Interview: CEO Steve Ballmer über das Leben nach Vista

ZDNet: Kommen wir zu Windows Mobile. Sie haben gesagt, Sie können sich vorstellen, dass irgendwann Lizenzen oder Lieferungen für Mobilgeräte die Desktop-Lizenzen überflügeln werden. Könnten Sie das näher erklären?

Ballmer: Der PC-Markt umfasst heute etwa 200 Millionen Geräte. Nehmen wir einmal an, der Markt wächst in den nächsten Jahren stark – um 14 oder 15 Prozent pro Jahr. Das sind riesige Zahlen, aber angesichts des Booms in China durchaus realistisch. In ein paar Jahren sind gut 400 Millionen Geräte möglich. Gleichzeitig werden heute jährlich eine Milliarde Mobiltelefone verkauft, und es läuft alles auf die so genannten „Smart Devices“ hinaus, deren prozentualer Anteil dramatisch wächst.

Bei den Smart Devices gibt es nur sehr wenige Anbieter, also im Grunde eigentlich nur Nokia/Symbian und uns. Ich will mal ganz unbescheiden sagen, dass wir beide diesen Bereich klar dominieren. Daneben gibt es noch einige Nischenanbieter. Palm zum Beispiel ist eher ein Nischenanbieter, ebenso wie Blackberry (von Research In Motion) und diese Linux-Geräte von Motorola, speziell in China, die ebenso Nischenprodukte sind.

Es gibt ein gewisses Zwischending zwischen „dummen“ und intelligenten Geräten, etwa Telefone vom J2ME-Typ, aber bei den echten Smart Devices teilen eigentlich nur zwei Unternehmen den großen Kuchen unter sich auf. Viele Leute sind überrascht, wenn sie erfahren, wie viel mehr Verkäufe wir haben als Blackberry. Weil Blackberry in den USA so beliebt ist, glauben die Leute automatisch, dass das überall auf der Welt so ist. Aber in Wirklichkeit liegen unsere Verkäufe weltweit gesehen um ein Vielfaches höher als die von Blackberry.

ZDNet: Was passiert, wenn Apple ein Smartphone herausbringt, was früher oder später wohl auch der Fall sein wird? Wie wird das die Situation ändern?

Ballmer: Na ja, ihr Geschäftsmodell wird wohl ähnlich aussehen wie bei Treo und Blackberry und nicht wie bei uns und Nokia. Nokia ruht sich mit Symbian etwas auf seinen Lorbeeren aus. Aber in der Wirtschaft und speziell in unserem Bereich ist es nun einmal so, dass irgendwann neue Spieler mit neuen Ideen auf den Markt kommen. Man wird sehen, was Apple macht.

ZDNet: Was Apple ganz bestimmt nutzen wird, ist der so genannte Ipod-Effekt. Glauben Sie, dass irgendwann Vista durch eine Art Zune-Effekt beflügelt werden könnte?

Ballmer: Sicher. Aber natürlich ist es noch lange nicht so weit. Irgendwann muss und wird es diesen Effekt geben. Aber vorher müssen wir noch einiges tun und den Zune etablieren. Wir sehen uns in einer guten Ausgangsposition und freuen uns über die ersten Reaktionen. Aber wir müssen immer realistisch bleiben: Der Spitzenplatz ist besetzt, und wir stehen weiter hinten in der Schlange. Der Ipod hat eine Revolution ausgelöst, da haben wir noch einiges zu tun.

ZDNet: Sind Sie mit der bisherigen Reaktion auf den Zune zufrieden?

Ballmer: So weit, so gut. Aber wir stehen noch am Anfang.

ZDNet: Lssen Sie uns über den Server reden: Steht der 2007er-Zeitplan für den Longhorn-Server noch?

Ballmer: Dazu gibt es noch keine neuen Informationen. Er wird ebenfalls eine Menge Innovationen bringen. Man könnte grundsätzlich sagen, dass die zahlreichen Innovationen in Visual Studio und SQL Server vor einem Jahr hauptsächlich auf die Entwickler ausgerichtet waren. Die Innovationen in Vista und Office sind hingegen auf den Endbenutzer und Unternehmen ausgerichtet. Die Welle der Innovationen in Longhorn-Server und einige der begleitenden Optionen sind vor allem auf die IT und das Datenzentrum zugeschnitten.

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ZDNet.de Redaktion

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