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Samsung demonstriert Augen-Tracking ohne Brille

Entwickler von Samsung haben eine zweite Generation der Eye-Tracking-Technik Eyecan vorgestellt: Eyecan+ erkennt die Augenbewegung des Anwenders, ohne dass dieser eine Brille tragen muss. Die Technik ist vor allem als Mausersatz für Behinderte gedacht.

Diese Zielgruppe kann Samsung zufolge mit dem System im Web surfen und Office-Dokumente bearbeiten. Ein behinderter Student demonstrierte dies bei Samsungs Einführungsveranstaltung in Korea, indem er einige Sätze eingab, wie The Verge berichtet. Er schrieb unter anderem, er sei froh, dass Korea eine „Maus für die Augen“ entwickelt habe.

Demonstration von Eyecan+ (Bild: Samsung)

Eyecan+ ist als schwarze Box für die Montage unter dem Bildschirm konzipiert, die auf den ersten Blick an Microsofts Kinect erinnert. Der Anwender muss zwischen 60 und 70 Zentimeter vom Monitor entfernt sitzen, seine Sitzposition ist aber unwesentlich. Bei neuen Nutzern findet zunächst eine Kalibrierung statt, anschließend hat das System die Augencharakteristika gespeichert. Es lässt sich aber später nachjustieren.

Die Samsung-Oberfläche kommt in zwei Spielarten, mit rechteckigen Menü-Einträgen oder als Rad, in dem man nach links und rechts scrollen kann. Die angebotenen 18 Befehle sind identisch: etwa „Kopieren“, „Einfügen“, „Alles auswählen“, „Drag and drop“, „Scrollen“ und „Zoom“. Es kann um weitere Einträge etwa für „Drucken“ und „Programm schließen“ ergänzt werden. Blinzeln ersetzt die Maustaste.

Die erste Version von Eyecan hatte Samsung im März 2012 vorgestellt. Der Quelltext steht immer noch zum Download bereit. Auch die Weiterentwicklung, für die 17 Monate aufgewendet wurden, soll irgendwann frei verfügbar sein.

Samsung beschreibt das Projekt als Arbeit von Freiwilligen, die sich dafür aber in Vollzeit engagieren dürfen. Eine Kommerzialisierung ist nicht geplant, da Samsung die Marktnische für zu klein hält. Die Herstellungskosten einer Eyecan+-Einheit betragen rund 500 Dollar, wie es The Verge sagte. Damit ist es zumindest billiger als Alternativen wie Tobii, ein schwedisches Projekt, an dem Intel beteiligt ist.

In seinen Galaxy-Smartphones integriert Samsung ebenfalls eine – weitaus simplere – Eye-Tracking-Funktion. Sie soll zum Beispiel feststellen, ob der Anwender noch auf den Bildschirm schaut – andernfalls kann sie stromsparende Maßnahmen einleiten. Im August 2014 sagten allerdings bei einer Umfrage 66 Prozent der User, deren Geräte bereits über eine solche Funktion verfügen, sie nutzten diese nie.

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Florian Kalenda

Seit dem Palm Vx mit Klapp-Tastatur war Florian mit keinem elektronischen Gerät mehr vollkommen zufrieden. Er nutzt derzeit privat Android, Blackberry, iOS, Ubuntu und Windows 7. Die Themen Internetpolitik und China interessieren ihn besonders.

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