CIO Oliver Bussmann erklärt: So will SAP das iPad nutzen

ZDNet: Sie haben nicht lange gefackelt und darauf gesetzt, sobald das iPad in Deutschland verfügbar war.

Bussmann: Wir möchten hier ganz bewusst eine Vorreiterrolle einnehmen. Dazu müssen wir natürlich zunächst unsere Entwickler ausrüsten, um den mobilen Gedanken intern zu verankern. Viele Szenarien lassen sich fast nur durch Ausprobieren und die alltägliche Verwendung ermitteln. Außerdem stößt man dadurch immer wieder auf neue Anwendungsbeispiele.

ZDNet: Welche zum Beispiel?

Bussmann: Im Augenblick natürlich vor allem da, wo wir das Gerät vermehrt einsetzen: im Vertrieb und in der Entwicklung. So bietet es sich beispielsweise an, mittels SAP Business Objects Explorer Report-Daten auf das iPad zu bringen. Das können vor allem die Mitarbeiter aus dem Sales- und dem Marketingbereich in Gesprächen und Meetings nutzen. Sie können durch die Übertragung der Reports auf das iPad auf Excel-Tabellen verzichten und erzielen einen umfassenden Informationsgewinn. Zudem gibt es viele Möglichkeiten, den Workflow zu beschleunigen, etwa bei der Reisekostenabrechnung, der Beschaffung oder der Zeiterfassung.


So sehen Reports auf dem iPad aus (Bild: SAP)

ZDNet: Die Beispiele sind einleuchtend, aber es handelt sich bei allen doch mehr oder weniger um „angeflanschte“ Eingabemöglichkeiten für die eigentlichen SAP-Produkte.

Bussmann: Wieso „angeflanscht“? Die Möglichkeit, über ein mobiles Endgerät auf das SAP-Backend-System zuzugreifen, ist ein großer Schritt. Und zwar deshalb, weil wir native Apps für diverse Smartphones und Tablet-PCs entwickeln und anbieten werden. Momentan machen wir den ersten Schritt. Wir starten mit vergleichsweise simplen Anwendungen und nehmen uns dann der komplexeren an.

ZDNet: Lässt sich sagen, wofür der Webzugriff via Browser ausreicht und wann es doch sinnvoller ist, eine native iPad-App zu verwenden?

Bussmann: Wenn es darum geht, Daten zu erfassen, reicht der Web-Zugriff nicht aus. Dann ist es sinnvoll, dass die Anwendung auf die Möglichkeiten des Geräts zugeschnitten ist. Eine App lohnt sich also schon. Beim Reporting jedoch ist der Zugriff über SAP Business Explorer ausreichend und erfüllt alle Anforderungen.

ZDNet: Seit wann und wie nutzen Sie das iPad im Rahmen ihrer Arbeit?

Bussmann: Ich persönlich bin seit Mai iPad-User. Zunächst stellt das iPad Basisfunktionalitäten zur Verfügung, also E-Mail, VPN-Zugriff und die Citrix-Fähigkeit. Mein Verhalten als Konsument unserer Anwendungen hat sich auch schon erheblich verändert. So schaue ich mir beispielsweise abends noch schnell die wichtigen Reports an – und morgens gleich als erstes wieder. Mit einem Notebook würde ich das nicht machen – einfach, weil es zu lange dauert. Der Aufwand für die Informationsverbreitung verringert sich dadurch für das Unternehmen deutlich, denn es geht schnell und macht den Anwendern Spaß, sich diese selbst zu beschaffen.

ZDNet: Das iPad ist ja aber mehr als ein bloßes Darstellungsgerät für Business Intelligence …

Bussmann: Business-Intelligence-Informationen breiter verfügbar zu machen ist auch nur die erste Stoßrichtung. Die zweite ist die Integration von Social Media. An der arbeiten wir derzeit. Außerdem bietet sich die Nutzung für unsere CRM-Anwendungen an. Da befinden wir uns mit Sybase gerade in der Pilotierungsphase.

ZDNet: Wie organisieren Sie die Beschaffung der Geräte? Werden die über SAP bestellt und dann an die Mitarbeiter verteilt oder kümmert sich jeder selbst um „sein“ iPad?

Bussmann: Die Bestellung läuft zwar über unsere etablierten Beschaffungswege, geschieht aber im Self-Service. Natürlich gehört auch ein Genehmigungsprozess dazu. Sonst sind wir sehr pragmatisch vorgegangen: Einen eigenen Support für die mittlerweile rund 1500 iPads bei SAP haben wir nicht aufgebaut, den organisieren wir nach Web-2.0-Manier: Informationen stellen wir auf einfachen Wegen zur Verfügung, beispielsweise über Wikis. Ein wichtiger Punkt ist dabei die Geräteunabhängigkeit.

ZDNet: Das heißt, Sie nutzen jetzt eben erst einmal das iPad, weil es als erstes verfügbar ist, werden aber später auch andere Tablets einsetzen?

Bussmann: Wir fangen mit dem iPad an, werden aber damit nicht aufhören: Gerade hat RIM sein Playbook-Tablet vorgestellt, von zahlreichen weiteren Hersteller sind Produkte auf Android-Basis angekündigt, die fast alle im Laufe des Jahres noch auf den Markt kommen sollen. Auch die werden in den Unternehmen Einzug halten. Man muss sich daher so aufstellen, dass man auch diese Produkte unterstützen kann.

ZDNet: Wie sieht Ihre weitere Strategie aus?

Bussmann: Wir haben derzeit eine mobile Community von rund 17.000 Mitarbeitern, wenn man die Zahl unserer Blackberry-Nutzer zugrunde legt. Das sind also auch die, die bei ihrer Arbeit potenziell am meisten von einem iPad profitieren. Natürlich wird bei jeder Anschaffung hinterfragt, was der wirtschaftliche Nutzen ist. Und es muss ja nicht zwangsläufig ein iPad sein, sondern möglicherweise auch bald schon ein anderes Gerät. Ob jemand künftig einen Laptop oder ein Tablet nutzt, wird immer fallabhängig entschieden werden. Aber bis Ende nächsten Jahres, denke ich, wird diese Frage für die mobilen Mitarbeiter beantwortet sein.


Ein Beispiel für die Nutzung des iPad mit Tastatur, etwa für Mitarbeiter im technischen Aussendienst (Bild: SAP).

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ZDNet.de Redaktion

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