Bericht: NSA fängt massenhaft Bilder aus sozialen Netzwerken und E-Mails ab

Der US-Auslandsgeheimdienst National Security Agency fängt täglich Millionen Bilder ab, um sie mithilfe eines Gesichtserkennungsprogramms auszuwerten und nachrichtendienstliche Ziele zu verfolgen. Die Fotos stammen unter anderem aus E-Mails, Textnachrichten, Sozialen Medien und Videokonferenzen. Das berichtet die New York Times unter Berufung auf Geheimunterlagen aus dem Fundus des Whistleblowers Edward Snowden.

Die Sammlung von Bildern hat nach Ansicht von NSA-Vertretern das Potenzial, die Überwachung von Zielen zu revolutionieren. „Es geht uns nicht mehr nur um die traditionelle Kommunikation“, heißt es in dem Dokument aus dem Jahr 2010. Der Geheimdienst verfolgt demnach alle digitalen Spuren, die ein Ziel bei seinen regulären Aktivitäten im Internet hinterlässt, um biografische und biometrische Daten zusammenzutragen, die eine genauere Identifizierung ermöglichen.

Eine der von der New York Times beschriebenen Präsentationsfolien zeigt mehrere Bilder, die eine Person an unterschiedlichen Orten und mit unterschiedlicher äußerer Erscheinung zeigt. Daneben werden weitere Daten wie Reisen und bekannte Partner aufgeführt. Wie viele Fotos die NSA inzwischen gesammelt hat geht allerdings nicht aus den Unterlagen hervor.

Ein NSA-Sprecher erklärte gegenüber CNET, die Abhörprogramme seien so entwickelt worden, dass sie US-Gesetzen und den außenpolitischen Zielen entsprächen. „Wir würden unseren Job nicht machen, wenn wir nicht ständig versuchen würden, die Genauigkeit der Signale von nachrichtendienstlichen Aktivitäten zu verbessern – mit der Absicht, ausländische Ziele zu enttarnen und Pläne, die den USA und ihren Partnern schaden könnten, aufzudecken.“

Technologien zur Gesichtserkennung sind trotz ihrer zunehmenden Beliebtheit bei Strafverfolgungsbehörden und Unternehmen umstritten. Datenschützer in den USA haben beispielsweise Pläne der Bundespolizei FBI kritisiert, eine Datenbank mit bis zu 52 Millionen Fotos anzulegen. Das FBI bezeichnete sie als ein wichtiges Werkzeug für die Verbrechensbekämpfung. Die Electronic Frontier Foundation wehrt sich jedoch gegen die Einbeziehung von Fotos für andere Zwecke als die Strafverfolgung.

Facebook hatte 2012 nach Kritik unter anderem aus Deutschland seine Gesichtserkennung in Europa abgeschaltet. Anfang 2013 bestätigte es die Löschung aller zur automatischen Gesichtserkennung gespeicherten Daten. Allerdings will das Social Network nicht vollständig auf diese Funktion verzichten. Derzeit arbeitet es an einer Software, die in der Lage sein soll, Gesichter in Fotos fast genauso präzise zu erkennen wie ein Mensch. Das DeepFace genannte System basiert auf einer 3D-Technik und erzielt eine Genauigkeit von 97 Prozent.

[mit Material von Steven Musil, News.com]

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Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die ZDNet-Redaktion. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

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