Apple speichert private Daten ungefragt in iCloud

Nach Angaben des in Berlin lebenden amerikanischen Sicherheitsspezialisten Jeffrey Paul speichert OS X 10.10 Yosemite ungesicherte Dokumente standardmäßig in Apples Cloudspeicherlösung iCloud ab. Darunter fallen sämtliche Daten, die von Anwendungen bearbeitet werden, die Apples Funktion zur Wiederherstellung von Dokumenten nutzen (saved application state). Diese wurde zusammen mit Mac OS X Lion eingeführt. Sie sorgt dafür, dass bei einem erneuten Öffnen des Dokuments Anwender genau an der Stelle weiterarbeiten können, an dem sie es zuvor geschlossen haben.

Den Grund für dieses Verhalten vermutet Paul in der neu eingeführten Funktion Continuity, die es ermöglicht, ein Dokument beispielsweise mit dem iPad zu erstellen und zu einem bestimmten Zeitpunkt am Mac weiter zu bearbeiten, ohne dass es zuvor vom Anwender abgesichert wurde. So nützlich die Funktion auch sei, damit würden sämtliche geöffneten Dokumente an Apple-Server übermittelt.

Paul hat außerdem herausgefunden, dass OS X Yosemite E-Mail-Adressen von Personen über iCloud synchronisiert, mit denen man mit Apple Mail kommuniziert – unabhängig davon, ob diese mit einem iCloud-Konto verbunden sind oder nicht. Der entsprechende Dienst befindet sich in ~/Library/Containers/com.apple.corerecents.recentsd/Data/Library/SyncedPreferences/recentsd-com.apple.mail.recents.plist.

ZDNet hat in einem Test die Aussagen Pauls überprüft und kann sie bestätigen. Auch ein auf Github veröffentlichtes Log-File beweist die Aussagen des Sicherheitsspezialisten. Allerdings haben Apple-Anwendungen wie Textedit, Numbers, Pages und andere bereits unter Mavericks nicht gespeicherte Dokumente auf iCloud zwischengespeichert, was Apple auch in einem Dokument erläutert. Dies war allerdings für Anwender nicht so offensichtlich, da man nur über die jeweilige App darauf zugreifen konnte. Inzwischen hat man unter Yosemite direkten Zugriff auf den Cloud-Speicher.

Außerdem ist ZDNet auf eine weitere Besonderheit gestoßen. Obwohl die in iCloud abgespeicherten Daten unter Yosemite gelöscht wurden, konnte man mit Mavericks auf diese noch zugreifen. Offenbar nutzt Mavericks einen anderen Speicherort als die neueste OS-X-Version. Wer also sichergehen will, dass keine Daten mehr in der Apple-Cloud abgespeichert sind, muss sie sowohl unter Mavericks als auch unter Yosemite löschen und iCloud Drive in Systemeinstellungen – iCloud deaktivieren.

iCloud: Obwohl sämtliche Dokumente in iCloud Drive unter Yosemite gelöscht wurden, kann man mit Mavericks nach wie vor auf diese zugreifen (Screenshot: ZDNet.de).

Update 28.10:

Wer iCloud Drive nutzen möchte, ohne dass neu angelegte Dokumente standardmäßig in Apples Clouddienst zwischengespeichert werden, gibt im Terminal folgenden Befehl ein:

defaults write NSGlobalDomain NSDocumentSaveNewDocumentsToCloud -bool false

Mit folgendem Befehl wird die Aktion rückgängig gemacht:

defaults write NSGlobalDomain NSDocumentSaveNewDocumentsToCloud -bool true

Tipp: Wie gut kennen Sie Apple? Überprüfen Sie Ihr Wissen – mit 15 Fragen auf silicon.de.

Kai Schmerer

Kai ist seit 2000 Mitglied der ZDNet-Redaktion, wo er zunächst den Bereich TechExpert leitete und 2005 zum Stellvertretenden Chefredakteur befördert wurde. Als Chefredakteur von ZDNet.de ist er seit 2008 tätig.

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