Der Krankenstand ist niedrig wie selten, und viele Unternehmen der IT-Branche fördern die Gesundheit ihrer Mitarbeiter mit Vorsorgeuntersuchungen, Sportprogrammen oder Initiativen für eine bessere Work-Life-Balance. Doch der Schein trügt. Denn unter der Oberfläche sind bedenkliche Tendenzen auszumachen. Dies zeigen die Ergebnisse des Projekts DIWA-IT (Demographischer Wandel und Prävention in der IT) zur Gesundheitsprävention in der IT-Wirtschaft.
„Viele Mitarbeiter der IT-Industrie haben die Grenzen ihrer Belastbarkeit erreicht, ihre Gesundheit hängt am seidenen Faden“, sagt Andreas Boes vom Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung (ISF) München, der mit seinem Team im Rahmen von DIWA-IT zahlreiche Tiefeninterviews mit Beschäftigten in der IT-Industrie geführt hat. „Sie leiden verstärkt unter Stressfaktoren wie Arbeitsverdichtung, langen Arbeitszeiten oder dem Zwang zur permanenten Verfügbarkeit.“
Besonders burnoutgefährdet seien IT-Berater, die viel auf Reisen sind, sowie vor allem Projektmanager, die gleichzeitig in mehreren Projekten arbeiten. Hier entsteht zusätzlicher Druck, wenn sich Termine überschneiden und individuell koordiniert werden müssen.
Die derzeitige Wirtschaftskrise verschärft die Situation. Personalabbau, permanente Reorganisationen und die Angst um den Arbeitsplatz sorgen dafür, dass sich IT-Fachleute in einem „System der permanenten Bewährung“ befinden.
Die Frustration steige zusätzlich, wenn die Mitarbeiter wegen des Termindrucks am Wochenende arbeiten müssen und ihre Familien kaum mehr sehen. Krankheitsbilder wie Tinnitus, Depressionen und Burnout seien daher in der IT immer häufiger anzutreffen, so der Wissenschaftler.
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