Interview: CEO Steve Ballmer über das Leben nach Vista

ZDNet: Vista für Privatanwender wird am 30. Januar eingeführt. Natürlich werden Sie uns nicht erzählen, wo das große Ereignis stattfinden wird, aber können Sie uns ungefähr den Umfang im Vergleich zur Einführung für Unternehmen sagen?

Ballmer: Da gibt es zwei verschiedene Aktivitäten. Im Moment führen wir – glaube ich – so 200, 350, 400 Seminare für Geschäftsleute und IT-Mitarbeiter durch und halten mobile Roadshows überall auf der Welt ab. Seminare sind eine ziemlich gute Möglichkeit der Vermarktung an Geschäftskunden, und die sind gerade am Laufen. Aber dann kommt der große Clou mit neuen Technologien in Office, die der Kunde im Internet ausprobieren und gleich kaufen kann. Es laufen Werbekampagnen für Vista und Office. Sobald die Leute die Produkte tatsächlich aktiv ausprobieren können, wird sich eine ganze Menge bewegen.

ZDNet: Werden Sie bei der Einführung für die Verbraucher irgendeine Verbindung zwischen Windows Live und Vista hervorheben?

Ballmer: Das ist durchaus möglich. Vielleicht werden wir davon etwas bei der Einführung erzählen. Mal sehen.

ZDNet: Google und Co. haben heute viele Web-Services im Angebot, darunter auch Textverarbeitung. Wie werden Sie in der nächsten Windows-Version die traditionell monolithische Entwicklung von Windows mit einem großen Release alle paar Jahre mit diesen schnell wechselnden Services der Konkurrenz in Einklang bringen?

Ballmer: Da gibt es Windows und Windows Live. Na ja, die beiden sind keine Einheit im kommerziellen Sinn, aber die Marke und das Erlebnis sollten immer miteinander identifiziert werden. Die (Entwicklungs- und Release-)Zyklen von Windows Live sollten genau darauf abgestimmt sein, und die Zyklen für die eigentliche Grundlage, die die Hardware zum Leben erweckt – also Windows – sollten ebenfalls dazu passen. An gewisse Bereiche in Windows, etwa die Benutzeroberfläche, könnten wir dynamischer herangehen. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass die Leute die solide Grundlage, also das, was die Hardware aktiviert, den Speicher verwaltet und die Programme ausführt, abbröckeln sehen möchten und ständig neue Releases wollen.

In gewisser Hinsicht müssen wir also neue Releases nur in größeren Abständen herausbringen. Bei den Endbenutzer-Funktionen und einigen Wünschen der Entwickler könnten wir das Tempo aber durchaus etwas verschärfen. Mit Windows Live zum Beispiel werden wir öfter Releases herausbringen.

Aber das muss ganz klar sein: Große Innovationen im Internet passieren auch nicht innerhalb eines halben Jahres. Bis vor kurzem hatte Google noch seine ursprüngliche Suchmaschine und indizierte genauso viele Dokumente wie am Anfang. Und dafür gibt es einen Grund: Das war ihr Kernprodukt, mit dem sie nicht herumexperimentieren wollten. Denn auch kleine Veränderungen könnten neben den gewünschten positiven Effekten viel Übel anrichten.

Je mehr man also von etwas abhängig ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich daran lange nichts ändert.

ZDNet: Formulieren wir die Frage anders: Bietet Windows Live mehr Flexibilität bei der Einführung neuer Funktionen, egal wo?

Ballmer: Die Marke Windows Live verfügt über umfassendere Funktionen und Optionen. Wir haben also Windows, wir haben Windows Update und wir haben Windows Live, die alle genau das bieten können, was der Kunde mit einem PC machen will.

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ZDNet.de Redaktion

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