Virtual Desktop Infrastructure: Nicht alles Gold, was glänzt

Diese Zurückhaltung hat nichts mit Innovationsfeindlichkeit zu tun. Im Gegenteil: Die meisten, die jetzt Abstand nehmen, haben ihre Pilotprojekte schon durchgeführt und ausgewertet. Dadurch sind sie zu der Erkenntnis gekommen, dass der Weg zu einer VDI nicht ganz so leicht ist, wie die Softwareanbieter das bewerben.

„Viele unserer Kunden waren sehr angetan und sogar beeindruckt von VDI als Technologie, haben es aber nach einem ersten Test wieder verworfen, weil außerordentlich große Schwierigkeiten bei der Wartung der Anwendungen auftraten“, sagt Marion Gravot vom französischen Virtualisierungsspezialisten Systancia.

Sie sieht einen der Schwachpunkte einer VDI in den erheblich höheren Storagekosten. Wer noch kein SAN hat, müsse sich zum ordentlichen Betrieb eines anschaffen – eine weitere Hürde. Denn das ist nicht nur finanziell aufwändig, sondern verlangt auch gewisse Qualifikationen der IT-Mitarbeiter, die meistens erst aufgebaut werden müssen. Karim Amrane, Presales Engineer bei Quest Software, sieht zudem auch in den Kosten für den Betrieb und der Heterogenität der Landschaften große Hürden für den Erfolg von VDI.

Die aktuellen Versionen von Citrix XenDesktop und VMware View sind weitgehend ausgereift und beinhalten einige Technologien, um die sogenannte Nutzererfahrung so angenehm wie möglich zu machen. Beschränkungen etwa bei Multimedia, wie sie Nutzer von Thin Clients früher kannten, sind Vergangenheit. Außerdem steht heute – anders als früher etwa bei Citrix – durch Anwendungsvirtualisierung die ganze Palette der in Unternehmen benötigten Programme zur Verfügung. Die möglichen Stolpersteine für VDI sind also weniger technischer, als vielmehr wirtschaftlicher Natur.

Einer davon ist, dass sich für Unternehmen zwar Einsparungen bei der Verwaltung der Arbeitsplätze, den Kosten für Hardware und Strom errechnen lassen, diese aber erst nach fünf oder mehr Jahren erreicht werden. Ins Gewicht fällt außerdem, dass anfangs oft erhebliche Zusatzkosten entstehen – etwa, wenn Außenstellen bedient werden sollen und das WAN daher erst für VDI fit zu machen ist.

Nicht zuletzt ändern sich durch eine VDI zumindest bei großen Firmen auch die Aufgaben der Mitarbeiter in der IT-Abteilung: Ist der Arbeitsplatz erst auf dem Server, wird er weder von denselben Menschen noch von Kollegen mit einem ähnlichen Qualifizierungsprofil betreut. Das Unternehmen braucht dann Fachleute, die gleichzeitig Server und Arbeitsplätze verwalten können und sich darüber hinaus auch perfekt mit Virtualisierungstechnologien auskennen.

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ZDNet.de Redaktion

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