Lenovo schließt Übernahme von Motorola Mobility ab

Lenovo hat den Abschluss der Ende Januar angekündigten Akquisition von Motorola Mobility bekannt gegeben. Das chinesische Unternehmen zahlte Google für die Handysparte insgesamt 2,91 Milliarden Dollar. 660 Millionen Dollar erhielt der Internetkonzern in bar, weitere 750 Millionen Dollar in Lenovo-Aktien. Der Restbetrag von 1,5 Milliarden Dollar wird in Form eines dreijährigen Schuldscheindarlehens beglichen. Zusätzlich erhält Google eine separate Barkompensation in Höhe von 228 Millionen Dollar für Geschäftskapital und Barmittel von Motorola Mobility zum Zeitpunkt des Abschlusses der Transaktion.

Für die 2,91 Milliarden Dollar sichert sich Lenovo die Marke Motorola sowie das gesamte Produktportfolio inklusive der aktuellen Modelle Moto X, Moto G, Moto E und der Droid-Reihe. Zudem überträgt Google mehr als 2000 Schutzrechte auf Lenovo, wobei es die Kontrolle über die Mehrheit der Patente behält, die es ursprünglich zusammen mit Motorola erworben hat.

Lenovo wird Motorola Mobility als hundertprozentige Tochtergesellschaft an dessen Hauptsitz in Chicago weiterführen. Vorstandsvorsitzender ist Liu Jun, Executive Vice President der Mobile Business Group von Lenovo. Motorola-Veteran Rick Osterloh wurde schon im April zum COO und President ernannt. Außerdem gliedert Lenovo weltweit nahezu 3500 Motorola-Mitarbeiter (davon alleine 2800 in den USA) aus den Bereichen Design, Technik, Vertrieb und Support ein.

Die Chinesen gehen davon aus, dass Motorola innerhalb von sechs Quartalen profitabel arbeiten wird. Dabei sollen „innovative“ Produkte helfen, beispielsweise die runde Android-Wear-Smartwatch Moto 360.

„Inklusive Smartphones und Tablets rechnen wir mit dem Verkauf von über 100 Millionen mobilen Geräten in diesem Jahr“, sagte Liu Jun. „Hier setzen wir auf drei Säulen: Lenovos Präsenz in China, der gemeinsame Schwung in aufkommenden Märkten und Motorolas starkes Standbein in entwickelten Märkten wie beispielsweise den USA.“ Rick Osterloh ergänzt in einem Blogeintrag: „Wir werden uns weiterhin auf pures Android und schnelle Upgrades konzentrieren und bleiben uns verpflichtet, Technologie zu entwickeln, die wirkliche Konsumentenprobleme löst.“

Im abgelaufenen ersten Fiskalquartal konnte Lenovo seinen Smartphone-Absatz um 39 Prozent auf 15,8 Millionen Einheiten steigern. Die höchsten Wachstumsraten erzielte es mit 500 Prozent in Europa und fast 300 Prozent in Südostasien. 20 Prozent seiner Smartphones verkaufte es außerhalb von China (plus 15 Punkte). Der weltweite Marktanteil des Unternehmens lag laut IDC im dritten Quartal bei 5,2 Prozent, 0,5 Punkte über dem Vorjahreswert. Damit nimmt es in der IDC-Rangliste der weltweit führenden Smartphone-Hersteller den vierten Platz hinter Samsung, Apple und Xiaomi ein. Lenovo selbst bezeichnet sich in einer Pressemitteilung hingegen als drittgrößter Smartphone-Hersteller weltweit.

Für Google stellte Motorola Mobility im Nachhinein eine der schlechtesten Investitionen in der Firmengeschichte dar. 2012 schloss es die Übernahme von Motorolas Mobilgerätesparte zum Preis von 12,5 Milliarden Dollar ab. Damals war angenommen worden, Google habe es in erster Linie auf Motorolas geistiges Eigentum abgesehen, um sich und seine Android-Partner von Patentklagen zu schützen. In der Folge konnte allerdings weder Google noch einer seiner Partner einen entscheidenden Sieg vor Gericht erringen. Gleichzeitig führte der Kauf von Motorola zu Spannungen mit Herstellern von Android-Smartphones, die befürchteten, Google könne zu einem direkten Konkurrenten werden die eigene Handysparte bevorzugt behandeln.

ZDNet.de Redaktion

Recent Posts

Supercomputer-Ranking: Vier europäische Systeme in den Top Ten

Einziger Neueinsteiger ist das Alps-System in der Schweiz. Die weiteren Top-Ten-Systeme aus Europa stehen in…

5 Stunden ago

Angriffe mit Banking-Malware auf Android-Nutzer nehmen weltweit zu

Im vergangenen Jahr steigt ihre Zahl um 32 Prozent. Die Zahl der betroffenen PC-Nutzer sinkt…

6 Stunden ago

Künstliche Intelligenz fasst Telefonate zusammen

Die App satellite wird künftig Telefongespräche in Echtzeit datenschutzkonform mit Hilfe von KI zusammenfassen.

10 Stunden ago

MDM-Spezialist Semarchy stellt Data-Intelligence-Lösung vor

Als Erweiterung von Master-Data-Management ermöglicht es die Lösung, den Werdegang von Daten verstehen und sie…

11 Stunden ago

Apple stopft 15 Sicherheitslöcher in iOS und iPadOS

Sie erlauben unter anderem das Einschleusen von Schadcode. In älteren iPhones und iPads mit OS-Version…

12 Stunden ago

Hochleistungs-NAS-Speicher für KI-Daten

Neuer Speicher für KI von Huawei mit integrierter Ransomware-Erkennungs-Engine und deutlich geringerem Energiekonsum.

12 Stunden ago