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LG G4 im Test


Das Highlight des LG G4 ist seine überarbeitete Kamera. Neben einer höher auflösenden 8-Megapixel-Knipse in der Front bringt das G4 auch eine verbesserte Rückkamera mit einer gesteigerten Auflösung von 16 Megapixel (zuvor 13 Megapixel) mit. Den Unterschied in der Bildqualität macht aber nicht die Auflösung, sondern zum Großteil der größere Bildsensor im 1/2,6-Zoll-Format sowie die lichtstärkere f1.8-Blende aus. Letzere sorgt für eine um bis zu 80 Prozent gesteigerte Helligkeit im Vergleich zu einer f2.4-Blende, die laut LG in vielen Smartphones verbaut sei. In Flaggschiffen kommen diese in der Regal aber nicht mehr zum Einsatz, womit der Unterschied zu der meisten Konkurrenz nicht so groß ist, wie es LG uns gerne weismachen will. Huawei setzt beim P8 beispielsweise auf eine f2.2-Blende. Samsung verbaut im S6 eine f1.9-Blende.

(Foto: CNET).

Dennoch ist die Kamera das LG G4 herausragend. Mit dem G4 ist man in der Lage, hervorragende Aufnahmen unter ein Vielzahl von Bedingungen zu schießen. Im Freien liefert die Kamera Fotos mit tollen Kontrasten und kräftigen sowie natürlichen Farben, wenn es auch nicht immer gelingt, helle und dunkle Bereiche optimal auszugleichen. Was die Kamera des G4 aber wirklich von der Konkurrenz hervorstechen lässt, sind ihre Low-Light-Fähigkeiten – insbesondere der manuelle Modus und die RAW-Bildaufnahmen.

Die Kamera-App des LG G4 (Foto: CNET).

Mit an Bord ist natürlich auch wieder der schon vom G3 bekannte Laserfokus, der ebenfalls verbessert wurde. Er erlaubt das Fokussieren in nur 0.276 Sekunden. Dank der Schnellauslösefunktion Quick Shot sind Fotos in nur 0,6 Sekunden im Kasten. Daneben kommt beim LG G4 zusätzlich zum LED-Blitz ein Farbspektrumsensor für eine bessere Farbwiedergabe auf Fotos zum Einsatz. LG betont, dieser sei bisher in keinem anderen Smartphone verbaut worden. Er sorgt durch eine automatische Anpassung der Farbtemperatur und des Weißabgleichs für bessere Ergebnisse.

Anhand nachfolgender Testaufnahmen kann sich jeder selbst ein Bild von der Kameraqualität machen. Die Aufnahmen wurden allesamt mit dem automatischen Modus geschossen. Es folgen auch noch Vergleichsfotos mit dem Galaxy S6 und dem iPhone 6.

LG G4 mit Automatikmodus (Foto: CNET). LG G4 Nahaufnahme mit Automatikmodus (Foto: CNET). LG G4 im Vergleich mit dem…(Foto: CNET). …Samsung Galaxy S6 (Foto: CNET). LG G4 vs Galaxy S6 vs iPhone 6 – Automatik ohne HDR (Foto: CNET). LG G4 vs Galaxy S6 vs iPhone 6 – Automatik mit HDR (Foto: CNET).

Die wahre Stärke des LG G4 zeigt sich dann bei schlechten Lichtverhältnissen, wie es diese Nachtaufnahmen verdeutlichen.

LG G4 – Automatikmodus (Foto: CNET). Galaxy S6 – Automatikmodus (Foto: CNET). iPhone 6 – Automatikmodus (Foto: CNET). LG G4 vs Galaxy S6 vs iPhone 6 – Automatik bei Nacht (Foto: CNET).

Ein Vorteil beim LG G4 ist außerdem die Möglichkeit, Bilder gleichzeitig auch im RAW-Format aufzunehmen. RAW-Fotos sind kurzgesagt die unverarbeiteten Rohdaten einer Aufnahme, die mehr Details enthalten und dadurch wesentlich besser zur Nachbearbeitung mit Bildbearbeitungssoftware geeignet sind. Dadurch lässt sich beispielsweise auf zu dunkel geratenen Schnappschüssen die Helligkeit noch im Nachhinein korrigieren, ohne dass ein zu großes Bildrauschen entsteht.

RAW ohne Nachbearbeitung (Foto: CNET). RAW nach Nachbearbeitung (Foto: CNET).

Die Voraussetzung für RAW-Dateien hat Google mit Android 5.0 Lollipop generell für alle Hersteller geschaffen. Samsung hat diese Funktionalität aber beispielsweise noch nicht in das S6 ab Werk integriert. Das Update auf Android 5.1.1 soll die RAW-Fotos nun aber auch für das S6 freischalten – zumindest schon einmal für Dritt-Anbieter-Apps. Beim G4 ist das Feature aber von Haus aus an Bord und auch in die native Kamera-App des Hersteller integriert.

In Verbindung mit dem neuen manuellen Modus, der umfangreiche Einstellungsmöglichkeiten bietet, kann die Kamera des LG G4 bei Nacht noch beeindruckendere Fotos schießen. Einen für „professionelle Anwender“ ausgelegten Modus hatte zuvor beispielsweise schon HTC bei seiner One-Reihe integriert. LG hat die Idee übernommen und bietet im manuellen Modus Einstellungsmöglichkeiten für Weißabgleich, Fokus, Helligkeit, ISO und Verschlusszeit. Der manuelle Modus lässt sich nach einem Fingertipp auf der Symbol mit den drei Pünktchen in der linken, oberen Ecke aktivieren.

Der manuelle Modus bietet mehr Kontrolle über die Einstellungen der Kamera (Foto: CNET).

Anschließend finden G4-Besitzer eine Toolbar am unteren Bildschirmrand vor, mit der sich die genannten Einstellungen je nach Situation anpassen lassen. Für den Weißabgleich lassen sich Werte zwischen 7500 K (warm) und 2300 K (kalt) einstellen. Eine Veränderung ist in 100-K-Schritten möglich.

Es gibt einen Modus für den Weißabgleich,… (Foto: CNET).

Der Fokus kann relativ frei eingestellt werden. Mit maximaler Einstellung kann das G4 Objekte aus einer Entfernung von gut 7 Zentimetern noch scharf erfassen. Das LG G4 bietet aber auch im manuellen Modus eine Automatik-Einstellung für den Fokus.

…den Fokus,… (Foto: CNET).

Für die Helligkeit können Werte zwischen + und – 2,0 festgelegt werden. LG erlaubt beim Erhöhen der Helligkeit um den Wert 0,5 zwei Zwischenschritte.

…die Helligkeit,… (Foto: CNET).

Für ISO bietet der manuelle Modus Werte zwischen 2700 und 50. Von 50 bis 500 lassen sich diese in Schritten von 50 festlegen. Ab 500 werden die Sprünge kontinuierlich größer.

…den ISO-Wert,… (Foto: CNET).

Die Verschlusszeit können Anwender maximal auf 1/6000 stellen. Die längsten Verschlusszeiten sind 30 15, 8, 4, 2 und 1 Sekunde, die für längere belichtete Fotos bei Nacht sorgen.

…und die Verschlusszeit (Foto: CNET).

Die Beleuchtung kann mit Hilfe der Taste „AE-L“ fixiert werden. In diesem Modus haben Anwender die meiste Kontrolle, da die Software des G4 nicht versucht, die ISO-Werte oder die Verschlusszeit der Szene anzupassen. Ist die Funktion „Exposure-Lock“ eingeschaltet, steht die die Helligkeitseinstellung nicht mehr zur Verfügung.

In unserem Test haben wir die Skyline von Shanghai bei Nacht fotografiert. Den Fokus haben wir auf Automatik gestellt. Zudem war die Funktion „AE-L“ aktiviert, um volle Kontrolle über die Verschlusszeit und den ISO-Wert zu erhalten. Der Weißabgleich war etwas in den kälteren Bereich justiert, der ISO-Wert auf 50 eingestellt. Anschließend haben wir die verschiedenen Verschlusszeiten von 30 bis 1 Sekunde ausprobiert. Die Bilder öffnen sich nach einem Klick in größerer Auflösung. In voller Auflösung haben wir sie nachfolgend verlinkt.

Verschlusszeit: 1 Sekunde (Foto: CNET). Verschlusszeit: 2 Sekunden (Foto: CNET). Verschlusszeit: 4 Sekunden (Foto: CNET). Verschlusszeit: 8 Sekunden (Foto: CNET). Verschlusszeit: 15 Sekunden (Foto: CNET). Verschlusszeit: 30 Sekunden (Foto: CNET).

Volle Auflösung:

Die Ergebnisse sprechen glaube ich für sich und übertreffen alle Smartphone-Aufnahmen bei Nacht, die ich bisher gesehen habe. Die Fotos sind in Sachen Schärfe, Details, Farben und Helligkeit atemberaubend. Sogar beim Heranzoomen sind die Fotos noch überraschend scharf. Dank des manuellen Modus und der dadurch langen Verschlusszeit sind auch bei Nacht erstaunlich gut belichtete Aufnahmen möglich.

Allerdings muss man das Smartphone für solche Aufnahmen fixieren. Ein kleines Stativ beziehungsweise ein Mini-Tripod ist sicherlich die beste Lösung. Aber auch ohne Stativ findet sich in der Regel immer eine Möglichkeit, das Smartphone irgendwo anzulehnen. Dann entfällt das eventuell als lästig empfundene Tragen eines Stativs. Wir haben es in unserem Test beispielsweise einfach gegen eine Laterne gelehnt. Insgesamt lässt sich festhalten, dass das LG G4 in Verbindung mit dem manuellen Modus aktuell sicherlich der König der Nachtaufnahmen ist. Kein anderes Smartphone kann hier mithalten.

Auch für Videoaufnahmen bietet das LG G4 eine Verbesserung. Es kommt mit einem verbesserten optischen Bildstabilisator. Dieser soll Verwackler nun auch über drei, statt wie bisher nur zwei Achsen ausgleichen. Im Test konnte der OIS des LG G4 voll überzeugen. Sogar auf voller Zoomstufe ließen sich Videos ohne Stativ & Co. mit der freien Hand fast ohne Verwackler aufzeichnen. Nur ab und zu hat man das Gefühl, dass der OIS etwas schwimmt. Nachfolgendes Video zeigt eine Testaufnahme.

Kommunikation

In Sachen Funktechnik bietet das LG G4 dank dem Snapdragon 808 ebenfalls LTE Cat 9 mit bis zu 450 MBit/s im Download. Wie üblich gesellen sich auch HSPA+ mit 42 beziehungsweise 21 MBit/s dazu. Zudem sind WLAN nach 802.11 a/b/g/n/ac und Dual-Band-WiFi, Bluetooth 4.1, GPS, Glonass und NFC mit an Bord. Mobilfunk- beziehungsweise WLAN-Empfang sowie Sprachqualität konnten im Test überzeugen.

Sound

Das LG G4 kommt leider nicht mit Stereo-Speakern, sondern setzt weiterhin auf einen Mono-Lautsprecher, der auf der Rückseite des Gerätes sitzt. Dieser bietet aber eine ordentliche Soundqualität und auch eine erstaunlich hohe Lautstärke. Um einen kompletten Raum zu beschallen oder auf der Grillparty zu Hause oder am See in einer größeren Gruppe für Unterhaltung zu sorgen, reicht der Lautsprecher aber nicht aus. Hierfür sind wie bei allen Smartphones Bluetooth-Lautsprecher zu empfehlen.

Das LG G4 ist mit einem Mono-Lautsprecher ausgestattet (Foto: CNET).

Akku

Der Akku des LG G4 fasst 3.000 mAh. Laut LG reicht das für eine Betriebszeit von 14 Stunden und eine Standby-Zeit von 400 Stunden. Trotz einer im Vergleich zum G3 identischen Kapazität hat sich die Akkulaufzeit verbessert. Im CNET-Videotest schaffte das LG G4 10 Stunden und 38 Minuten. Das G3 kam lediglich auf 9 Stunden und 22 Minuten, wurde aber auch noch mit Android 4.4 getestet.

Insgesamt ist die Akkulaufzeit des G4 dennoch nur durchschnittlich. Viele Konkurrenten kann das G4 trotz länger Laufzeit nicht überflügeln. Das Galaxy S6 schaffte beispielsweise 12 Stunden und 36 Minuten in demselben Test. Das Huawei Ascend Mate hielt sogar ganze 17 Stunden durch. Es gibt aber auch Geräte, die deutlich schlechter abschneiden als das G4. Das One M9 kam nur auf knapp über 8,5 Stunden.

Der Akku hat 3.000 mAh (Foto: CNET).

Im Alltag kommt man mit dem G4 also nur über einen Tag. Am Abend muss das Gerät regelmäßig geladen werden. Die deutlich bessere Laufzeit eines LG G2 darf man also auch bei der neuesten Generation des LG-Flaggschiffs nicht erwarten. Das liegt vor allem an dem hochauflösenden QHD-Display. Im Standby-Betrieb verbraucht das LG G4 nämlich nur sehr wenig Strom.

Auf maximaler Helligkeit reichte eine volle Akkuladung nur aus, um gut 4 Stunden Youtube-Videos via WLAN anzuschauen. Auf halber Helligkeit kamen wir auf knapp 5 Stunden und 20 Minuten. Wer noch Abends im Bett surft und das Display ebenfalls etwas dimmt, kommt ca. dieselbe Zeit beim Surfen über die Runden. Beim Zocken von grafikintensiven Games hielt das G4 auf halber Helligkeit nur noch knapp 3,5 Stunden durch.

Fazit

Das LG G4 ist nicht perfekt, aber aktuell eines der besten Smartphones am Markt. Trotz Echtlederückseite und gebogenem Display ist beim sonst überwiegend auf Kunststoff basierenden Gehäuse-Design sicherlich noch etwas Luft nach oben. Insgesamt macht das LG G4 aber auch so schon einen hochwertigen und sehr eleganten Eindruck. Ein Vorteil der geschwungenen Form, die es sonst bei keinem Anbieter gibt, ist ein erhöhter Tragekomfort in der Hosentasche. Das IPS-Quantum-Display überzeugt besonders mit natürlichen Farben, einer hohen Helligkeit und einer gestochen scharfen QHD-Auflösung. Die 808-CPU ist zwar nicht die schnellste am Markt, entwickelt dafür aber auch weniger Wärme als das Top-Modell Snapdragon 810. Im Alltag bietet auch sie genügend Leistung für ein meist ruckelfreies System oder grafikaufwendigere Spiele. An einigen Stelle könnte LG aber noch an der Performance arbeiten. Die Kamera samt manuellem Modus und RAW-Aufnahmen hebt das LG G4 deutlich von der Konkurrenz ab. Kein anderes Smartphone kann bei Nachtaufnahmen mithalten. Große Schwächen leistet sich das LG G4 nicht. Die Akkulaufzeit ist allerdings nur durchschnittlich und reicht im Schnitt nur einen Tag.

[Mit Material von Christian Schartel, CNET.de]

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Kai Schmerer

Kai ist seit 2000 Mitglied der ZDNet-Redaktion, wo er zunächst den Bereich TechExpert leitete und 2005 zum Stellvertretenden Chefredakteur befördert wurde. Als Chefredakteur von ZDNet.de ist er seit 2008 tätig.

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