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Silk-Road-Gründer zu lebenslanger Haft verurteilt

US-Bundesrichterin Katherine Forrest hat in Manhattan Ross Ulbricht zu mehrfacher lebenslanger Haft verurteilt. Verwehrt bleibt dem Gründer der anonymen Online-Drogenhandelsplattform außerdem jede Chance auf eine vorzeitige Haftentlassung.

Der 31-jährige studierte Physiker und frühere Pfadfinder hatte 2011 die im Darknet versteckte Handelsplattform gegründet, die das Anonymisierungsnetzwerk Tor nutzte und sich zu einem „Ebay für Drogen“ entwickelte. Ende 2013 schloss das FBI die Plattform und nahm Ulbricht in der Science-Fiction-Abteilung einer öffentlichen Bibliothek in San Francisco fest. Er war dort mit einem Notebook beim Administrationskonto von Silk Road eingeloggt und ging seinen Geschäften nach, die ihm Millionen Dollar einbrachten. Zum Zeitpunkt der Schließung wurden die auf der Plattform vermittelten illegalen Güter auf 1,2 Milliarden Dollar geschätzt – als gesichert galten später 200 Millionen Dollar.

Ross Ulbricht nannte sich auch „Dread Pirate Roberts“ und führte philosophische und politische Motive für Silk Road an. Zu den digitalen Spuren, die zu seiner Verhaftung führten, zählten unter anderem identische Interessen von ihm und „Dread Pirate Roberts“. Ulbricht propagierte libertäre Wirtschaftstheorien, trat für den US-Politiker Ron Paul ein und wies unter beiden Namen immer wieder auf das österreichische Ludwig von Mises Institute und dessen libertäre Agenda hin.

„Der erklärte Zweck von Silk Road war es, sich über das Gesetz zu erheben“, sagte die Richterin bei der Urteilsverlesung. „In der Welt, die Sie mit der Zeit geschaffen haben, existierte keine Demokratie. Sie waren der Kapitän des Schiffs, der gefürchtete Pirat Roberts. Sie haben Ihre eigenen Gesetze gemacht.“

Richterin Forrest ließ sich auch nicht durch das Argument beeindrucken, Silk Road habe Drogenkonsumenten vor Schaden bewahrt, indem es illegale Aktivitäten von der Straße holte. „Silk Road hat Nutzer verführt, die zuvor keine Drogen probiert hatten“, sagte sie. Tatsächlich habe die anonyme Plattform „den Markt erweitert“ und Nachfrage in drogenproduzierenden sowie von Gewalt heimgesuchten Regionen in Afghanistan und Mexiko geschaffen.

Die Geschworenen verurteilten Ross Ulbricht im Februar einstimmig nach knapp dreistündiger Beratung. Nach dem fast einmonatigen Verfahren sahen sie sieben Anklagepunkte als erwiesen an. Diese umfassten unter anderem Verschwörung zum Drogenhandel, Computereinbrüche und Geldwäsche. Auch die versuchte Anstiftung zu Mord wurde ihm vorgeworfen.

Während der Silk-Road-Gründer bat, ihm „ein Licht am Ende des Tunnels“ zu lassen, forderten Eltern ein exemplarisches Strafmaß, die ihre Kinder durch eine Drogenüberdosis verloren hatten. Der Vater eines 25-Jährigen, der über Silk Road seine letzte und tödliche Heroinlieferung bezog, drückte seine Wut über Behauptungen von Ulbrichts Unterstützern aus, nach denen Silk Road keine Opfer gefordert habe. Eine Mutter berichtete von ihrem 16-jährigen Sohn, der bei einer Party eine starke synthetische Droge schluckte und einen Sprung aus dem Fenster nicht überlebte.

ZDNet.de Redaktion

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