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Jolla erhält frisches Kapital zur Weiterentwicklung von Sailfish OS

Das angeschlagene finnische Start-up Jolla hat sich in einer neuen Finanzierungsrunde 12 Millionen Dollar gesichert. Das frische Kapital sollte zunächst ausreichen, um bis Ende des Jahres liquide zu bleiben und die Weiterentwicklung seines Sailfish OS voranzutreiben.

Damit scheint das Unternehmen seine finanziellen Engpässe vorerst überwunden zu haben, die es dazu zwangen, die Produktion des Jolla Tablet frühzeitig einzustellen, Mitarbeiter zu entlassen und in Finnland Gläubigerschutz zu beantragen. Vergangenen Juli hatte Jolla sein Hardware- und Software-Geschäft aufgespalten. Sein Hauptgeschäft beruht künftig auf der Lizenzierung des Mobilbetriebssystems Sailfish OS, das aus Nokias MeeGo hervorgegangen ist.

Dank der jüngsten Finanzspritze sieht sich Jolla nun in der Lage, neue Entwickler einzustellen. Chairman Antti Saarnio erklärte gegenüber ZDNet.com, man wolle das Personal um 10 auf 50 Mitarbeiter aufstocken. Das wären dann halb so viele wie vor den Entlassungen im Vorfeld des Antrags auf Gläubigerschutz.

„Diese Summe reicht aus, um unseren Geschäftsbetrieb bis Ende des Jahres aufrecht zu erhalten“, sagte Saarnio. „Wir befinden uns auch in der Planungsphase für künftige Finanzierungsrunden. Jetzt können wir uns voll auf die Verbesserung unseres Kernprodukts Sailfish OS konzentrieren.“

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Jolla hat sein Betriebssystem bereits an den indischen Hersteller Intex Technologies lizenziert, der es für sein Smartphone Aqua Fish nutzen will. Ein weiterer Lizenzpartner ist Turing Robotics Industries, das Sailfish OS auf seinem abhörsicheren Turing Phone einsetzen will. Dieses wird jetzt übrigens erst Ende Mai oder Anfang Juni an Vorbesteller ausgeliefert, nachdem der Termin bereits mehrmals verschoben worden war – zuletzt auf Ende April.

Mit diesen Geräten erhält Sailfish OS die Chance, sich als ernsthafte Android-Alternative zu beweisen, die auch Drittanbietern offensteht. Es kann grundsätzlich Android-Apps ausführen, allerdings mussten Nutzer von Jolla-Geräten dafür auf alternative App Stores ausweichen. Mit dem Turing Phone sollen sich Anwendungen hingegen direkt von Google Play installieren lassen.

Nicht jeder, der eins bezahlt hat, erhält ein Jolla Tablet (Bild: Jolla).Zu einem weiteren Kundenstamm von Jolla könnten sich Regierungsbehörden entwickeln, die laut Saarnio aus Datenschutzgründen nach einer Alternative zu Android suchen. „Wir haben mit verschiedenen Regierungen zusammengearbeitet, um entsprechende Lösungen für Mobilgeräte anzubieten“, sagte er. „Das Problem für Regierungen und Leute, die mit ihnen zusammenarbeiten, ist, dass Android vertrauliche Daten außerhalb des Landes verteilt. Das ist der Grund, warum einige Regierungen uns kontaktiert haben und daran interessiert sind, Sailfish OS statt Android zu nutzen.“ Welche Regierungen das sind, wollte Saarnio nicht sagen. Vergangenes Jahr jedoch stand Jolla in Kontakt zu Russland hinsichtlich der Entwicklung einer offenen Alternative zu Android und iOS.

Ein weiteres Problem, das Jolla noch abarbeiten muss, sind die Rückerstattungen für sein Tablet. Von den angeblich 12.000 eingegangenen Bestellungen konnte es nicht einmal 700 erfüllen. Anfang des Jahres hatte es versprochen, dass leer ausgegangene Unterstützer ihre kompletten Beträge – einschließlich Versand- und Zubehörkosten – zurück erhalten. Zugleich kündigte es an, dass die Erstattung aufgrund der finanziell angespannten Lage in zwei Schritten erfolge. Eigentlich sollte die erste Auszahlungsrunde schon im ersten Quartal beginnen und die zweite dann innerhalb eines Jahres – sofern es die finanzielle Situation erlaube. Nach der jüngsten Finanzierungsrunde stehen die Chancen nun gut, dass die erste Runde im laufenden Monat abgeschlossen werden kann.

Kritische Kommentatoren merkten in Zusammenhang mit dem Jolla-Tablet-Desaster an, dass die Unterstützer letztlich nur die Entwicklung des OS finanziert hätten, das Jolla nun lizenzieren könne. Andere wiederum erklärten davon unbeeindruckt, dass sie auf ihre Erstattung verzichten und das Geld Jolla spenden wollen.

[mit Material von Liam Tung, ZDNet.com]

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ZDNet.de Redaktion

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