IBMs Linux-Chefin: Open Source steht jetzt am Wendepunkt

ZDNet: Gerade erst hat IBM zusammen mit Red Hat ein Softwarepaket für einen alternativen Desktop zusammengestellt: Lotus Notes 8.5 Beta 1, das kostenlose Office-Paket Lotus Symphony für Linux und den Red Hat Enterprise Linux Desktop, über den sich Notes und Symphony nutzen und ohne Installation testen lassen. Glauben Sie, dass die Zeit für Linux auf dem Desktop reif ist?

Kuznetsova: Die Antwort hängt noch von vielen Faktoren ab. Zum einen sind die Anforderungen an einen Desktop heute nicht mehr dieselben wie vor ein paar Jahren. Blackberry und Mobiltelefone haben die Einstellung der Anwender verändert. Bei diesen Geräten ist das Betriebssystem für die überwiegende Zahl der Anwender belanglos – sie interessieren sich für die damit möglichen Anwendungen. Bald werden sie eine ähnliche Art und Weise des Funktionierens auch von anderen Geräten erwarten. Außerdem spielt der Trend zu webbasierenden Anwendungen und Diensten eine große Rolle: Schon in ein paar Jahren werden sich daher die Anforderungen deutlich gewandelt haben – und damit auch noch einmal die Möglichkeiten für den Einsatz von Linux.

ZDNet: Mark Shuttleworth, der Vater von Ubuntu, hat kürzlich gefordert, dass Linux benutzerfreundlicher werden muss. Würden Sie sich dieser Aufforderung anschließen?

Kuznetsova: Teilweise. Im Serverumfeld ist da sicherlich kein Bedarf – erstens ist die Handhabung auch nicht komplizierter als bei anderen Systemen, zweitens gibt es inzwischen eine ausreichende Zahl von Experten. Wenn wir von Linux als Desktopbetriebssystem sprechen, dann hat Mark aber sicher recht.

ZDNet: Könnten die jetzt massenhaft auf den Markt kommenden Netbooks eine Vorreiterrolle spielen? Viele von ihnen werden ja nicht nur aus Kostengründen, sondern auch wegen der vergleichsweise geringen Rechenleistung mit Linux ausgestattet, das mit weniger Ressourcen als Windows auskommt – und irgendwann gewöhnen sich die Anwender vielelicht einfach daran…

Kuznetsova: Es ist gut möglich, dass durch die Netbooks noch einmal ein Schub für den Linux-Desktop kommt – aber vor allem bei privaten Anwendern. Unternehmen sind oft abhängig von Windows-Altanwendungen. Da ist die Einführung von Linux auf dem Desktop dann deutlich schwieriger. Auf einmal und komplett umzustellen ist schier unmöglich. Aber wenn man mit der einen oder anderen Abteilung beginnt, in der ein Umstieg möglich ist, dann kommt man auch in kleinen Schritten zum Ziel. Und es gibt große Organisationen, die das so erfolgreich gemacht haben, etwa die Post in Russland.

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ZDNet.de Redaktion

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