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Apples Zeitschriftenkiosk: aus Newsstand wird News

Apple will sich wie Facebook als Vermittler journalistischer Produkte profilieren und hat als Teil von iOS 9 eine App namens News angekündigt. Sie ersetzt die bisherige App Newsstand (in der deutschen Version des Betriebssystems Zeitungskiosk genannt), kommt aber mit deutlich erweitertem Funktionsumfang.

So wendet sich Apple auf seiner Informationsseite auch direkt an Verlage, die ihre Inhalte über iCloud einbinden können. Dazu hat es ein spezielles Format entwickelt. Es verspricht ihnen „schöne Layouts und anpassbare Typografie“. Neben Text, Fotos und Videos seien interaktive Elemente und Animationen sowie Kartenvisualisierungen möglich. Zudem würden Artikel automatisch angepasst, sodass sie „auf allen iOS-Geräten großartig aussehen“. Das sichere eine Millionen-Leserschaft. „Und News bietet auch großartige Konditionen für Verleger.“

Details dieser Konditionen wurden nicht veröffentlicht. Die Ankündigung erwähnte auch weder Werbung noch Abonnementsgebühren.

Das Konzept erinnert nicht nur an Googles Play Kiosk (früher Currents), sondern auch an Facebooks jüngstes Experiment mit Instant Articles, die Verlage auf seinen Seiten hosten und sämtliche Werbeeinahmen einstreichen können. Auch Facebook lockt mit integrierbaren Bildergalerien und Karten. Vor allem aber verspricht es seinen Partnern Zugriff auf detaillierte Analysen über Leserverhalten und -reaktionen. Dies steht im Gegensatz zu Eddy Cues News-Ankündigung gestern auf der WWDC: „News liefert Ihnen nahtlos die Artikel, die Sie gerne lesen möchten, in einem schönen, nicht überladenen Format und respektiert dabei Ihre Privatsphäre, da Apple Ihre persönlichen Daten nicht weitergibt.“ Sein Kollege Craig Federighi ergänzte, seines Wissens handle es sich um die einzige Nachrichten-Aggregations-App weltweit, die keine Anwenderdaten sammle.

Diese Zusicherungen der Apple-Manager wurden nötig, da News auch eine Personalisierung beinhaltet: Es lernt Apple zufolge den Nutzer immer besser kennen und serviert ihm dadurch mit zunehmender Präzision Inhalte, die ihn tatsächlich interessieren. Was die Aufbereitung angeht, soll News „die reichhaltige, umfassende Gestaltung eines Print-Magazins mit der Interaktivität der digitalen Medien“ kombinieren.

News wird zunächst nur in Großbritannien und den USA angeboten werden. Dort kann Apple laut Cue „fast 20 Verlage mit mehr als 50 Zeitschriftentiteln“ vorweisen, darunter Bloomberg, CNN, Condé Nast, ESPN, Hearst, New York Times und Time. Facebooks Instant Articles hingegen hat in der Theorie mit Bild und Spiegel Online auch zwei deutschsprachige Partner. Sie haben dort allerdings auch drei Wochen nach dem Start noch gar keine Inhalte publiziert, wie der britische Business Insider gestern berichtete.

News deckt Apples gestriger Präsentation zufolge über eine Million Themen ab. Darunter seien auch Inhalte von Blogs und kleinerer Verlage, erklärte Managerin Susan Prescott. Einen Starttermin konnte sie nicht nennen: „Wir glauben, dass es nie eine schönere Möglichkeit gab, auf Mobilgeräten zu lesen. Wir können es nicht erwarten, das in Ihre Hände zu geben.“

[mit Material von Max Taves und Shara Tibken, News.com]

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Florian Kalenda

Seit dem Palm Vx mit Klapp-Tastatur war Florian mit keinem elektronischen Gerät mehr vollkommen zufrieden. Er nutzt derzeit privat Android, Blackberry, iOS, Ubuntu und Windows 7. Die Themen Internetpolitik und China interessieren ihn besonders.

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