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Microsoft bestätigt: Edge erhält Chrome-Unterbau und wird zum Cross-Plattform-Browser

Microsoft hat wichtige Änderungen für seinen Browser Edge angekündigt. In einem Blogeintrag bestätigte das Unternehmen einen Bericht von Windows Central, wonach die eigene Browserengine EdgeHTML aufgegeben und durch den HTML-Renderer Blink von Chromium ersetzt wird – der Open-Source-Version des Google-Browsers Chrome. Außerdem soll Edge künftig für alle „unterstützten Versionen von Windows“ und wahrscheinlich auch für macOS zur Verfügung stehen.

Die Umstellung auf den Chrome-Unterbau soll „im Lauf des nächsten Jahres“ erfolgen. Die Änderungen sollen „unter der Haube“ und „schrittweise“ umgesetzt werden. „Unsere Absicht ist es, die Microsoft Edge-Webplattform gleichzeitig an Webstandards und an andere Chromium-basierte Browser anzupassen. Dies wird zu einer verbesserten Kompatibilität für alle führen und eine einfachere Testmatrix für Webentwickler schaffen“, teilt Microsoft mit.

Darüber hinaus wird Edge nicht mehr nur der Browser von Windows 10 sein – ältere Windows-Versionen waren bisher ausgeschlossen und auf Internet Explorer 11 angewiesen, da Microsoft darauf verzichtete, die EdgeHTML-Engine an Windows 8 oder gar Windows 7 anzupassen. Chromium liegt indes für beide Windows-Versionen vor. Die Umstellung erlaubt es Microsoft also auch, einen einheitlichen eigenen Browser für alle Windows-Versionen anzubieten und Nutzer von Windows 7 und Windows 8 wieder mit einem aktuellen Microsoft-Browser zu versorgen.

„Wir erwarten auch, dass diese Arbeit es uns ermöglicht, Microsoft Edge auf andere Plattformen wie macOS zu bringen“, heißt es weiter in dem Blogeintrag. Mit Internet Explorer 2 bis 5.5b1 gab es ab Ende der Neunziger Jahre bereits einen Microsoft-Browser für Apple-Computer. Chrome und Chromium liegen zudem für Linux vor – Edge für Linux wäre zumindest technisch umsetzbar.

Microsoft unterstützt Chromium-Projekt

Microsoft kündigte auch an, sich künftig intensiv am Chromium-Projekt zu beteiligen. „Wir beabsichtigen, wichtige Beiträge zum Chromium-Projekt zu leisten“, ergänzte Microsoft. Ziel sei es, nicht nur Edge, sondern auch andere Browser auf PCs und anderen Geräten zu verbessern.

Erste Erfahrungen mit dem Chrome-Unterbau durfte Microsoft bereits mit Edge für Android sammeln. Unter Googles Mobilbetriebssystem nutzt Edge nämlich bereits Blink als Rendering Engine. Zudem kennt sich Microsoft auch mit WebKit aus, der Browserengine von Safari, aus der Blink hervorgegangen ist. Da Apple unter iOS keine fremden Browser-Engines duldet, steckt in Edge für iPhone und iPad ebenfalls WebKit.

Entwicklern will Microsoft ab Anfang 2019 die ersten Testversionen von Edge mit Blink zur Verfügung stellen. Für Nutzer sollte der Umstieg reibungslos im Rahmen eines kommenden Windows- oder Browser-Updates erfolgen. Nach der Umstellung will Microsoft Edge zudem häufige aktualisieren – derzeit werden neuen Funktionen eigentlich nur im Rahmen der halbjährlichen Updates für Windows 10 eingeführt.

Kritiker werfen Microsoft schon länger vor, mit Edge eine falsche Strategie verfolgt zu haben. Tatsächlich konnte sich der Browser unter Windows 10 nicht durchsetzen, was auch dem Umstand geschuldet sein durfte, dass die 2015 veröffentlichte erste Version von Edge von vielen Nutzern als unfertig angesehen wurde. Ihr fehlten viele Funktionen von Internet Explorer 11 sowie von anderen Browsern wie Firefox oder Chrome. Zudem zwang Microsoft die Nutzer von Windows 7 und 8 praktisch in die Arme anderer Browseranbieter, weil Edge Windows 10 vorbehalten halten und sie damit von der Entwicklung eines modernen Browsers abgeschnitten wurden.

Als Folge verloren beide Microsoft-Browser an Bedeutung. Laut der aktuellen Statistik von Net Applications griffen im November noch 9,56 Prozent der Desktop-Nutzer mit Internet Explorer auf das Internet zu. Der Anteil von Edge lag bei 4,25 Prozent. Statt Microsoft dominiert nun Google Chrome den Browsermarkt mit einem Marktanteil jenseits von 65 Prozent. Ob ein auf Chromium basierender Edge-Browser Marktanteile zurückgewinnen kann, bleibt abzuwarten.

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Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die ZDNet-Redaktion. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

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