Eine Milliarde Dollar: USA beschlagnahmen von Silk Road gestohlene Bitcoin-Geldbörse

Das US-Justizministerium hat das Rätsel um die in der vergangenen Woche von Unbekannten geleerte Bitcoin-Geldbörse im Wert von fast einer Milliarde Dollar gelöst. Der Inhalt wurde beschlagnahmt, weil er ursprünglich Ross Ulbricht gehörte, dem derzeit inhaftierten Gründer des Dark-Web-Marktplatzes Silk Road. Ihm war das digitale Geld zuvor von einem Hacker gestohlen worden.

Nach eigenen Angaben bemüht sich das Department of Justice nun, das Vermögen von Ulbricht dauerhaft einzuziehen, da es aus kriminellen Aktivitäten stammt. Ulbricht betrieb Silk Road zwischen 2011 und 2013, bis das FBI die Dark-Web-Site schloss und Ulbricht verhaftete. 2015 wurde er schließlich wegen Geldwäsche und Drogenhandel zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Zwei Jahre später wies ein Gericht seinen Berufungsantrag ab.

Den Ermittlungen zufolge generierte Silk Road einen Umsatz von rund 9,5 Millionen Bitcoins. Die Betreiber erhielten für die dort gehandelten Waren eine Provision von 600.000 Bitcoins. Strafverfolger fanden heraus, dass 2013 ein Betrag von 70.411,46 Bitcoins in 54 Transaktionen an zwei Adressen umgeleitet wurde. Da sich diese Bewegungen nicht in der Silk-Road-Datenbank fanden, gingen die Ermittler davon aus, dass die Bitcoins gestohlen wurden.

Aus Gerichtsunterlagen geht zudem hervor, dass im April 2013 rund 69.471 Bitcoins auf ein als 1HQ3 bezeichnetes Konto übertragen wurden. Dabei handelt es sich um die ersten vier Zeichen der Adresse der fraglichen Bitcoin-Geldbörse. Zwischen April 2015 und November 2020 befanden sich in der Geldbörse insgesamt 69.370 Bitcoins mit einem Wert von fast einer Milliarde Dollar – bis die Geldbörse am 3. November von den Ermittlern aufgelöst wurde.

Für den Diebstahl bei Silk Road machen sie einen unbekannten Hacker verantwortlich, der in den Gerichtsunterlagen als Individual X bezeichnet wird. Demnach soll Ulbricht die Online-Identität des Hackers bekannt gewesen sein. Drohungen von Ulbricht, das Geld zurückzugeben, waren jedoch erfolglos. Stattdessen soll der Hacker die Bitcoins in der Geldbörse geparkt haben, ohne sie auszugeben.

Anfang vergangener Woche habe der Hacker schließlich zugestimmt, die Geldbörse der Staatsanwaltschaft in Nordkalifornien zu übergeben. Daraufhin beschlagnahmte die US-Justiz deren Inhalt. Sie muss allerdings noch nachweisen, dass die Voraussetzungen für eine dauerhafte Einziehung des Geldes erfüllt sind. Bereits 2014 hatte die US-Regierung rund 30.000 Bitcoins aus dem ehemaligen Silk-Road-Vermögen versteigert.

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Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die ZDNet-Redaktion. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

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