China oder anderswo. Ebensowenig passt es seine Produkte in irgendeiner Weise an, sodass sie Zensur oder Unterdrückung erleichtern.“

Den Klagen zufolge führte der „Goldene Schild“ – von Ciscos Marketing als „Policenet“ bezeichnet – zur Verhaftung von 5000 Falun-Gong-Mitgliedern. Cisco habe „agressiven Wettbewerb“ betrieben, um den Auftrag für die Entwicklung des Netzwerks an Land zu ziehen – „im vollen Bewusstsein, dass es zur Unterdrückung der Religion genutzt werden würde“.

Falun Gong ist nach eigenen Angaben eine friedliche religiöse Bewegung und hat rund 70 bis 100 Millionen Mitglieder. Diese nutzen hauptsächlich das Internet für ihre religiösen Versammlungen. Das chinesische Regime betrachtet sie als politische Bedrohung. Seit 1999 ist die Religion in China verboten.

HIGHLIGHT

Vorwand Kinderpornografie: EU-weites Zensurgesetz droht

EU-Innenkommissarin Cecilia Malmström hat am Montag eine Richtlinie vorgestellt, die den Aufbau einer Zensurinfrastruktur vorschreibt. Was in Deutschland mittlerweile als unsinnig anerkannt ist, soll jetzt in ganz Europa eingeführt werden.

ZDNet.de Redaktion

Recent Posts

Google stopft schwerwiegende Sicherheitslöcher in Chrome 124

Zwei Use-after-free-Bugs stecken in Picture In Picture und der WebGPU-Implementierung Dawn. Betroffen sind Chrome für…

22 Stunden ago

Studie: 91 Prozent der Ransomware-Opfer zahlen Lösegeld

Die durchschnittliche Lösegeldzahlung liegt bei 2,5 Millionen Dollar. Acht Prozent der Befragten zählten 2023 mehr…

1 Tag ago

DMA: EU stuft auch Apples iPadOS als Gatekeeper ein

Eine neue Analyse der EU-Kommission sieht vor allem eine hohe Verbreitung von iPadOS bei Business-Nutzern.…

1 Tag ago

Chips bescheren Samsung deutlichen Gewinnzuwachs

Das operative Ergebnis wächst um fast 6 Billionen Won auf 6,64 Billionen Won. Die Gewinne…

1 Tag ago

Chrome: Google verschiebt das Aus für Drittanbietercookies

Ab Werk blockiert Chrome Cookies von Dritten nun frühestens ab Anfang 2025. Unter anderem gibt…

2 Tagen ago

BAUMLINK: Wir sind Partner und Aussteller bei der Frankfurt Tech Show 2024

Die Vorfreude steigt, denn BAUMLINK wird als Partner und Aussteller bei der Tech Show 2024…

2 Tagen ago