Virtual Desktop Infrastructure: Nicht alles Gold, was glänzt

In vielen Fällen ist eine komplette VDI gar nicht notwendig. Die angestrebten Ziele lassen sich beispielsweise oft durch die Virtualisierung von Anwendungen erreichen. Diese Technologie wird bei VMware als ThinApp und von Citrix als XenApp vermarktet und ist beispielsweise auch in Applidis von Systancia enthalten. Damit ist der Betrieb von Anwendungen auf dem Server und deren Übertragung auf den Client möglich. Das ist einfacher, da nur die Anwendung, nicht aber das Betriebssystem virtualisiert wird.

Außerdem gerät ein „alte“ Technologie wieder mehr ins Blickfeld: Das Streaming des Betriebssystems. Pioniere in diesem Bereich waren die von Citrix aufgekaufte Firma Ardence und Hewlett-Packard mit seinem Image Manager. Außerdem machte das im Sommer von Vision Solutions übernommene amerikanische Unternehmen Double-Take Wiederbelebungsversuche.

Mit seinem Angebot Flex erleichtert Double-Take die Verwaltung von Arbeitsplätzen, da nur ein Image notwendig ist. Als weiteren wichtigen Vorteil gegenüber einer VDI sieht das Unternehmen die Performance. Statt ein Image auf einem Server in einer virtuellen Maschine laufen zu lassen und anschließend über das Netzwerk zum Nutzer zu schieben, nimmt „Flex“ das Image und lässt CPU und Speicher des Arbeitsplatzrechners die Arbeit machen. Da somit einiges lokal abgearbeitet wird, ist aber ein Vorteil, den VDI-Propheten beschwören, nicht erreichbar: Die Unabhängigkeit des Benutzers vom Endgerät. Dementsprechend hält VMware, dass kein Streaming bietet, diese Technologie auch eher in „statischen“ Umgebungen, etwa einem Call Center, für einstzfähig. Für die meisten, dynamischeren Szenarien sei sie nicht geeignet.

Zur Lösung der Probleme bei VDI könnten die Client Hypervisor beitragen. Citrix hat seinen Bare-Metal-Hypervisor XenClient für Notebooks im Mai vorgestellt. Er wurde in Zusammenarbeit mit Intel auf dessen vPro-Hardware-Technologie entwickelt. Bare-Metal heißt, dass er ohne installiertes Hostbetriebssystem direkt auf der Hardware läuft. Möglich ist das die Virtualisierungsfunktionen VT-x und VT-d von Intel.

Mit der in VMware View 4.5 enthaltenen Funktion „Offline Desktop Access“ hat der Wettbewerber nachgezogen, aber noch nicht gleichgezogen. Obwohl auch VMware schon länger zusammen mit Intel daran arbeitet, ist es um die angekündigte „Client Virtualization Platform“ sehr ruhig geworden.

Für den seit wenigen Tagen mit VMware View 4.5 verfügbar gewordenen „Offline Desktop Access“ braucht VMware auf dem Client ein Betriebssystem, mit einem Client Hypervisor „Bare Metal Level 1“ ginge es auch ohne. VMware kritisiert an der Citrix-Lösung, dass sie nur mit der Intel-vPro-Technologie zusammen funktioniert und zu wenig externe Devices über USB unterstützt. Außerdem müsse auch die Grafikkarte von Intel sein, damit das Gesamtkonzept funktionier. Die eigene Lösung sei flexibler und leichter auszurollen. Dafür ist sie aber auch erst seit wenige Tagen verfügbar.

Anfang Oktober findet die Citrix-Hausmesse Synergy in Berlin statt. Das wäre eigentlich ein guter Zeitpunkt für das Unternehmen, um wieder vorzulegen. Den Kunden kann der Wettbewerb nur recht sein, erhöhen sich dadurch doch Vielfalt und Qualität der Lösungen im Markt.

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ZDNet.de Redaktion

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