Die Strafverfolgung von solchen kriminellen Wertschöpfungsketten ist äußerst schwierig. Für die Kriminellen besteht kaum ein Risiko, da sie weitgehen anonym bleiben können. Nur selten gelingt es Ermittlern, die Beteiligten zu ermitteln. Selbst wenn das glückt, kommt man an die internationalen Bandenmitglieder meist nicht heran.

So konnten die US-Behörden Anfang 2008 elf Personen ermitteln, die regelmäßig am Handel mit Kreditkartendaten beteiligt waren. Dabei handelte es sich um drei US-Bürger, einen Esten, drei Ukrainer, zwei Chinesen und einen Weißrussen. Von einer weiteren Person ist nur der Nickname bekannt.

Der Amerikaner Albert „Segvec“ Gonzalez hackte sich mit seinem Notebook in die WLANs diverser Einzelhandelsfirmen, darunter bekannte Marken wie Boston Market, Barnes & Noble, Forever 21, OfficeMax und TJX. Dort zahlten ahnungslose Kunden mit ihren Kreditkarten an den Kassen. Was sie nicht wussten: Die Kassen übertragen die Kreditkartendaten per WLAN an die zentrale EDV und eben auch an den Laptop von Gonzales. So sammelten Gonzales und seine Komplizen insgesamt 40 Millionen Kreditkartendaten, die es galt, an den Mann zu bringen.

Die Behörden schienen recht stolz auf ihr Ermittlungsergebnis zu sein, zehn von elf der Datenhändler zu kennen. So machten sie sich gleich daran, diejenigen zu verhaften, auf die sie Zugriff hatten. Als der Este Aleksandr Suworow mit seiner Freundin Vika Urlaub auf Bali machen wollte, schlugen die Special Agents Paul B. und Timothy G. zu. „You are under arrest“ verkündeten sie dem sichtlich überraschten Suworow.

Auch viele Passanten waren verwirrt, denn diese Aktion fand am Frankfurter Flughafen statt. Die Special Agents gaben Suworow immerhin bei der Frankfurter Polizei ab. Die wusste jedoch nicht, was sie mit Suworow anstellen sollte, denn in Deutschland lag nichts gegen ihn vor. Da die Special Agents allerdings ein Fax mit einem kalifornischem Haftbefehl mit sich führten, entschied eine Staatsanwältin, Suworow erst einmal zu behalten.

Die Aktion auf dem Frankfurter Flughafen sorgte für diplomatische Verstimmung. Suworows Anwalt stellte Strafantrag gegen die Special Agents wegen Freiheitsberaubung. Das Department of Justice bestand auf Auslieferung, da in den USA ein gültiger Haftbefehl vorliege. Allerdings wollte man keine Details nennen, da man Angst hatte, ausländische Strafverfolgungsbehörden zu informieren. Nach einigem Hin und Her wurde Suworow schließlich im Januar 2009 ausgeliefert. Beinahe wäre er wegen des eigenmächtigen Vorgehens der US-Justiz ungeschoren davongekommen.

Von den elf Tätern konnten insgesamt nur drei verhaftet werden, obwohl zehn namentlich bekannt sind. Gonzales und Suworow sitzen ihre Strafe in den USA ab. Der Ukrainer Maxim Jastremski sitzt zur Zeit 30 Jahre in der Türkei wegen anderer Vergehen in der Computerkriminalität ab.

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ZDNet.de Redaktion

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